Betriebe im Böhmerwald
Exkursion der Mutterkuhhalter Main-Kinzig
Der Verein der Mutterkuhhalter Main-Kinzig war mit 52 Teilnehmern im Oktober auf Lehrfahrt. Es wurden fünf Mutterkuhbetriebe in der Oberpfalz, dem Bayerischen Wald und in Tschechien besucht.

Foto: Achim Lohrey
In Neureichenau im Dreiländereck von Deutschland, Österreich und Tschechien war man auf den Betrieb der Familie Sitter, dem Hofgut Valrov-Waltersgrün in Tschechien im Böhmerwald auf 700 m Höhe über Normalnull. Der Betrieb wurde 1991 mit 40 ha LN und 25 ha Wald aus den ehemaligen Fürst- Schwarzenberg-Hof gegründet.
Direktvermarktung hat großen Stellenwert
In den weiteren Jahren kamen weitere Betriebsstätten bis nach Budweis hinzu. Zur Zeit, werden mit drei selbstständigen Firmen im Hauptbetrieb 1 400 ha Grünland mit 1 850 Stück Vieh gehalten. Dazu zählen auch 25 Deckbullen. Die Ausgangsrasse ist Hereford mit darauffolgender Einkreuzung weiterer Fleischrassen. Vermarktet wird über den Bioverband „Pro Bio-CZ“ .
Weiterhin gibt es dort einen außerlandwirtschaftlichen Betrieb mit 15 Mitarbeitern. Dieser soll in Zukunft die konventionelle Bullenmast übernehmen. Ein dritter Betrieb ist ein Ackerbaubetrieb mit konventionellem Getreide- und Rapsanbau. Die Mutterkuhhaltung erfolgt auch auf Landschaftspflegeflächen mit extensiver Bewirtschaftung. Die wichtigste Maschine ist auf dem Standort das Mulchgerät. Der Betrieb in Neureichenau mit 70 Mutterkühen bringt die Schlachtrinder in 15 km Entfernung in einer EU-Schlachtstätte und vermarktet das Rindfleisch direkt an den Verbraucher sowie über Edeka. Besondere Beachtung kommt der Fleischreifung zu.
Schlachtung und Zerlegung im eigenen Betrieb
Ein weiteres Ziel dieser Lehrfahrt war der Charolais Herdbuchzuchtbetrieb von Robert und Julia Allmannsberger in Fürstenzell in der Nähe von Passau. Auch dieser Betrieb verfügt über ein EU-Schlacht- und einen Zerlegebetrieb auf der Betriebsstätte. Hier wird das Fleisch auf dem Hof einmal im Monat an einem Großverkaufstag mit hohem Käuferandrang aus der Umgebung vin Passau vermarktet. Robert Allmannsberger ist Vorsitzender des Verbandes „Charolais Bayern“ und ein besonders erfolgreicher Züchter, der auch Ausgangsgenetik aus Frankreich nutzt und viele Erfolge auf Schauen verzeichnen kann. Der Betrieb bewirtschaftet 130 ha von Landschaftspflegeflächen bis Körnermaisanbau in der fruchtbaren Donauaue. Es werden 120 Charolais-Herdbuchmutterkühe mit gezielter Paarung gehalten.
Auf dem Betrieb Allmannsberger ist die Geburtsüberwachung oberstes Gebot, um die Kälberverluste so gering wie möglich zu halten. Der neugebaute Stall mit rund 120 m Länge ist mit einer Kamera zur Geburtsüberwachung ausgestattet. Die komplette Nachzucht verbleibt auf dem Betrieb. Der Verkauf von Zuchttieren erfolgt in ganz Europa. Etwa 30 weibliche Rinder und einige Mastbullen werden durch direkt vermarktet. Beide Söhne, gelernte Landwirte mit eigenen Betrieben, arbeiten mit dem Allmannsberger Betrieb zusammen.
Rotes-Höhenvieh-Betrieb in der Oberpfalz
In der Oberpfalz in Moosbach-Burgtreswitz, ebenfalls unweit der tschechischen Grenze, besichtigten sie einen Herdbuchzuchtbetrieb mit Rotem Höhenvieh. Die Familie Erika und Günter Sauer führt diesen Betrieb im Nebenerwerb. Erika Sauer ist zudem Vorsitzende des Fleischrinderverbandes Bayern. Der Betrieb mit 20 Mutterkühen und Nachzucht (vier gekörte Bullen, 15 Jungbullen) liegt im Oberpfälzer Wald auf etwa 520 m über Normalnull und bewirtschaftet circa 34 ha mit 8 ha Acker, davon werden 5 ha für den Kleegrasanbau genutzt. Drei dort früher übliche Notschlachthäuser wurden zum EU-zertifizierten Schlachthaus der bäuerlichen Schlachtgemeinschaft Moosbach-Waidhaus umgebaut. So sind kurze Transportwege und die nahe Verarbeitung und Vermarktung möglich.
„In 500 Tagen 500 kg Fleisch erzeugen“
Ein weiterer Betrieb war der der FamiÂlie von Markus Geppert in Emskirchen in der Nähe von Neustadt Aisch empfangen. Der Charolaiszuchtbetrieb mit 80 Mutterkühen, drei Zuchtstieren und kompletter Nachzucht mit Ausmast und Vermarktung in einer ganzjahres Stallhaltung und angeschlossener 290-kW- Biogasanlage. Die Vermarktung erfolgt sowohl über die Schlacht- und Zerlegestätte auf dem eigenen Hof in Fleischpaketen und Wurst, als auch über den Handel der Uni-Fleisch in 25 km Entfernung. Die Tiere werden vom Betrieb selbst zum Schlachten angeliefert. Es werden Teilstücke in Metzgereien bis nach Italien vermarktet, war zu erfahren. Ziel von Markus Geppert ist, in 500 Tagen 500 kg Fleisch zu produzieren und optimal abzusetzen. Fazit dieser Lehrfahrt ist, dass die besichtigten Betriebe auf Direktvermarktung setzten und darin erfolgreich sein, teils verfügen sie über eigene EU-zugelassene Schlacht-und Zerlegestätten. Insgesamt waren viele produktionstechnische und einzelbetriebliche Besonderheiten zu sehen.
Lohrey, llh – LW 47/2014