Automatische Fütterung vom Kalb bis zur Kuh

Gea und Förster Technik stellen Produkte vor

Die Basis für die Aufzucht einer gesunden und leistungsstarken Kuh wird in den ersten Lebensstunden des Kalbes mit der Biestmilchversorgung gelegt. In einem Online-Fütterungsseminar von Gea Ende Februar ging es nicht nur um die gezielte Kolostrumversorgung, sondern auch um die Vorteile einer automatischen Kälberfütterung. Die Kälber profitieren von der physiologisch sinnvollen Verabreichung kleinerer Milchmengen mehrmals am Tag ebenso wie der Landwirt, der dadurch viel Arbeitszeit sparen kann.

Mit der dem Mix Feeder von Gea können nicht nur Milchkühe, sondern auch Kälber und Jungrinder automatisiert mit TMR versorgt werden. Auch kleine Mischungen sind damit nach Angaben des Unternehmens exakt ausdosierbar.

Foto: Werkfoto

Ein Kalb sollte so schnell wie möglich innerhalb der ersten vier Stunden nach der Geburt mit Kolostrum bester Qualität versorgt werden. „Was man hier verliert, kann man nicht mehr aufholen“, erklärte Jürgen Plesse, der als Kälberexperte bei Förster-Technik zu dem Gea-Seminar eingeladen worden war. Er legte den Landwirten ans Herz, die Kolostrumqualität bei jeder Kuh zu überprüfen – entweder mit einer Spindel oder einem Refraktometer. „Es gibt sehr große Schwankungen bei den Immunglobulingehalten“, sagte Plesse. Es würden rund 250 g Immunglobuline für eine ausreichende Immunisierung benötigt. Um das zu gewährleisten, seien hohe Gehalte nötig. Zudem verringere sich die Passagerate der Antiköper durch die Darmwand des Kalbes im Laufe der ersten 24 Stunden. Plesse riet dazu, gutes Kolostrum zu bevorraten. Hierfür könne das Kolostrum pasteurisiert und in Beuteln eingefroren werden. Der Pasteur eigne sich auch für das schonende Auftauen und Erwärmen des Milchvorrats.

Bis um den 40. Tag werden mit der Ernährung des Kalbes die Grundlagen dafür gelegt, dass das genetische Potenzial der Tiere voll ausgeschöpft werden kann. Die ersten 40 Lebenstage sind so entscheidend, weil Wachstum von Gewebe und Organen in Folge von Zellteilung stattfindet. Danach wächst nicht mehr die Anzahl, sondern das Volumen der Zellen. Der Grundstein für eine hohe Lebens-Milchleistung wird in dieser frühen Lebensphase gelegt. Die Prägung des Stoffumsatzes, die metabolische Programmierung, findet ebenfalls in dieser Phase statt und wirkt sich lebenslang aus. Auf dieser Erkenntnis fußt das 40 Fit-Programm von Förster. Es sieht nach Angaben von Jürgen Plesse eine 35 Tage dauernde Phase mit kontrollierter ad libitum-Fütterung und eine ebenfalls 35 Tage dauernde Abtränkphase vor. Das langsame Abtränken von 12 auf 2 Liter verhindere Wachstumsdepressionen und fördere die Vormagenentwicklung. „Intensiv gefütterte Kälber fressen als Kuh mehr und können ihre genetische Veranlagung besser ausnutzen“, erklärte der Fachmann. Zu frühes Absetzen hingegen löse einen Energiemangel aus.

