Branchentreff rund um die Braugerste

Braugerstenfahrt Rheinland-Pfalz in der Südpfalz

Die diesjährige Braugerstenfahrt Rheinland-Pfalz führte nach Herxheim in der Südpfalz. Neben den Landessortenversuchen für Braugersten standen die neuen Sorten im Mittelpunkt, die auf Praxisflächen im Versuch angebaut werden. Die traditionelle Braugerstenfahrt der Fördergemeinschaft Braugerste ist der Branchentreff für alle, die mit Braugerste zu tun haben – Landwirte, Züchter, Händler und Mälzer.

Ferdinand Hoffmann vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück führte durch die Braugersten-Versuche am Standort Herxheim.

Foto: Brammert-Schröder

Allerdings geht der Braugerstenanbau in Rheinland-Pfalz stetig zurück. Heribert Metternich, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Braugerste, sagte bei seiner Begrüßung, dass die einst im Anbau stärkste Getreidesorte im Land nur noch auf knapp 37.000 ha angebaut wird. „Gegenüber dem Vorjahr ging die Anbaufläche erneut um 5.000 ha oder 12 Prozent zurück“, machte Metternich deutlich. Der Vorsitzende machte die abnehmende Rentabilität des Braugerstenanbaus für den Flächenrückgang verantwortlich. Da Futtergerste bei geringerem Qualitätsrisiko pro Hektar etwa 15 Prozent mehr Ertrag bringe, müsse der Preisabstand zur Sommergerste mindestens 40 Euro je Tonne betragen. Aktuell liege der Preisabstand allerdings bei unter 35 Euro/t. „Das ist zu wenig, um den Umfang der Braugerstenanbaufläche aufrecht zu erhalten“, brachte es Metternich auf den Punkt. „Die Markterlöse müssen steigen, wenn die heimische Produktion erhalten bleiben soll.“

Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 5,5 t/ha werde die Ernte bei Sommergerste in diesem Jahr bei 203.000 t liegen. Metternich rechnete vor, dass in Deutschland 500.000 bis 700.000 t Braugerste importiert werden muss, um den Bedarf der Mälzer zu decken und spielte auf die Glyphosatfunde in Bier an, für die wohl Ware aus den Ostblockländern verantwortlich gewesen sein soll. „Bei Importprodukten ist fraglich, ob die Pflanzenschutzmittel fachlich so korrekt eingesetzt werden wie in Deutschland“, sagte Metternich und schickte gleich einen Appell an die Marktpartner hinterher: „Die heimische Braugerste ist durch nichts zu ersetzen. Sie bietet Regionalität, Gesundheit und Qualität. Dafür stehen die Anbauer aus Rheinland-Pfalz. Wenn die Brauer mit heimischer Qualität werben wollen, muss am Preissegment etwas passieren.“

Befall durch Fusarien befürchtet

Ein kritischer Blick auf die Ähren und in den Bestand – Anbauer, Verarbeiter und Mälzer erwarten kein einfaches Braugerstenjahr. Die Witterung in den letzten Wochen hat Spuren hinterlassen. Der Krankheitsdruck im Getreide ist groß. Da bildet auch die Braugerste keine Ausnahme. Die Angst vor Fusarien wächst. „Wir hatten auf den Versuchsflächen einen extremen Krankheitsdruck in diesem Jahr“, sagte Horst Frei vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück bei der Präsentation der Landesbraugersten-Versuche. Vereinzelt seien in der Praxis auch gelbe Spitzen bei Sommergerste und Weizen zu beobachten. „Hier ist es zu einer Spätübertragung des Gelbverzwergungsvirus durch Blattläuse gekommen.“

Ferdinand Hoffmann vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück führte durch die Versuche. Am Versuchsstandort Herxheim, einer Trockenlage, werden neben den Landessortenversuchen auch Bundessortenversuche durchgeführt. Im Landessortenversuch Sommergerste werden in diesem Jahr Quench, Avalon, RGT Planet, Marthe, Catamaran, Ventina und Cervinia geprüft. Als Vorfrucht standen Zuckerrüben, der Nmin-Wert betrug 17 kg N/ha. Die Sommergerstensorten wurden Mitte März mit 300 keimfähigen Körnern pro m² ausgesät. Gedüngt wurde neben der Grunddüngung 80 kg N/ha. In Rheinland-Pfalz war für die Trockenlagen die Sorte Avalon, für die Höhenlagen die Sorte Catamaran für den Anbau empfohlen worden. Bei der Wertprüfung S3 werden als Verrechnungssorten Quench, Avalon und RGT Planet genutzt, als Vergleichssorten Grace und Marthe. Daneben werden verschiedene neue Sorten verschiedener Züchterhäuser geprüft.

