Beim Futter für Schweine Fasermixe einsetzen

Schweinetag in der Pfalz und der Eifel

Anfang November fand der alljährliche Schweinetag des DLR Westpfalz, des Verbandes für Schweineproduktion Rheinland-Pfalz-Saar, des DLR Eifel, des VLF Eifel und der ALB statt. So ermöglichen die Berater den interessierten Schweinehaltern im ganzen Land parallel den Schweinetag in Matzenbach in der Pfalz und in Wolsfeld in der Eifel zu besuchen. Die Referenten informierten jeweils zu den gleichen Themen.

Niedrige Preise und eine schwindende Infrastruktur erschweren die Schweinehaltung, die Besamungsstation Lohfelden geht nun in Griesheim auf.

Foto: Pint

Die Tierärztin Dr. Katja Brase startete die Veranstaltung mit einem Vortrag über MRSA, Methilicilin Resistenter Stapylococcus Aureus. Staphylokokken gehören zur normalen Mikroflora der Haut. Einige Staphylokokken sind resistent gegenüber Antibiotika auf Methilicilin-Basis. Es existieren drei verschiedene Formen des Keimes. Neben den Tierischen Keimen (LA-MRSA) und den Gesellschaftskeimen (CA-MRSA) existieren außerdem noch die Krankenhauskeime (HA-MRSA), welche die potenziell größte Gefahr für den Menschen darstellen. Eine Infektion kann durch Kontakt mit Tieren (auch Haustiere) und Menschen, wenn sie Träger von MRSA-Keimen sind, oder im Krankenhaus erfolgen. Die Übertragung erfolgt über die Schleimhäute. Besiedelt werden die Schleimhäute und der Rachen.

Eine Gefahr besteht dann, wenn die Erreger über offene Wunden oder während einer Operation in den Körper eindringen. Dann kann es zu einer Blutvergiftung mit tödlichem Ausgang kommen.

Steht eine Operation an oder erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, sollte man seinen Arzt informieren und eine Untersuchung veranlassen. Schweinehalter sind häufig kolonisiert aber nicht infiziert. Wenn man Träger von MRSA-Keimen ist, kann man mit einer speziellen Nasensalbe eine Kolonisierung der Schleimhäute mit MRSA beseitigen. Diese ist mindestens zehn Tage lang anzuwenden. Zudem muss ein Antibiotikum auf Nicht-Methilicilin Basis eingesetzt werden. Ist bei einer Behandlung mit einem Antibiotikum nach maximal drei Tagen kein Behandlungserfolg zu erkennen, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Verwandte und Mitarbeiter sollten darüber informiert sein, dass Tierhalter ein potenziell höheres Risiko tragen, damit im Falle eines Unfalles der behandelnde Arzt darüber informiert werden kann.

Wann darf lebensschwaches Tier getötet werden?

Um das Risiko einer Kolonisierung mit MRSA zu senken, sollten die Grundlagen der Hygiene beachtet werden. Dazu gehören Reinigung und Desinfektion, Schadnagerbekämpfung, Rein-Raus-Verfahren aber auch das Händewaschen vor, während und nach der Stallarbeit.

In einem weiteren Vortrag ging Dr. Brase auf die tierschutzgerechte Tötung lebensschwacher Schweine ein. Ein Tier muss getötet werden, wenn es über längere Zeit an erheblichen, nicht behebbaren Schmerzen leidet. Dies ist dann gegeben, wenn das Tier an einer schweren Krankheit ohne Aussicht auf Heilung leidet oder ein Weiterleben im Bestand mit Leiden und Schmerzen verbunden ist. Vor allem sind Temperatur, Gewicht, Saugreflex, Missbildungen, Krankheiten und Verletzungen zu beurteilen. Allerdings müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Untergewicht oder überzählige Ferkel sind kein Tötungsgrund.

Nottöten dürfen Land- und Tierwirte mit abgeschlossener Ausbildung, wenn die Sachkunde vom zuständigen Veterinäramt anerkannt wird.

