Braugerste mit erheblichen Qualitätseinbußen
Ergebnisse der Landessortenversuche Sommergerste 2023
Wer hochwertiges Bier brauen will, braucht gute Grundstoffe: Dazu gehört hochwertiges Malz aus bester Gerste. Neben der Winterbraugerste eignen sich dafür vor allem moderne Sommergerstensorten. Diese werden speziell für Braugerstenzwecke gezüchtet, um den besonderen Qualitätsanforderungen der Brauereien gerecht zu werden. Die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche (LSV) Sommergerste 2023 zeigen, inwieweit sich die schwierigen Witterungsbedingungen im Erntejahr 2023 auf die Leistungen der hessischen Braugersten ausgewirkt haben und welche Sorten für die Aussaat 2024 zu empfehlen sind.

Foto: Hüppe
Um 33 000 t geringere hessische Erntemenge
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anbaufläche in Hessen um zirka 3700 ha zurückgegangen. In Verbindung mit einem im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringeren hessischen Durchschnittsertrag von 43,7 dt/ha ergibt sich eine um 33 000 t geringere hessische Erntemenge. Insgesamt liegt der Anteil der Sommerform nun wieder unter 20 Prozent der gesamten hessischen Gerstenanbaufläche.
Inwieweit die hessische Gesamterntemenge von 68 000 t für die Mälzereien verarbeitungswürdig war, stand auf einem ganz anderen Blatt. Neben der geringeren Ertragsmenge wiesen viele Partien deutliche Qualitätseinbußen auf. In der Gesamtsituation wirkte sich der Vegetationsverlauf so negativ aus, dass seitens der aufnehmenden Hand einige Abstriche beim Eiweißgehalt und bei der Sortierung gemacht werden mussten. Dennoch entstand eine Versorgungslücke, die durch Importe geschlossen werden musste.
Preisentwicklung deutlich schlechter als im Vorjahr
Das aktuelle Preisniveau ist im Vergleich zur Vorjahreswoche nur leicht reduziert (KW 51/2022: 312,50 Euro/t, KW 51/2023: 333,75 Euro/t), dennoch verlief die Preisentwicklung im Jahr 2023 deutlich schlechter als im Vorjahr. Während 2022 die Preisentwicklung eher einer „Bergauffahrt“ glich und in der Spitze 442 Euro/t frei Erfasser erreichte, glich die Preisentwicklung 2023 eher einer „Bergabfahrt“ mit Preisen unter 250 Euro/t. Daraus ergibt sich eine Preisspanne von zirka 200 Euro/t innerhalb eines Jahres (LLH Marktinfo). Dennoch übertrifft Braugerste auch 2023 die Weizenpreise kontinuierlich um bis zu 75 Euro/t.
Letztendlich kann in solchen Extremjahren die Sortenwahl ein entscheidender Faktor sein, um das Anbaurisiko abzusichern. Aus Sicht der Sortenprüfung sind Anbaujahre wie 2023 deutlich interessanter, da sich dann die „Spreu vom Weizen“ trennt. In solchen Jahren können sich Sorten herauskristallisieren, die trotz widriger Bedingungen widerstandsfähiger sind und vergleichsweise noch höhere Leistungen erbringen.
Cecilia Hüppe, Fachinformation Pflanzenbau, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 2/2024