Bodenpflege im Weinberg zur rechten Zeit

Versuchsergebnisse und neue Entwicklungen

Die Bodenpflege ist ein wichtiger Teilbereich der Traubenerzeugung und ihr Einfluss auf Ertrag, Traubengesundheit und Weinqualität ist unstrittig. Die Kunst besteht darin die Bodenpflege so zu gestalten, dass die Reben bedarfsgerecht mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden und Stress möglichst vermieden wird.

Über Winter sollte jede Zeile begrünt sein. Ein rechtzeitiges Mulchen im Frühjahr schont die Wasservorräte im Weinberg.

Foto: Walg

Eine sachgerechte Bodenpflege erfordert nicht nur Kenntnisse über die in Frage kommenden Geräte und Arbeitsverfahren, sondern muss auch die klimatischen und bodenkundlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Deshalb können auch keine Patentrezepte für die Pflege gegeben werden. Was für den einen Standort richtig ist, kann auf einem anderen Standort negative Auswirkungen haben und was sich in einem Jahr bewährt hat, kann im nächsten Jahr zu intensiv oder zu extensiv sein.

Gute Befahrbarkeit ist wichtiges Ziel der Bodenpflege

Die Bodenpflege muss nicht nur dem Standort angepasst sein, sondern auch entsprechend den klimatischen und bodenkundlichen Gegebenheiten flexi­bel gehandhabt werden. Neben einer guten und steten Befahrbarkeit der Reb­anlagen ist das wichtigste Ziel der Bodenpflege für eine ausreichende Wasser- und bedarfsgerechte Nährstoffversorgung zu sorgen. Dabei gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Bodenfeuchte, Bear­bei­tungs­zeitpunkt und -intensität und der Nähr­stoffverfügbarkeit und -freisetzung.

Die Bodenpflegesysteme im Weinbau sind vielfältig. Man unterscheidet zwischen Bodenbegrünung, Bodenoffenhaltung und Bodenabdeckung. Die Begrünung lässt sich in Dauer- und Teilzeitbegrünung einteilen, dabei ist zwischen eingesäter und natürlicher Begrünung zu unterscheiden. Die Bodenoffenhaltung erfolgt mit Bearbeitungsgeräten. In schlecht mechanisierbaren Steillagen wird aber auch eine ganzflächige chemische Bodenpflege durch Applikation von Blattherbiziden praktiziert.

Die Bodenabdeckung findet sich auf austrocknungs­gefährdeten oder ero­sions­­gefährdeten Standorten, wo eine Begrünung schlecht zu etablieren ist. Meist wird Stroh oder Holzhäcksel als Abdeckmaterial eingesetzt.

Die Bodenpflegeverfahren müssen an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst sein. Hierbei spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle:

  • Bodenart, Gründigkeit, Skelettanteil
  • Wasserspeicherkapazität, nutzbare Feldkapazität
  • Höhe und Verteilung der Niederschläge
  • Temperaturverlauf und Sonneinstrah­lung
  • Hangneigung und -richtung Erosionsanfälligkeit
  • Befahrbarkeit

Auch die globale Erwärmung zwingt zu einem Umdenken bei der Bodenpflege. Man wird sich von den bisher weitgehend starren Bodenpflegesysteme verabschieden müssen, denn extremere Witterungsverhältnisse verlangen Anpassungsstrategien. Zukünftige Forderungen an die Bodenpflege werden sein:

  • Höhere Flexibilität bei der Bodenpflege im Frühjahr und Sommer.
  • Unterschiedliche Bodenbewirtschaftung im Frühjahr, Sommer und Herbst/Winter.
  • Begrünung jeder Zeile über Winter
  • Stärkere Beschattung des Bodens, insbesondere auf austrocknungsgefährdeten Standorten.
Oswald Walg, DLR R-N-H, Bad Kreuznach – LW 14/2013