Muss eine Tötung durchgeführt werden, ist das Tier zuerst zu betäuben. Hierzu eignet sich der Einsatz eines Bolzenschussapparates – Hinweis: Dieser ist nicht zur Tötung zugelassen – oder bei Ferkeln ein fester Kopfschlag. Die darauffolgende Tötung kann mittels Kehlenschnitt erfolgen, wobei zu beachten ist, dass das anfallende Blut separat aufzufangen ist und nicht in die Gülle gelangen darf. Nach der Tötung ist noch eine zehnminütige Nachkontrolle durchzuführen, um sicherzustellen, dass das Tier auch tot ist. Erst danach darf es in den Kadaverbehälter gebracht werden.

Nach einer kurzen Pause ging Otto Schwemmer von der LfL Schwarzenau darauf ein, wie man kostengünstig und unter Berücksichtigung künftiger Entwicklungen seine Stallkapazitäten in Mast und Aufzucht erweitern kann.

Bevor eine Erweiterung oder eine rechtliche Anpassung der Stallplätze in einem Betrieb ansteht, sollte man sich darüber im Klaren sein, wie lange der Betrieb noch fortgeführt werden soll. Ist der Betriebsleiter zwischen 50 und 55 Jahre und es existiert kein Hofnachfolger ist ein Stallneubau nicht mehr sinnvoll. Als Übergangslösung bietet sich die Stallpacht, die Aufzucht (Mast?) mit Umstallen oder der kostengünstige Umbau von vorhandenen Gebäuden wie Fahrsiloanlagen oder Scheunen auf Tiefstreu an. Hier fallen häufig nur Kosten für die Stalleinrichtung an, die über zehn Jahre abgeschrieben werden kann.

Wie sieht der Schweinestall der Zukunft aus?

Für Betriebe, die auch weiterhin in die Schweinehaltung investieren wollen, konnte der Experte keine klaren Empfehlungen aussprechen. Zu unterschiedlich sind die Wünsche und Anforderungen der verschiedenen Interessensgruppen hinsichtlich Tierschutz, Emissionen, Tiergesundheit und Arbeitswirtschaft. Zu unklar sind derzeit noch die Vorgaben der Politik.

Außerdem ging er darauf ein, dass jeder Betriebsleiter das Wasserangebot und die Futterverluste kontrollieren sollte. Die Tränkenippel sollten mindestens 0,8 Liter Wasserdurchfluss pro Minute aufweisen. Diese Durchflussmenge sollte auch gegeben sein, wenn zehn bis 15 Prozent der Tränkenippel in Betrieb sind. Geringere Durchflussraten reduzieren die TGZ um bis zu fünf Prozent. Die Futterverluste kann man durch Auffangnetze oder Gummimatten um die Futterautomaten senken. Durch diese Maßnahme kann ein Betrieb seine Futterverluste um 1,5 Prozent senken. Für einen 1 000-er Maststall sind das pro Jahr rund 12 t Futter und rund 3 000 Euro.

Anschließend an das gemeinsame Mittagessen informierte Dr. Meike Friedrichs über die Besamungsstation Griesheim. Mit dem Zusammenschluss von ZBH und GFS wurde die Besamungsstation Lohfelden geschlossen und alles an den Standort Griesheim verlagert. Aktuell befinden sich 116 Eber in Griesheim, wobei im Frühjahr nächsten Jahres ein Stallneubau mit Ebervorführung geplant ist. Durch den Zusammenschluss der beiden Besamungsstationen ändert sich nichts hinsichtlich der Ansprechpartner für Sperma­bestellungen. Die Nachkommenprüfung der Eber wird weiterhin auf Station in Alsfeld und neu jetzt auch im Feld durchgeführt. Die geprüften Eber werden wie gewohnt in die Gruppen Qualitäts- und Topgenetik zu den bekannten Preisen eingestuft. Nach Zusammenführung der Feld- und Stationsdaten in einer Zuchtwertschätzung wird die Einstufung der geprüften Eber aufgefächert in die Klassen Bronze (ohne Zuschlag), Silber (0,50 Euro Zuschlag), Gold (1,50 Euro Zuschlag) und Platin (3 Euro Zuschlag). Nähere Informationen zu den Zuchtebern können im Internet unter www.zbh-gfs.de in der Eberdatenbank eingesehen werden.

