Bester Auszubildender

Martin Wetzig ist Landessieger 2001 der Sparte Landwirtschaft

Das Bild des Landwirtsohnes, der später einmal den elterlichen Hof übernehmen und deshalb wie selbstverständlich eine Ausbildung als Landwirt macht, trifft auf Martin Wetzig nicht zu. Zwar nahmen ihn die Eltern bereits in jungen Jahren mit in den Stall. Doch war es nicht der elterliche Hof, auf dem er aufwuchs. Dem Landessieger im Berufswettbewerb in der Sparte Landwirtschaft I wurden die Kenntnisse und Fähigkeiten für die erfolgreiche Ausbildung zum Landwirt nicht mit in die Wiege gelegt.

Martin Wetzig ist Landessieger 2011 im Berufswettbewerb in der Sparte Landwirtschaft I. Rechts im Bild sein Ausbilder, Rainer Launhardt, vom Sonnenhof in Grävenwiesbach-Hundstadt im Hochtaunuskreis.

Foto: Matthias Pieren

„Nach dem Umzug meiner Eltern aus der DDR in den Westen im Jahre 1990 wohnten sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Fürfurt zur Miete“, berichtet der 20-Jährige. „Zwar arbeitete mein Vater in der DDR als Angestellter in einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Doch im Westen war er nicht mehr in der Landwirtschaft beschäftigt.“ So verbrachte er seine Kindheit ganz selbstverständlich auf dem Hof der Familie Steinhauer in Fürfurt.

Leben auf dem Lande

Vom Leben auf dem Lande war er schnell begeistert. „Kurt und Frank Steinhauer waren für mich wie ein Opa und Onkel-Er­satz. Stets war ich im Stall mit dabei und durfte die Kühe mit Heu füttern“, berichtet Wetzig. „Bereits in frühen Jahren fuhr ich erstmals alleine Traktor auf de Hof. Mit elf Jahren hatte ich bereits alle Aufgaben auf dem Hof einmal selber gemacht.“

In Fürfurt mit seinen 153 Einwohnern waren alle anderen Kinder außer ihm und seinem Bruder mindestens sieben Jahre älter. Mangels Spielkameraden ergab es sich zwangsläufig, dass der hoffnungsvolle Landwirt-Azubi jede freie Minute auf dem Hof verbrachte. Auch nach dem Umzug der Familie Wetzig vor acht Jahren nach Edelsberg im Landkreis Limburg-Weilburg hatte er sofort auf Landwirtschaftsbetrieben in der Umgebung Kontakte gesucht. „Im Betrieb Tiergarten von Willi und Jürgen Engel in Hirschhausen 2007 lernte ich weit mehr als die praktische Mitarbeit. Die beiden vermittelten mir Grundwissen und Zusammenhänge, die mich noch mehr für die Landwirtschaft begeisterten“, berichtet der angehende Landwirt. Im Jahr 2007 reifte auf dem Betrieb der Familie Engel schließlich der Entschluss, den Beruf des Landwirts anzusteuern.

Ein bodenständiger Beruf

„Ich brauche Dir eigentlich gar nicht zu sagen, was zu tun ist. Schalt Deinen Kopf ein, denk nach und du weißt selbst, was als Nächstes ansteht“, habe Willi Engel ihm seinerzeit gesagt. Das hatte Martin Wetzig nachhaltig in seiner Berufswahl beeinflusst.

Bewusst hatte der 20-Jährige vor seinem Abitur in Weilburg Praktika und Ferienjobs in anderen Branchen gemacht, um eine wohl überlegte Ausbildungswahl zu treffen. Doch jede freie Minute, die ihm neben dem Lernen und seiner Mitgliedschaft im Ruderclub Weilburg verblieb, verbrachte er jedoch weiterhin auf dem Betrieb Tiergarten der Familie Engel.

„Tiere, Technik, Pflanzen“

„Viele wollten mich von einer Ausbildung in der Landwirtschaft abraten. Der Berufsalltag in der Landwirtschaft ist aber so vielfältig und abwechslungsreich. Tiere, Technik, Pflanzen, das Arbeiten an der frischen Luft – all das hat mich in seinen Bann gezogen“, beschreibt der Auszubildende, der seit August 2010 mit Familienanschluss auf dem Sonnenhof der Familie Launhardt in Grävenwiesbach-Hundstadt im Hochtaunuskreis lebt und arbeitet. Er informierte sich früh über geeignete Ausbildungsbetriebe. Seine Wahl fiel auf den Sonnenhof. Die Launhardts betreiben auf 225 Hektar Ackerbau und halten über 60 Milchkühe. Mit vorbereiteten Bewerbungsunterlagen schaute kam er 2008 auf dem Sonnenhof in Hundstadt erstmals vorbei.

Vom Engagement beeindruckt

„Schon bei unserem ersten Gespräch hat mich sein umfassendes Interesse und seine außergewöhnlich umfangreichen Vorkenntnisse beeindruckt. Das unter­scheidet ihn von anderen Auszubildenden“, lobt Rainer Launhardt seinen erfolgreichen Azubi. „Mit entscheidend für die Einstellung waren aber seine Persönlichkeit und Charakter. Man lebt während der Ausbildungszeit zusammen unter einem Dach. Da muss auch das Menschliche stimmen.“ Der 61-jährige Landwirt lobt aber auch die Adolf-Reichwein-Berufsschule in Limburg, die sein Auszubildender einmal in der Woche zum Berufsschulunterricht besucht.

Betrieb erfolgreich führen

„Die erfolgreiche Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes setzt ein sehr umfassen­des Wissen voraus“, so Launhardt, der auch stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Hochtaunus ist. „Technik, Biologie und Pflanzenwelt, Chemie, Tierkunde und der Umgang mit Tieren, Betriebswirtschaft, das Wissen um die Verflechtung der Landwirtschaft mit der Politik und der Weltwirtschaft wird dort prima vermittelt.“ Später einen landwirtschaftlichen Betrieb gut organisiert und strukturiert zu führen, das könne man nur durch Lernbereitschaft und wachsames Mitdenken im Ausbildungsbetrieb erlernen. Pieren