Bauern hatten schweres Jahr zu meistern
HBV: Ernteergebnisse 2011 betrieblich sehr unterschiedlich
Im Vorfeld des Landeserntedankfestes lud der Hessische Bauernverband vorige Woche zu einem Pressegespräch nach Niddatal in der Wetterau ein. Die TheÂmen waren die diesjährige Ernte, Betriebsergebnisse und das LandesÂernÂtedankfest, das der Verband in diesem Jahr zum 30. Mal veranstaltet hat.

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Zur Entwicklung auf den Märkten
Die Anbaudbedingungen waren schwierig, besonders beim Raps. Zur Aussaat im August war es zu nass, der Winter habe FrostÂschäÂden in den Kulturen hinterlassen und das Frühjahr sei zu trocken und zu heiß gewesen, weshalb beim Raps mit im Mittel etwa 32 dt/ha rund 20 Prozent weniger geerntet wurde. Mit minus zwei Prozent waren die Verluste beim Winterweizen geringer.
Die Getreideernte 2011 wurde immer wieder durch Niederschläge unterbrochen, so dass die Ernteperiode insgesamt länger dauerte als im Durchschnitt der vorherigen Jahre. Besonders betroffen seien NordÂhessens Regionen und die Mittelgebirgslagen gewesen, wo sich die Ernte bis Anfang September hingezogen habe. „Die Bauern mussten das Getreide von den Feldern stehlen.
Es war eines der schwierigÂsÂten Anbaujahre in der GeschichÂte – aber dennoch nicht unÂerÂÂfolgÂreich“, konstatierte Generalsekretär Voss-Fels. Die Getreidepreise seien derzeit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, der Preis für Raps liege mit circa 41 bis 42 Euro/dt über dem im Vorjahreszeitraum von rund 36 Euro/dt. Für Braugerste werde zur Zeit etwa 21,5 Euro/dt bezahlt, gegenüber 19 Euro/dt im Vorjahr. Allerdings fange der Preisanstieg bei Weitem nicht den deutlich niedriÂgeren Ertrag der Braugerste gegenüber den Vorjahren auf.
Mit etwa 170 000 ha ist Weizen mit Abstand die bedeutendste Ackerfrucht in Hessen, gefolgt von Gerste und Raps, wie Voss-Fels mitteilte. Die gesamte Getreideanbaufläche Hessens verringerte sich von knapp 301 000 ha (2007) auf 298 900 ha (2011). Auf den Zeitraum bezogen sind das 0,6 Prozent weniger. Der Durchschnittsertrag aller Getreidearten liegt laut der Bilanz des HBV mit circa 66 dt/ha um 5 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres.
Ebenso informierte der HBV über die laufende Ernte bei Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln. Es werde bei SiÂlo- und Körnermais von sehr guten Erträgen ausgegangen. Bei ZuckerÂrüben rechÂnet man mit einer RekordÂernÂte, so beispielsweise in der WetÂÂterau mit etwa 76 t/ha bei einem Zuckergehalt von 18 Prozent. Auch der Ertrag bei Kartoffeln sei gut, jedoch die Sortierung häufig nicht zufriedenstellend. Aufgrund der Frühjahrstrockenheit haben die Pflanzen weniger Knollen angesetzt und der Regen im Sommer hat dann Übergrößen gebracht. Ferner wurde über die Ernte von SparÂgel und Erdbeeren sowie die großen Verluste der Gemüsebauern in Hessen durch die EHEC-Krise im Mai/Juni informiert, in einer Jahreszeit, in der normalerweise der Umsatz der FeldÂgemüseanbauer im Jahreshoch sei.
Außerdem bezog der Generalsekretär Stellung zur Bauernverbandskampagne gegen den starken LandÂÂÂÂverlust. Rund 700 000 ha beträgt die landwirtschaftliche Fläche Hessens derzeit. StatisÂtisch betrachtet verliert Hessen täglich fünf ha Land und damit in nur vierzehn Tagen die ExisÂtenzÂgrundÂlage eines HauptÂerÂÂÂwerbsÂbeÂtriebs, so Voss-Fels. Bevor neue Baugebiete ausgewiesen würden, solle versucht werden, Ortskerne zu nutÂzen. Auch müsse der naturschutzrechtliche Ausgleich auf ein notÂÂÂwenÂdiÂges Maß reduziert werden. Zur EnerÂgieÂÂwenÂde könne die Landwirtschaft nur beitragen, wenn sie über genügend Flächen verfüge.
Keinen großen Einfluss auf die Brot- und Brötchenpreise hätten steigende AgrarpreiÂse, auch wenn dies oft in der Öffentlichkeit so dargestellt werde. Von einem Euro Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel erhalte der LandÂwirt heute durchschnittlich nur noch 21 Cent, Tendenz fallend, so Voss-Fels. Am niedrigsten sei der ErlösÂanteil bei Brotgetreide und Brotgetreideerzeugnissen mit circa 4 Prozent.
Sauenhalter stehen unter Druck
Voss-Fels sprach detailliert zur Entwicklung der BetriebsÂÂerÂgebÂnisÂse. „Nach einer ersten Auswertung des WirtÂÂÂschaftsÂjahres 2010/11 beläuft sich der durchschnittliche Gewinn je FamiliÂen-Arbeitskraft auf rund 3 000 Euro im Monat.“ Dieser Betrag sei jedoch nicht mit dem Lohn eines ArbeitÂnehÂmers gleichzusetzen. Davon müssÂten noch die SoÂzialÂverÂsiÂcheÂÂrungsÂbeiÂträge, SteuÂern und NettoinÂvesÂtiÂtiÂoÂnen bezahlt werden.
Große Unterschiede wurÂÂÂÂden zwiÂschen den BeÂtriebsforÂmen deutÂlich: Im Schnitt der 550 anaÂlysierten Betriebe aus Hessen konnten zwar seit langem endlich wieder NettoÂinÂvesÂÂtitioÂnen realisiert werden. Jedoch bereiten dem Generalsekretär die VeredÂlungsÂÂÂbeÂÂÂÂÂtrieÂbe Sorgen, hier besonders die schwierige Lage der Ferkelerzeuger. „Seit über einem Jahr passiert bei den Ferkelpreisen nichts“, so Voss-Fels. In der Ferkelproduktion ergebe sich allein durch gestiegene FutterkosÂten eine MehrÂbelasÂtung von circa 12 Euro je Ferkel.
Wertschöpfung in der Region
Der VorsitzenÂde des RegioÂnalbauernverÂbandes Wetterau-FrankÂfurt, Herwig Marloff, berichÂtete über Struktur und BeÂÂsonÂderÂheiÂten der Betriebe in seinem Verbandsgebiet. Die Rübenanbaufläche sei in der Wetterau von 8 000 ha in den 80er Jahren auf nun 4 000 ha gesunken.
Mit dem Verlust der ZuckerÂfabriÂken Friedberg und Groß-Gerau hätten die Landwirte keine ortsÂnahen Werke mehr, obwohl sich der fruchtbare Landkreis bestens für RübenÂÂbau eigne. Aber drei Mühlen seien in der Region (Frankfurt, KilianstädÂten, Schöneck) in Betrieb. Ihre Existenz sei wichtig für mehr WertÂschöpfung der landwirtÂschaftÂÂÂlichen Betriebe in der Region. Denn: „Alles, was an RäÂÂdern hängt, kostet uns Landwirten Geld“, so Marloff.
Moe