Im nachfolgenden Vortrag ging Christian Müller von der Firma Höveler auf den Einfluss der Fütterung bezüglich Darmgesundheit und Wohlbefinden der Schweine ein.

Wichtig für Darmgesundheit und Wohlbefinden sind die Faserfraktionen. Die Rohfaser umfasst Bestandteile, die sowohl im Dickdarm fermentiert werden können als auch Bestandteile, die nicht fermentiert werden können (BFS). Ein hoher Anteil an fermentierbaren Substanzen fördert erwünschte Mikroorganismen, die den Dickdarm über die Absenkung des pH-Wertes stabilisieren und den Stickstoff (N) im Kot statt im Harn (NH3) fixieren. Der Parameter Rohfaser liefert hierzu keine ausreichenden Informationen. Besser geeignet sind die Parameter NDF und ADF. Die vorläufigen Empfehlungen hierzu finden sich in der Tabelle.

Geeignete Faserfuttermittel sind Apfeltrester und Luzerne­heu oder -cobs. Der Referent empfahl Fasermixe. Sie bestehen aus drei oder vier Komponenten, wie Apfeltrester, Sonnenblumenschrot, Haferschälkleie und Lignocellulose. Durch die Kombination verschiedener Faserträger werden die Nachteile einzelner Komponenten, wie hohe Ca- Werte bei Trockenschnitzel, P-Werte bei Rapsschrot, oder ADF-Gehalte bei Lignocellulose kompensiert.

Futter nicht zu fein mahlen – Entzündungen sind Folge

Durch zu fein vermahlenes Futter kommt es häufig zu Magengeschwüren am Mageneingang. Dieser Bereich ist nicht durch eine Schleimhaut geschützt. Durch die fehlende Schichtung aufgrund zu feiner Vermahlung, gelangt der saure Mageninhalt in diesen Bereich und löst dort Entzündungen aus. Pelletiertes Futter ist kritisch zu sehen, da es oft einen zu hohen Anteil an zu fein vermahlenem Schrot aufweist. Der Anteil der Teilchen unter 0,5 mm sollte bei Sauen maximal 30 Prozent und bei Mastschweinen maximal 35 Prozent betragen. Mykotoxine können bei höherer Konzentration zu Leistungseinbußen führen. Landwirte sollten ihr Getreide nach jeder Ernte nicht nur auf Inhaltsstoffe sondern auch auf die Mykotoxine DON und ZEA untersuchen lassen. Um Schäden durch Lagerpilze zu vermeiden, sollten die Silos vor der Ernte gereinigt werden. Dies sollte am besten durch ein darauf spezialisiertes Unternehmen erfolgen, da Landwirte häufig nicht über die notwendige Technik verfügen. Als I-Tüpfelchen empfahl der Referent den Einsatz von Futtersäuren in Verbindung mit ätherischen Ölen, die Phytobiotika. Dabei ist die Kombination verschiedener Säuren, wie Ameisensäure, Propionsäure und Milchsäure, günstiger zu beurteilen als der alleinige Einsatz von Ameisensäure weil das Wirkungsspektrum breiter ist. Während die Säuren gegen gramnegative Bakterien und Hefen wirken (Coli, Salmonellen), regen die Phytobiotika die Futteraufnahme an.

Zum Abschluss der Veranstaltung ging Dr. Iris Breitinger von der Firma Hipra auf die Krankheiten Parvovirose und Rotlauf ein. Probleme bereiten die negativen Subpopulationen in einigen Herden. Beide Krankheiten sind mit einer Impfung gut zu bekämpfen. Wichtig sei aber einen ständigen Impfschutz seines Bestandes zu gewährleisten.

In der Anzahl der Teilnehmer spiegelt sich auch die abnehmende Anzahl an Schweinehaltern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland wider. Ein Dankeschön gilt allen Teilnehmern, den Referenten sowie den Sponsoren (VLF Eifel, Futtermittelprüfring Eifel, ALB Rheinland-Pfalz-Saar, Fa. Hipra), die maßgeblich zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben.

Die Vorträge in voller Länge sind auf der Homepage der Tierhaltung RLP unter www.tierhaltung.rlp.de zu finden.

Fabian Pint und Dr. Thomas Priesmann  – LW 48/2016