Betrieb entwickeln zwischen Ökonomie und Tierwohl

Moderne Produktion braucht Innovation und Kommunikation

Die Tierhalter stehen in Deutschland vor großen Aufgaben: Wie können sie ihre Haltungsverfahren mit den ökonomischen Vorgaben durch den Markt und gesellschaftlichen Ansprüchen in Einklang bringen? Am Beispiel der Politik in Niedersachsen, die spontan mit der Erarbeitung eines Tierschutzplans reagierte, erläutert Dr. Peter Hiller von der Landwirt­schafts­kammer Niedersachsen den aktuellen Diskussionsstand dieser Thematik.

Innenansicht eines konventionellen Hähnchenstalles.

Foto: Dr. Peter Hiller

Der Tierschutz steht im Fokus der Öffentlichkeit. Oft wünschen sich Verbraucher andere Haltungsformen, besonders in der Hähnchen- und Putenmast. Wichtig ist: tiergerechte Haltungssysteme müssen Tierhaltern die Fortentwicklung ihrer Betriebe ermöglichen können und zugleich den Schwerpunkt auf eine tiergerechtere Ausrichtung der Haltung legen. Innovative Haltungssysteme sollten daher geprüft werden, wie „tiergerecht“ sie sind. Dabei spielen arbeitswirtschaftliche Aspekte eine Rolle ebenso wie die Leistungen der Tiere und schließlich auch die Vermarktung.

Können Haltungsbedingungen zugunsten des Tierschutzes in bestehenden Intensivtierhaltungen verbessert werden? Kann Tierwohl und Tierschutz optimiert werden, ohne dass der Verbraucher auf Fleisch und Wurst verzichten muss? Ist der Geflügelmäster in der Lage, Tierschutz und das Wohlergehen von Hähnchen finanziell zu honorieren, oder läuft er Gefahr, dass Tierwohl die Rentabilität in der Hähnchenmast schmälert?

Der Verbraucher und auch die Politik fordern eine drastische Verbesserung in den Haltungsbedingungen, dann muss der Verbraucher auch bereit sein, für ein Extra an Tierwohl mehr Geld auszugeben. Demgegenüber steht der Produzent, der für tiergerechtere Haltungsbedingun­gen, wie verringerte Besatzdich­te, höhere Kosten tragen muss, die nur über den Auszahlungspreis oder über ein Bonus/Malussystem ausgeglichen werden können. Schlimm ist, dass durch Rundfunksendungen die Hähnchenmast in Deutschland zum Teil falsch dargestellt wird, zumal Deutschland bereits weltweit den höchsten Anspruch an den Tierschutz bei der Hühnermast hat.

Beispiel aus Niedersachsen

Seit dem vorigen Jahr wird in Niedersachsen durch Arbeitsgruppen aus Experten von Tierschutz, Wirtschaft, Wissenschaft und Kontrollbehörden sowie über­geordnet in einem Lenkungsausschuss aus Kirchen, Verbänden und politischen Ins­titutionen ein Tierschutzplan für Niedersachsen erarbeitet. Relevante Entscheidungen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen in der Nutztierhaltung hinausgehen, sollen in den Arbeitsgruppen vorbereitet und durch den Lenkungsausschuss zeitnah umgesetzt werden. Der geforderte Zeithorizont für diese flankierenden Maßnahmen ist eng gesteckt, der Umfang ist riesig, denn die Erstellung von Dokumenten, Empfehlungen und Anweisungen, die Erarbeitung von Leitlinien und die terminlich fixierte Festlegung ist überaus anspruchsvoll.