Brenner vermissen das Branntweinmonopol

Die Lager sind voll, es steht eine gute Obsternte an

Auch der Verband der Pfälzer Klein- und Obstbrenner hat seine Mitgliederversammlung Mitte März verschoben. Der erste Vorsitzende Otto Hey ist froh über diese Entscheidung. Dennoch gibt es Gesprächsbedarf nach eineinhalb Jahren ohne Branntweinmonopol.Das LW sprach mit Otto Hey über die Auswirkungen und die derzeitige Situation der Klein- und Obstbrenner.

Der erste Vorsitzende der Pfälzer Klein- und Obstbrenner, Otto Hey, musste die Mitgliederversammlung coronabedingt absagen, das gab es in seiner 40-jährigen Amtszeit noch nie.

Foto: Setzepfand

Es ist noch nicht klar, ob die Mitgliederversammlung noch nachgeholt werde, sagt Otto Hey, das komme auf die weitere Entwicklung der Corona-Lockerungen und das Arbeitspensum der Mitglieder an. Von der Ethanol-Knappheit zur Produktion von Desinfektionsmitteln haben die Klein- und Obstbrenner nicht profitiert. „Das ist nicht rentabel für unsere Mitglieder“, sagt Hey, der sich über die Zugeständnisse der sonst so schwer beweglichen Zollbehörden ärgerte. Mit der Umstellung der großen Bioethanolwerke im Osten sei die Knappheit schnell kein Thema mehr gewesen.

Die Lager der Großhändler für Alkohol sind voll. Billige Ware aus dem Ausland und eine gute Ernte im vergangenen Jahr führten dazu. „Auch dieses Jahr steht eine gute Ernte in der Pfalz bevor“, sagt Hey. Es gab bislang keine nennenswerten Verluste durch Fröste, sodass er mit einer noch höheren Ernte als im vergangenen Jahr rechnet.

Einen Mitgliederschwund hat der Wegfall des Branntweinmonopols in der Pfalz nicht verursacht. Der übliche Strukturwandel nagt an der Mitgliederzahl. „Doch viele unserer Brenner sind auch Winzer, sodass sie ihre Produkte ganz einfach unten auf die Weinkarte setzen. Somit ist die Direktvermarktung der Brände in der Pfalz bereits etabliert, nur die Mengen, die abgesetzt werden sollten, müssten gesteigert werden“, sagt Hey. Der Verband versucht Absatzwege zu finden, hatte die Hoffnung mit dem Tourismus eine Kooperation eingehen zu können. Doch daraus wurde nichts. Nun ist mit der Corona-Pandemie auch der wichtige Gastronomieabsatz weggebrochen. Alle Hoffnungen liegen auf einem baldigen Start der Gastronomie.

Da Alkohol ein sehr langlebiges Produkt ist und in der Flasche nicht schlecht wird, summieren sich die Mengen, weiß Hey.

Er rät den heimischen Brennern sich an der Brändeprämierung der Landwirtschaftskammer zu beteiligen, um durch die Prämierung seine Brände in Hofläden, über die Ferienwohnungen oder in der örtlichen Gastronomie besser verkaufen zu können.

Brändeprämierung sorgt für höheren Absatz

Die Prämierung sorgt für eine klare Klassifizierung, der jeder Kunde folgen könne. Dies sei die einzige Möglichkeit für die heimischen Brenner, den Absatz der Brände zu steigern. Zum Anfang diesen Jahres hat Otto Hey die Leitung des Ausschusses Brändeprämierung bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz abgegeben. Diese übernahm Rainer Hoos aus Lachen-Speyerdorf.

Das Produkt Schnaps über die Naturschutzschiene und Streuobstprojekte zu vermarkten, das funktioniere nur selten, sagt Hey. Bei einem Streuobstprojekt der LuNa Südpfalz hat Hey das Obst gebrannt, das zuvor von den Aktivisten aufgelesen wurde. Das war eine einmalige Aktion. Denn letztlich wollen Naturschützer nicht mit Hochprozentigem in Verbindung gebracht werden, meint Hey.

Er ist seit 1980 erster Vorsitzender der Pfälzer Klein- und Obstbrenner und mit der Brennerei groß geworden. Hey selbst brennt am liebsten Trester, der muss geschmeidig und zart sein und darf nicht im Hals kratzen. Dazu verwendet er gesundes Traubenmaterial, am liebsten Weißburgunder. Dieser darf noch nicht lange vergoren sein. Er wird dann zweimal destilliert, mehr verrät der schlagfertige Brenner nicht, dazu müsste man dann in seine Weinstube kommen nach Oberotterbach.

zep – LW 23/2020