Bauern hoffen auf beständiges Erntewetter

Weizenernte in Ost- und Nordhessen kommt nicht voran

In der vergangenen Woche war der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, auf drei landwirtschaftlichen Betrieben in Ost- und Nordhessen zu Gast, um die Medienvertreter über den Stand der Ernte zu informieren. Schneider sprach in Bezug auf die bisher vorliegenden Ernteergebnisse bei Wintergerste, Raps und Winterweizen von einer zufriedenstellenden bis guten Ernte. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass es je nach Witterungs- und Standortbedingungen große regionale Unterschiede gebe. Aktuell bereiteten die häufigen Niederschläge Sorgen.

Von links: Adolf Lux, Vorsitzender des RBV Kurhessen, Betriebsleiter Georg Hoos mit Ehefrau Helga und HBV-Präsident Friedhelm Schneider wünschen sich trockenes Wetter, damit die reifen Weizenbestände geerntet werden können.

Foto: Reinhard Schulte-Ebbert (1), Bernd Weber (2)

„Sturm, Starkregen und Hagel haben in vielen Gemarkungen Hessens in diesem Sommer ihre Spuren hinterlassen. Es kam zu Hagelschäden und Lagergetreide“, betonte Schneider. Nach Angaben der Vereinigten Hagelversicherung wurden hessenweit insgesamt 14 000 ha geschädigt. Rund 500 Betriebe sind betroffen. Die Schadenssumme beträgt circa 5 Mio. Euro.

„Wir Bauern sind sehr besorgt darüber, dass der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln aufgrund von EU-Vorgaben zunehmend reglementiert wird.“ Mit diesen Worten ging der HBV-Präsident auch auf die Kampagne des Bauernverbandes „Pflanzen ernähren und schützen – wir können das.“ ein. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln dürfe nicht länger durch gefühlte Risiken und aus ideologischen Gründen in Frage gestellt werden. Ein effizienter und nachhaltiger Ackerbau sei dadurch gefährdet. „Denn eines muss allen klar sein: Wer ernten will, muss nicht nur säen, sondern auch düngen und Pflanzenschutz betreiben“, so Schneider.

Lothar Röder, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, sagte auf dem Betrieb von Peter Bleuel in Fulda-Oberrode, dass im Raum Fulda die Wintergerste vollständig ab­geerntet sei, der Raps zum großen Teil. Weizen stehe noch zu 95 Prozent auf den Feldern. „Die Erträge liegen leicht über dem fünfjährigen Mittel. Es besteht kein Grund zu Klagen. Jetzt brauchen wir allerdings anhaltend trockenes Wetter, damit wir den Weizen ohne Qualitätsverluste dreschen können“, so der Kreisvorsitzende.

Erhard Mörmel, Außenstellenleiter der Raiffeisen Waren GmbH für Osthessen, hob hervor, dass die starken Niederschlä­ge im Juli und Anfang August bislang noch keine Schäden beim Weizen angerichtet hätten. Er berichtete von europa- und weltweit guten Erträgen. Deshalb seien die Getreide- und Rapspreise gegenüber dem Vorjahr zwischen 10 und 25 Prozent gesunken.

Erich Schaumburg, Vorsitzender des KBV Kassel; HBV-Präsident Friedhelm Schneider, Betriebsleiter Carsten Rennert und Landwirt Norbert Ithner vom Magistrat der Stadt Wolfhagen, hoffen darauf, dass das im Hintergrund abgestellte Mähdrescher-Schneidwerk bald wieder zum Einsatz kommt.

Foto: Reinhard Schulte-Ebbert (1), Bernd Weber (2)

Landwirt Peter Bleuel, der 2 000 Mastschweine hält und 165 ha Ackerland bewirtschaftet, hatte zum Zeitpunkt des Pressetermins, Mittwoch der vergange­nen Woche, zwei Drittel seiner Ern­te eingefahren. Er war mit den bisherigen Ernteergebnissen sehr zufrieden und wertete die sinkenden Futtergetreidepreise für seinen Veredlungsbetrieb positiv.

Felder in Nordhessen für Mähdrescher unbefahrbar

Von Georg Hoos, Ackerbauer in Frielendorf-Obergrenzebach, erfuhren die Pressevertreter, dass er 70 ha Weizen nicht drillen konnte, weil die dafür vorgesehe­nen Flächen im Herbst letzten Jahres stark vernässt waren. Er musste auf Sommerweizen umstellen. Jetzt bangt er um die Ernte, weil es durch die heftigen Niederschläge der letzten Wochen so nass ist, dass die Felder mit herkömmlichen Mähdreschern nicht zu befahren sind. Allein im Juli fielen 205 Liter Regen pro Quadratmeter. In dieser Situation seien Raupenfahrzeuge erforderlich, damit die Äcker überhaupt befahren werden können.

Adolf Lux, Vorsitzender, und Dr. Bernd Wenck, Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes Kurhessen, berichteten, dass Gelbrost dem Weizen zusetzte. Man musste diese Pilzkrankheit früh bekämpfen.

Erich Schaumburg, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Kassel, wies auf dem Betrieb von Carsten Rennert in Wolfhagen-Niederelsungen darauf hin, „dass die Mähdrescher wegen der starken Niederschläge auf den Feldern regelrecht absaufen.“ Er hofft, wie seine Berufskollegen, auf zwei Wochen trockenes Erntewetter.

hbv – LW 33/2014