Carina Martin ist Nachfolgerin von Theodor Merkel
KBV Limburg-Weilburg und KBV Rheingau-Taunus
Ob „Landfraß“ oder die Umwandlung der B 49 in eine Kraftfahrstraße – die Themen mit denen sich Theodor Merkel als Geschäftsführer der der Kreisbauernverbände Limburg-Weilburg und Rheingau-Taunus waren vielfältig. Nach fast acht Jahren hat er sein AufgabenÂgebiet an Carina Martin übergeben, die Anfang des Monats die Arbeit aufgenommen hat und sich auf die neue Herausforderung freut.

Foto: Dr. Koenig
Was aber ist ihm von den vergangenen Jahren besonders in Erinnerung geblieben? „Es gab so viele Themen. Aber zu allererst fällt mir immer die B 49 und ihre umstrittene Umwandlung in eine Kraftfahrstraße ein. Eine Kontroverse, die bis heute nicht beendet ist.“ Auch der zu starke Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen für Bau-, Infrastrukturprojekte und für Ausgleichsflächen bleibt aktuell. „Vor allem bei den Ortsumgehungen in Dehrn und Heckholzhausen sowie beim Thema der geplanten B8-Umgehung in Bad Camberg spielte das eine Rolle.“
Seit Anfang Mai ist Carina Martin neue Geschäftsführerin der Kreisbauernverbände Limburg-Weilburg und Rheingau-Taunus. Zuletzt arbeitete sie vier Jahre lang als Beraterin in einem Spezialberatungsring für Rinderhaltung und Futterbau in Aurich in Niedersachsen. Davor war sie als Betriebsleiterassistentin und Herdenmanagerin in einem MilchÂviehbetrieb in Niedersachsen tätig. Der Betrieb hielt 800 Milchkühe.
Studiert hat Carina Martin in Gießen. Zuerst absolvierte sie einen Bachelor-Studiengang in Agrarwissenschaften und Umweltmanagement. Daran schloss sich dann ein Master of Science in Agrarökonomie und Betriebsmanagement an. Außerdem hatte sie während des Studiums einige Praktika gemacht – unter anderem auch beim Kreisbauernverband. Zu Martins Aufgaben zählen die Interessenvertretung der Mitglieder vor Ort, die Öffentlichkeitsarbeit sowie Produktionsberatung. „Insbesondere bei der Beratung von Milchviehbetrieben kann ich da meine bisherigen Erfahrungen einbringen. Außerdem werden die bürokratischen Anforderungen an die Landwirte immer höher, sodass wir vom Kreisbauernverband die Mitglieder hierbei auch unterstützen.“ Die juristische Beratung übernehmen hingegen die Rechtsanwälte vom Hessischen Bauernverband. Angesprochen auf die wirtschaftliche Lage der Betriebe stellt sie fest, dass diese im letzten Jahr in verschiedenen Produktionsbereichen aufgrund niedriger Erzeugerpreise sehr schwierig war. Die Landwirte bewegten sich permanent zwischen den Eckpunkten Preissituation, Verbraucherwünschen sowie politischen Vorgaben und Gesetzen. Das Tierwohl und die Pflege der Natur gehören dabei zu den wichtigsten Interessen der Landwirte, kosten aber Geld. Daher sei es notwendig, dass diese Leistungen auch finanziell durch die Erlöse gedeckt werden können.Viele Landwirte würden dabei gerne auf Direktzahlungen und Flächenprämien der EU verzichten, wenn sie mit dem Verkauf ihrer Produkte ausreichende Erlöse erzielen könnten, macht die neue Geschäftsführerin geltend. Die Verbraucher seien ja auch durchaus dazu bereit, mehr für Lebensmittel zu zahlen. Die Frage ist dann aber, wie diese Einnahmen zwischen Handel und Erzeugern verteilt werden. Bei den derzeitigen Erzeugerpreisen sind die Flächenprämien für die Landwirte unbedingt notwendig.
Hat der „Brexit“ Großbritanniens auch Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft? „Was die Vermarktung und den Export unserer Produkte angeht wird der Brexit sicher auch Folgen für deutsche Erzeuger haben. Außerdem wird sich möglicherweise die Zahlungshöhe verringern, da Großbritannien ein Nettozahler war, ist ihre Einschätzung. Wie die Folgen nun im Einzelfall genau aussehen, wird von den Austrittsverhandlungen abhängen.
Dr. Johannes Koenig – LW 20/2017