Als interessante Variante präsentierten sich die Demoparzellen mit Sommergerste in halber Aussaatstärke. Die Sorte Avalon wurde hier mit 165 keimfähigen Körnern/m² ausgesät. Gegenüber der üblichen Saatstärke von 330 Körnern/m² wurde hier die Saatstärke durch doppelte Reihenabstände oder eine verdoppelte Ablageweite in der Reihe bei normalem Reihenabstand halbiert. „Diese Variante könnte für den extensiven Anbau interessant sein“, sagte Hoffmann. Es gebe zwar bisher keine Ertragsversuche, die Abschläge beim Ertrag lägen vermutlich bei 10 dt/ha.

Die Teilnehmer der Braugerstenfahrt konnten in Herxheim auch die Landessortenversuche Sojabohnen sowie Demoparzellen mit Blühmischungen in Augenschein nehmen. Bei den Sojabohnen sind 17 Sorten in der Prüfung. „Sojabohnen sind eigentlich eine gute Blattfrucht, aber ackerbaulich riskant“, kommentierte Ferdinand Hoffmann die Versuche. Zu stark schwanken die Erträge.

Im Anschluss ging es weiter zu den Züchterflächen, die auf einer 3,6 ha großen Fläche von Landwirt Thomas Knecht aus Herxheim angelegt sind. Vorfrucht war Winterweizen, 32 kg N/ha war an Nmin noch im Boden. Ausgesät wurden die Sorten Mitte März mit 300 Körnern/m². Gedüngt wurde 70 kg N/ha, 40 kg P2O5/ha und 75 kg K2O/ha. Neben einer Herbizidmaßnahme hat Thomas Knecht Anfang Juni das Fungizid Adexar mit 1,25 l/ha und als Wachstumsregler 0,2 l/ha Moddus eingesetzt.

Interessante Neuzüchtungen im Anbau

Syngenta präsentierte die neue Sorte Laureate. „Wir hoffen auf eine Zulassung im Herbst“, sagte Christian Kuczera, Syngenta Agro. Laureate überzeuge durch einen sicheren Vollgerstenanteil. In England, Tschechien und Frankreich ist die Sorte bereits zugelassen. Syngenta sieht sie als Allroundsorte für alle Regionen. Fantex ist die Zukunftssorte von KWS. Sie ist bereits in Dänemark und Frankreich im Anbau. Die Saaten Union hat in Herxheim gleich zwei Sorten im Anbau, Accordine und Afra. Sie gehen auf zwei verschiedene Stämme zurück, wobei Afra die frühreifere Sorte ist. Nach Angaben von Achim Schneider, Saaten Union, werden die Malzeigenschaften zurzeit in internen Versuchen getestet.

Limagrain hat zwei Sorten im Anbau: Ventina und Cervina. Ventina, eine frühreife Sorte, hat die Empfehlung für das Berliner Programm. Cervina ist als einzige Sorte ins Berliner Programm aufgenommen, ist spätreif und nach Angaben des Züchterhauses auch für Höhenlagen geeignet. Sie gilt als Zukunftssorte. Avalon von Hauptsaaten gilt als standfeste, moderne Sorte mit guter Sortierung. Sie hat nach Angaben des Züchters einen Vorteil in Trockenlagen und ist in diesem Jahr für den Anbau in Rheinland-Pfalz empfohlen worden. IG Pflanzenzucht stellte ihre neue Sorte Hunter vor, die sich gerade in der Wertprüfung befindet. Sie verspricht nach Angaben des Züchters eine ansprechende Qualität mit sehr hohen Erträgen in der unbehandelten Stufe und weist neben einer guten Standfestigkeit auch breite Resistenzeigenschaften bei allen wichtigen Krankheiten auf. RAGT präsentierte die neue Sorte RGT Planet, die sich in Deutschland aktuell in der großtechnischen Prüfung befindet. Sie zeichnet sich, so der Züchter, durch hohe Korn- und Vollgerstenerträge aus.

Fazit: Es sind neue Sorten in der Prüfung, die ein hohes Ertragsniveau versprechen. Das ist auch nötig, damit der Braugerstenanbau rentabel bleibt. Zudem entfachte sich eine Diskussion darüber, ob bei einer intensiveren Bestandesführung Wachstumsregler eingesetzt werden sollten, um den Ertrag abzusichern. „Die Sommergerste muss stehen bleiben“, sagte Adolf Dahlem, Vorsitzender des Pflanzenbauausschusses der Landwirtschaftskammer. „Wie sehen das die Verarbeiter“, fragte er in die Runde. Es sei eine Frage der Rückstände, hieß es. In einigen Gebieten werden Wachstumsregler bereits eingesetzt.

Ibs – LW 26/2016