Biodiversität und Landwirtschaft für die Artenvielfalt

Nachhaltigkeitsregion Südpfalz übernimmt Vorreiterrolle

Am vergangenen Donnerstag wurde in Hochstadt in der Südpfalz ein Gemeinschaftsprojekt zur Förderung der Artenvielfalt gestartet. Erstmals arbeiten Landwirte, Naturschutzverbände, Politik und Industrie zusammen. Das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt und soll wertvolle Hinweise geben, mit welchen Maßnahmen die Artenvielfalt gefördert werden kann.

Die Akteure des Biodiversitätsprojektes arbeiten auch bei der Befestigung des Schildes Hand in Hand (v.l.): Michael Hess, BASF; Staatssekretär Andy Becht; Kurt Garrecht, Vorsitzender des Naturschutzverbandes sowie Bauernverbandspräsident Eberhard Hartelt.

Foto: Brammert-Schröder

Ausgangsfrage der Initiative war: Wie lassen sich moderne Landwirtschaft und die Förderung der Artenvielfalt vereinbaren? Einen maßgeblichen Anteil am Projekt hat Reinhold Hörner, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV) und Kreisvorsitzender der Region Südpfalz. Er warb erfolgreich bei den Berufskollegen für eine Zusammenarbeit im Sinne der Biodiversität und war maßgeblich an der konkreten Umsetzung des Projektes beteiligt.

Naturschutz funktioniert nur mit den Landwirten

Partner sind das Landwirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz, der BWV, der Naturschutzverband Südpfalz, die Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur in der Südpfalz, das DLR Rheinland-Pfalz, die RLP AgroScience GmbH und die BASF SE. „Wir stellen uns der Herausforderung, gemeinsam mit dem Naturschutz etwas für den Erhalt der Artenvielfalt zu tun“, so Hörner bei der Begrüßung auf seinem Weingut.

Konkret

Die Projektvertreter haben mit 22 landwirtschaftlichen Betrieben in der Südpfalz eine Verdichtungsregion gebildet. Hauptaufgabe dieser Region sind eng verknüpfte Maßnahmen, die die Artenvielfalt fördern und verbessern. Bereits im Frühjahr 2016 wurden auf mehr als 50 ha einjährige und mehrjährige Blühmischungen auf Ackerflächen ausgesät. Weitere Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt sind geplant und werden kurzfristig umgesetzt. Das Monitoring in 10 definierten Verdichtungsregionen übernehmen Experten aus Natur- und Umweltschutz. Die Laufzeit des Projektes ist auf 10 Jahre angelegt. Alle gewonnenen Daten sollen dabei digitalisiert und transparent zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich werden die Landwirte bei der Einreichung ihrer Förderanträge unbürokratisch unterstützt. „Durch die Einführung des elektronischen Antragsverfahrens sei die Erfassung von Blühstreifen wesentlich leichter geworden“, betonte Reinhold Hörner.

ibs

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd ist als Vertreter der Landwirtschaft ein wichtiger Akteur bei der Umsetzung des Projektes. Präsident Eberhard Hartelt ist davon überzeugt, dass Natur- und Umweltschutz nur gemeinsam mit der Landwirtschaft funktionieren und nicht gegen sie. „Unser Berufsstand weiß, dass er gefordert ist und will sich auch engagieren. Wir müssen kreative und moderne Möglichkeiten suchen, die Biodiversität zu fördern, ohne auf die moderne Landwirtschaft zu verzichten, die wir brauchen, um erfolgreich zu wirtschaften.“ Hartelt verspricht sich von dem Projekt zudem, dass Praxiserfahrungen gesammelt werden, um Greeningmaßnahmen praktikabler zu machen, die bisher in der Praxis nur zögerlich angenommen würden.

Das Mainzer Landwirtschaftsministerium sieht das Projekt als Referenzprojekt für die Zusammenarbeit zwischen dem Natur- und Umweltschutz, der Landwirtschaft und der Industrie. „Damit übernehmen wir bundesweit eine Vorreiterrolle“, freut sich Staatssekretär Andy Becht. Die gewonnenen Daten sollen digital erfasst werden. Die Sammlung solle auf diese Weise der Wissenschaft, der Wirtschaft, den Entscheidungsträgern als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Kurt Garrecht, Vorsitzender des Naturschutzverbandes Südpfalz, sieht das Gemeinschaftsprojekt als eine Chance, zusammen mit allen Akteuren und Fachleuten Maßnahmen zu entwickeln, die die Biodiversität nachhaltig steigern. „Für uns war schnell klar, dass wir diese Chance nutzen und einer der Partner sein wollen“, so Garrecht. Ziel müsse es sein, den Artenschwund zu stoppen und den Strukturreichtum und die landschaftliche Vielfalt der Südpfalz zu erhalten. „In eine strukturreiche Landschaft können intensiv genutzte Flächen eingebunden werden“, so Garrecht. In der Projektarbeit wird das Vogelmonitoring vom Naturschutzverband durchgeführt. Dabei untersuchen die Vogelkundler ehrenamtlich die definierten Flächen und erwarten Erkenntnisse darüber, wie sich die Vogelfauna in der Südpfalz tatsächlich darstellt.

Auch für die BASF ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Nach Ansicht von Michael Hess, Geschäftsleiter BASF Pflanzenschutz, lassen sich moderne Landwirtschaft und Nachhaltigkeit in Einklang bringen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass schon kleine Maßnahmen positive Effekte bringen. Wichtig ist es, sowohl Nahrungshabitate wie auch Lebensräume zu schaffen und diese sinnvoll miteinander zu vernetzen. Deshalb steckt aus unserer Sicht in diesem regionalen Gemeinschaftsprojekt ein großes Potenzial, die Förderung der Artenvielfalt in der Landwirtschaft zu verbessern“, so Hess. „Wir wollen Biodiversität messbar machen.“ Die BASF wird das Projekt in der Südpfalz fachlich begleiten. Landwirte werden dabei ganzheitlich beraten. Daneben wird das Monitoring der Arten von BASF koordiniert und die Kommunikation zu diesem Projekt übernommen.

ibs – LW 36/2016