Außenmelker bringt die Kühe in Stellung
Betrieb Hering in Schellenberg im Westerwald besucht
Bei der Milchfachtagung in Rennerod (siehe Bericht Seite 30) bestand die Möglichkeit, den 300er-Milchviehbetrieb der Familie Hering in HellenÂhahn-Schellenberg im Oberwesterwald zu besichtigen, der mit sechsreihigem Boxenlaufstall und außenliegenden Futtertischen sowie einem Außenmelker-Melkkarussell gebaut worden ist. Im Dezember 2013 wurde der 75 m lange Stall mit integriertem Melkbereich bezogen. Bei Baukosten von circa 5 800 Euro (ohne MwSt., der Betrieb optiert) je Kuhplatz wurde sehr kosteneffizient gebaut.

Foto: Moe
Den zweiten „Luxus“, auf den man im Michbetrieb Hering besonderen Wert beim Bau gelegt hat, ist das Außenmelker-Karussell. Die Kühe stehen mit dem Euter nach außen und haben mehr Platz in ihren Kabinetten, können sich sehen und fühlen sich wohler als in herÂkömmÂliÂchen Melkkarussells, erläutert der Junglandwirt. Mit dem Eintritt ins Karussell erfolgt die Kuherkennung, sie wird stimuliert und gemolken, die Selektion geschieht im Rücktrieb.
130 Kühe pro Stunde von einer Person melken
Hauptgrund, warum man sich für das Außenmelkerkarussell entschlossen habe sei, dass sich mit dem Melksystem ein hoher Durchsatz je Melker erzielen lasse. Im Betrieb Hering werden circa 130 Kühe pro Stunde von einer Person gemolken. Eine zweite Person im Melkstand wird nur für Problemtiere (Kannenmelkkühe) benötigt, die dann eine zweite Runde im Karussell mitfahren. Ansonsten verzichtet man im Betrieb auf technische Raffinessen, wie beispielsweise einen Spaltenroboter und nutzt stattdessen Spaltenschieber. Auch ist der Stall nach zehnjährig guten Erfahrungen im Betrieb im alten Boxenlaufstall wieder mit Natron-Dampfleuchten ausgerüstet worden, statt mit der in der Branche derzeit umworbenen LED-Beleuchtung, die aber den Landwirten wegen einer nicht so breiten Lichtstrahlung und weÂgen der Anforderung zur häufigeren Reinigung gegenüber den Dampfleuchten letztlich nicht zugesagt hat. Im Betrieb wird kein Lichtprogramm gefahren. An vielen Aspekten hat sich der junge Betriebsleiter an seiner Erfahrung aus einem viermonatigen Praktikum in neuseeländischen Milcherzeugerbetrieben orientiert, um besonders kostengünstig Mich zu erzeugen. Auffallend ist die großzügige Außenanlage um das Stallgebäude. Das hat den Vorteil, dass sämtliche Routineabläufe, angefangen vom Futtertransport, über das Abholen der Milch durch den SammelÂwagen bis zum Rangieren der Viehtransporter schnell erledigt werden können.
Der Betrieb ist vor 50 Jahren aus dem Dorf ausgesiedelt worden. Ein erster großer Wachstumsschritt von 20 auf 60 Milchkühen erfolgte Mitte der 80er Jahre mit dem Bau eines Boxenlaufstalles mit Fischgrätenmelkstand. Zwölf Jahre später wurde ein weiterer Stall gebaut und der Bestand auf 120 Kühe erweitert.
Vor einem Jahr wurde schließlich dieser neue Stall bezogen, mit derzeit 260 Kühen, der für eine Herde von 300 Kühen angeÂlegt worden ist. Juniorchef und Hofnachfolger Philipp hat drei ältere Schwestern. An der Fortführung ihres Betriebes wären alle ihre Kinder interessiert geÂwesen, so Rainer Hering.
Moe – LW 51/2014