Kälber mehrmals täglich tränken

Kälber werden in den meisten Betrieben zweimal am Tag gefüttert, im besten Fall dreimal. „Das ist aber nicht physiologisch“, erklärte Plesse. Besser sei es, die Kälber über den Tag verteilt mit mehreren Portionen körperwarmer Milch zu versorgen. Das gelingt aber nur mit einer automatischen Fütterung. Förster hat mit Calf Rail eine solche Lösung auf den Markt gebracht. Das automatische Fütterungssystem fährt schienengeführt bis zu acht Mal am Tag an den Kälbern in Einzelhaltung entlang und versorgt sie mit frisch zubereiteter Tränke in altersgerechten Portionen bei optimaler Tränketemperatur. Das Calf Rail reinigt sich vollkommen automatisch nach jeder Fütterung und garantiert damit die erforderliche Hygiene. Das System gibt es auch in der Duo-Ausführung (siehe LW 6 RLP, Seite 42 und LW 7 Hessen, Seite 40), bei der zwei Kälber gleichzeitig getränkt werden können. Gesteuert wird das Calf Rail über einen Tränkeautomaten, über den auch die Versorgung der Kälber in der Gruppenhaltung erfolgen kann.

„In der Gruppenhaltung ist es deutlich schwieriger, das einzelne Kalb im Blick zu behalten“, so Plesse. Die Kälber werden in der Station über ein Halsband mit RFID-Code erkannt und bekommen Milch nach ihren Bedürfnissen ausdosiert. Gleichzeitig kann die Milchaufnahme jedes Kalbes dokumentiert werden. Plesse empfahl den Milcherzeugern, homogene Kälbergruppen mit Kälbern zu bilden, die innerhalb von zehn Tagen geboren sind. Der Tränkeautomat kann nach seinen Angaben vier Gruppen bis zu jeweils 30 Tieren versorgen.

Kälber mit Raufutter versorgen

„Die Haltungs-Verordnung schreibt eine schnelle Versorgung der Kälber mit Raufutter und Kraftfutter vor“, erklärte Dr. Walter Weymann, Fütterungsspezialist bei Gea. In Kombination mit dem Tränkeautomat hält er die Ausdosierung von Kraftfutter über einen Kraftfutterautomaten für sinnvoll. „Damit lässt sich die Fütterungsmenge auf die Milchaufnahme abstimmen.“ Für die Raufuttervorlage eigne sich eine Kälber-TMR deutlich besser als eine Kuh-TMR. So eine Trocken-TMR könne entweder zugekauft oder selbst gemischt werden. „Aber die Qualität ist wichtig. Verfüttern Sie nur Top-Futter.“

Automatische Fütterung auch für Jungtiere

Gea-Mitarbeiter Markus Sprungk präsentierte, wie eine TMR-Fütterung für Kälber und Jungrinder automatisiert werden kann. Mit dem Gea Mix Feeder könnten auch kleine Mischungen exakt ausdosiert werden. „So lassen sich auch die Kälber ein- oder zweimal am Tag mit einer frischen TMR versorgen.“ Er stellte einen Betrieb in Dänemark vor, der seine 140 Milchkühe samt Nachzucht seit 1999 mit einem Gea Mix Feeder füttert. Der Betrieb hat seine Jungtiere je nach Alter in vier Gruppen eingeteilt: 2 bis 5 Monate alte Tiere, 5 bis 10 Monate alte, 10 bis 14 Monate sowie 14 bis 22 Monate alter Tiere. „Jede Gruppe wird einmal täglich gefüttert. Die Basismischung besteht aus Maissilage, Luzerne und Stroh. Protein wird entsprechend der Bedürfnisse der Tiere zugegeben.“ Die Fütterungsstrategie scheint zu passen, das Erstkalbealter liegt bei 21,3 Monaten. „Ziel ist es, das Wachstum der Tiere optimal auszuschöpfen, so dass sie zum Besamungszeitpunkt ein Lebendgewicht von 400 kg haben.“

Preisbeispiele für ein automatisches Fütterungssystem, das sowohl die Kühe als auch die Kälber und Jungtiere im Betrieb versorgen kann, stellte Gea-Mitarbeiter Kenneth Arnswood mor. Nach seinen Worten kostet eine Anlage mit einem stationären 8 m³-Mischer und Mix Feeder für Betriebe mit einem Melkroboter, die mehrere Tiergruppen füttern kann, gut 92 000 Euro. Wird statt des an Schienen hängenden Ausdosierers eine 30 m lange Bandfütterung gewählt, belaufen sich die Kosten auf 63 000 Euro.

ibs – LW 10/2021