Betriebe im Wandel

Bildungsfahrt des VLF Frankfurt-Höchst

Eine Bildungsfahrt des VLF Höchst mit 40 Teilnehmern führte kürzlich in den Alsfelder Raum. Besichtigt wurde der Hessische Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL), die Zucht- und Besamungsstation Hessen und ein Milchviehbetrieb mit Biogasanlage in Lingelbach.

Bild der Teilnehmer der Lehrfahrt mit Gerold Rausch und der Familie Ritter aus Lingelbach vor dem Milchviehstall.

Foto: VLF

Beim HVL wurde 1904 die erste Milchkontrolle in Hessen nachweislich durchgeführt. Dort arbeiten etwa 80 hauptberufliche Mitarbeiter und 200 freiberufliche Milchprobenehmer. Der HVL wird zu 75 Prozent aus Mit­gliedsbeiträgen und zu 25 Pro­­­zent aus Mitteln des Bundes, des Landes und der Tierseuchenkasse finanziert. Zur Aufgabe zählt neben der Milchleistungsprüfung, die Güteprüfung der An­lieferungsmilch und das Herkunftssicherungs- und Informationssystems für Tiere (HIT), das als Grundlage für alle EU-Prämienzahlungen, zur Bekämpfung Tierseuchen und zur Herkunftssicherung von Rindfleisch dient.

Weites Aufgabengebiet

Weitere Aufgaben des HVL sind unter anderem Schweinekontrollringe, Herdenmanagement, Fütterungsberatung, produktionstechnische Beratung in der Schweineerzeugung und Milchgewinnung sowie Gütekontrollen und Absicherungen in der Milchproduktion im Rahmen des Integrierten Qualitätssicherungssystems (QM-Milch) der beteiligten Molkereien. Zur Umsetzung der Dienstleistungen u.a. zum Schutz der Verbraucher dient auch ein Labor, welches mit der Leiterin Katja Olf besichtig wurde. Es handelt sich um eine neutrale Untersuchungsstelle mit international gültiger Akkreditierung, mit modernster Analysentechnik und mit zertifiziertem Qualitätsmanagement. Alle genannten Maßnahmen und Maßstäbe führen zum Beispiel dazu, dass sich die Rohmilch in Hessen seit geraumer Zeit durch beste Qualität auszeichnet.

Zuchtprogramme optimieren

Bei der Zucht- und Besamungs­station Hessen (ZBH) erfuhren die Ehemaligen vom Geschäftsführer Rudi Paul, das zu den Mitgliedern dieser Einrichtung über 5 000 Rinderbesamungsbetriebe, 1 450 Schweinebesamungsbetriebe sowie 2 570 Rin­der-Herdbuchbetriebe zählen. Durch die Arbeiten der ZBH wird die Durchführung von Zuchtprogrammen optimiert. Schweine- und Rindersamen wird in die ganze Welt geliefert. Zu den Aufgaben zählt auch die Herdbuchführung beim Rind, die Vermarktung von Zucht- und Nutzvieh, der Embryotransfer, Fruchtbarkeitsservice und die Beratung der Mitgliedsbetriebe bei Zucht und Haltung.

Die Bildungsfahrt wurde von Gerold Rausch vom Fachbereich „Ländlicher Raum“ in Alsfeld organisiert. Rausch erläuterte auch die Situation der Landwirtschaft in der Region.

Milch wandert in Gunstlagen ab

Seit 139 Jahren gibt es in Alsfeld eine landwirtschaftliche Schule. Der VLF hat dort 400 Mitglieder. Die Standorte in der Region sind unterschiedlich, wobei Grünland einen Anteil von 52 Proeznt hat. Der FFH (Flora-Fauna-Habitat) Anteil beträgt 10 Prozent. Beim Vogelsberg handelt es sich um das größte Basaltmassiv in Europa. Hier sind eher flach gründige Böden anzutreffen. Dagegen sind im Alsfelder Becken hauptsächlich Lößlehmstandorte vorzufinden. Der Raum unterliegt einem star­ken Strukturwandel. Im Alsfelder Amtsbezirk gab es 1986 noch etwa 7 000 Betriebe. Aktuell wirtschaften noch rund 1 700 Be­triebe. Auffällig ist, dass etwa 200 größere Betriebe mit über 100 ha pro Landwirt über die Hälfte der Fläche bewirtschaften. Die Milchproduktion wandert von den Grünlandregionen in die Gunstlagen mit Ackerfutterbau. Es wird zunehmend problematischer, im Vogelsberg die Kulturlandschaft zu pflegen. Mittlerweile pendelt ein Drittel der Bevölkerung bis nach Frankfurt um Arbeit zu finden. Der ländliche Raum im Vogelsberg und Umgebung ist gefährdet, weil es an Arbeitsplätzen mangelt.

Milch- und Biogaserzeugung

Besichtig wurde auch der Milchviehbetrieb mit hohem Grünanteil von Klaus und Andrea Ritter und die Biogasanlage der Libagas in Lingelbach. Die 95 Milchkühe werden in einem Stall mit mehrhäusiger und offe­ner Bauweise (Dach-Stall) gehalten. Im Stall sind besonders artgerecht eingestreute Tiefboxen, planbefestigte Laufgänge und Schieberentmistung integriert. Die Kühe werden in einem zwölfer Swing-over-Stand gemolken. Es handelt sich um Böden mit Ackerzahlen von 35 bis 40. Das Klima ist mit durchschnittlichen Niederschlägen von 650 mm und durchschnittlichen Temperaturen von 7,2 Grad Celsius geprägt. In Gemeinschaft mit den Betrieben Schäfer und Schneider wird am selben Standort seit 2010 Biogas erzeugt. Dazu werden aus 85 ha nachwachsende Rohstoffe wie Maissilage, Roggen-Ganzpflanzensilage und Grassilage aus Grünland verwertet. Weiter wird für die Biogaserzeugung Gülle und Rindermist genutzt. Die Landwirte prüfen, ob die Einrichtung einer Fernwärmenutzung für den Ortsteil Lingelbach sinnvoll ist. Im Winterhalbjahr soll dabei eine Hackschnitzelheizung zusätzlich betrieben werden.

VLF Höchst