Betriebsgröße ist kein Erfolgsgarant im Ackerbau

FLV-Tagung über Technik, Kapazität und Produktion

Perspektiven des Pflanzenschutzes, Anforderungen der Düngeverordnung, Vorbeugen gegen Bodenverdichtung und Szenarien für wirtschaftlichen Ackerbau waren die Themen des Ackerbautages des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV) in der vergangenen Woche, bei dessen Eröffnung FLV-Vorsitzender Karlheinz Gritsch neben den vier Referenten nahezu 100 Teilnehmer begrüßen konnte.

„Fahrspuren kosten Ertrag, während eine günstige Bodenstruktur Mehrertrag bedeutet“, stellte Dr. Heinz-Josef Koch vom Institut für Zuckerrübenforschung aus Göttingen zu Beginn seines Vortrages über die Vermeidung von Bodenverdichtung beim Einsatz von Landmaschinen fest. Um eine günstige Bodenstruktur zu erhalten, sei die Tragfähigkeit des Bodens zu verbessern. Eine reduzierte konservierende Bodenbearbeitung erhöht ohne die Gefahr einer Pflugsohlenverdichtung sowie ohne Tiefenlockerung bei 10 bis 12 cm Grubber-Bearbeitungstiefe die Tragkraft. Dabei schaffen Bodentiere und Wurzeln ein stabiles Gefüge. Er warnte aber da­vor, die bessere Befahrbarkeit konservierend bearbeiteter Böden nicht „zu überreizen“, nicht alle Kulturen würden eine leicht verdichtete „verlassene Krume“ darunter vertragen.

Möglichkeiten, um die gute Bodenstruktur zu erhalten

Zu vermeiden sei, so eine weitere Handlungsempfehlung des Referenten, das Befahren zu feuchter Böden. Ein Boden sei um so tragfähiger, je trockener er ist. Feuchte Böden seien leicht zu verdichten, weshalb gelte: Die Maschinenkapazität an Feldarbeitstage mit ausreichend niedriger Bodenfeuchte anpassen, was Arbeitspausen bei extremer Witterung ermögliche. Er empfahl unter anderem flexiblen Maschineneinsatz durch überbetriebliche Einsatzplanung in einem größeren Gebiet mit unterschiedlicher Bodenfeuchte. Zu nutzen seien auch Fahrwerke mit großer Aufstandsfläche, so Bandlaufwerke, Zwillingsräder oder zusätzliche Achsen. Dadurch könnten Unterbodenverdichtungen vermieden werden, denn diese lassen sich nur schwer rückgängig machen und dies geschehe auch nicht „von selbst“. Zur Verringerung der Radlast reiche eine proportional zu deren Ansteigen erhöhte Kontaktfläche der Bereifung nicht aus. Erst eine überproportionale Vergrößerung der Kontaktfläche schütze den Unterboden. Günstig wirke sich ferner eine Anpassung des Reifeninnendruckes an Zustand und Feuchte des Bodens aus. Moderne Radialreifen ermöglichten selbst bei niedrigem Reifeninnendruck hohe Tragfähigkeit. Bei häufigem Wechsel von Feld-und Straßenfahrten sowie der Radlast seien automatische Druckregelanlagen sinnvoll, speziell an Scheppern, Güllefässern oder Silowagen.Unter den Gesichtspunkten sollten nicht einzelne Maschinen im Betrieb, sondern die ganze Verfahrens­ket­te, riet Koch. Um zu Entschei­dungen kommen zu können, müssten in drei Schritten die Last­einträge von Maschinen an die Verdichtungsempfindlichkeit der Böden angepasst werden:

  • Schritt 1: Klassifizierung der Verdichtungsempfindlichkeides Bodens nach Tongehalt und Bodenfeuchte in Prozent der Feldkapazität in fünf Klassen.
  • Schritt 2: Einstufung der Bodenbelastung durch Verfahrensketten.
  • Schritt 3: Gegenüberstellung von Bodenbelastung und Verdichtungsempfindlichkeit.

Als Ergebnis stellte der Referent die Verdichtungsempfindlichkeit des Unter- und des Oberbodens an neun Beispiels­standorten im Jahresverlauf dar. Auf Basis dieser Vorgehensweise stellte er jeweils mehrere Technikvarianten bei der Silomaisernte, der Zuckerrübenernte, der Gülleausbringung und der Mähdruschernte vor und erläuterte die Verdichtungsrisiken und Belastungskennwerte. Als Ergebnis stand der Einfluss der jeweiligen Verfahren auf die Anzahl der Befahrenheitstage im untersuchten Zeitraum fest. „Das hilft bei Entscheidungen über Maschineninvestitionen und zur Beeinflussung von Lohnunternehmern“, so seine Folgerung aus den Erkenntnissen, dass mit technischen Verbesserungen auch die Befahrenheitstage zunehmen. Der Referent hielt fest, dass trotz zunehmender Maschinengrößen und damit Radlasten keine gravierenden Verschlechterungen der Bodenstruktur dokumentiert seien. Bei einigen Ver­fahren seien aber kritische Grenzen erreicht oder überschritten. „Technischer Fortschritt muss dem Bodenschutz dienen und Bodenschutz darf nicht vor Kostensenkung kapitulieren“, lautet seine Forderung. Deshalb müsse Bodenschutz künftig bei Entscheidungen zum Maschinenkauf und zum Maschineneinsatz stärker einbezogen werden.

Arbeitserledigung und Kostenstruktur im Betrieb

Die Entwicklung der weltweiten Getreide-, Raps- und Betriebsmittelmärkte sowie der Kennzahlen der Arbeitserledigung, der Kostenstruktur und der Rentabilität bildeten für Friedrich Stute vom Betriebswirtschaftlichen Beratungsbüro Göttingen die Ausgangspunkte für seine Beurteilung des „Ackerbaus 2025 – der wirtschaftliche Weg in die Zukunft“, so der Titel seines Referates. Wegen der Entwicklungen mit zunehmend volatilen Märkten und gestiegenen Kosten werden betriebliche Entscheidungen erschwert, was zu großen Unterschieden im Betriebserfolg selbst bei Betrieben mit ähnlichen Strukturen führt. Eine Untersuchung von über 40 ähnlich strukturierten Ackerbaubetrieben (Bodenpunkte 45 bis 65, gleiches Anbauverhältnis) zeigte zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben („obere“ und „untere“ 25 Prozent) 237 Euro je ha Unterschied in der Kostenstruktur. Ferner ergab der Vergleich einen Unterschied im Unternehmensergebnis von 434 Euro je ha.

Rü – LW 4/2017