Daten vernetzen für mehr Tierwohl

Herstellerübergreifende Plattform für Stallmanagement

In der Smart Solutions-Plattform arbeiten Lock, Smaxtec, Vetvise und Schauer zusammen, um Systeme, Prozesse und Maschinen zu automatisieren. Dafür werden Kamerasysteme, Hitzestress-Echtzeitdaten und Klimadaten genutzt, um Abläufe im Stall zu automatisieren. Das verbessert auch das Tierwohl.

Die Smart Solutions-Plattform verbindet verschiedene Systeme und Geräte in einem Betrieb, was das Management erleichtert. Sensoren, Kameras und Geräte werden übergreifend in einer Steuerung koordiniert. So können Umweltmanagement und Tierwohl optimiert werden.

Foto: Werkfotos

Wie wäre es, wenn die Kühe und Schweine bei Hitzestress selbst die Lüfter oder Sprinkler für die Wasserkühlung aktivieren? Oder der Entmistungsroboter seine Reinigungsfahrten an die Witterung oder den Betrieb am Futtertisch automatisch anpasst? Mit der Smart Solutions -Plattform, die die Firma Lock zusammen mit Smaxtec, Vetvise und Schauer entwickelt hat, ist das keine Zukunftsmusik mehr. Über diese ist es möglich, Hersteller, Sensoren, Aktoren und Daten übergreifend in einer Steuerung zu koordinieren. Seit einem Jahr wird die Plattform auf Praxisbetrieben getestet und wurde erstmalig auf der Eurotier in Hannover vorgestellt. Ab Frühjahr 2025 soll sie für alle Landwirte verfügbar sein. Die an der Entwicklung beteiligten Unternehmen betonten, dass die Zusammenarbeit der mittelständischen Unternehmen allen helfe, die Innovationen zu stemmen und auf den Markt zu bringen und die Landwirte bei der Automatisierung ihrer Ställe zu unterstützen und das Tierwohl zu verbessern. Die Smart Solutions -Plattform verbindet verschiedene Systeme und Maschinen in einem Betrieb und optimiert so das Management. Über offene und standardisierte Schnittstellen werden Sensoren von Smaxtec, Kameras von VetVise und Maschinen, wie der Schauer-Entmistungsroboter, angebunden. Das SBE Farm-Management-System überwacht mit Sensoren aktuelle Umgebungszustände in Gebäuden wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Dadurch können bei den internen Arbeitsabläufen im Stall das Energiemanagement, Umweltmanagement und Tierwohl optimiert werden. Dafür stehen verschiedene Konfigurationselemente zur Verfügung, die sowohl orts- als auch plattformunabhängig über die Lock SBE-App auf dem PC, Smartphone oder Tablet angesteuert und kontrolliert werden können. Diese digitale Steuerung wurde auf der Eurotier 2022 mit der Silber-Medaille prämiert.

Automatisierte Hitzestressregulierung

Smaxtec hat für die Plattform einen Hitzestressindex entwickelt, der auf Echtzeitdaten basiert, die direkt im Körper der Tiere über den Bolus im Netzmagen gemessen werden. Dabei werden drei Parameter berücksichtigt: Gruppenwiederkauen, Temperaturerhöhung und Wasseraufnahme. Bei steigenden Werten reagiert die Plattform mit dem SBE Farm-Management-System automatisch, indem sie Ventilatoren einschaltet oder Sprinkler aktiviert. Sobald der Stress nachlässt, werden diese Systeme wieder deaktiviert.

Verknüpfung von Kamera- und Managementsystemen

Das Vetvise-Kamerasystem analysiert das Verhalten von Schweinen und Ferkeln. „Wir nutzen das Tier als Sensor“, erklärte Johannes Schmidt-Mosig, Mitbegründer von Vetvise. Das Kamerasystem vereinfache die Tierüberwachung und könne das Verhalten der Tiere analysieren. Über die Smart Solutions Plattform werden Handlungsempfehlungen wie die Anpassung von Klima, Wasser oder Licht, direkt an das Lock SBE Farm-Management-System übermittelt. Dies sorgt für eine Verbesserung des Stallklimas und trägt dazu bei, Probleme wie Schwanzbeißen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Das Vetvise-System kann auch im Hühner- oder Hähnchenstall eingesetzt werden. Im Kuhstall funktioniere die Tierüberwachung noch nicht so problemlos, deshalb habe man die Aktivitäten im Rinderbereich zunächst zurückgestellt, so der Vetvise-Gründer.

Steuerung des Entmistungsroboters

Auch der Schauer-Entmistungsroboter kann über die Plattform gesteuert werden. Basierend auf Klimadaten und anderen Parametern entscheidet die Plattform, wann und wo der Roboter seine Arbeit verrichtet. Beispielsweise wird die Route vor dem Fressgitter gesperrt, wenn viele Kühe fressen. Oder der Roboter fährt bei Frost den Außenbereich des Stalls gar nicht erst an. Zusätzlich können Daten von Landmaschinen über das Trac Unit-System erfasst und für ein optimiertes Energiemanagement genutzt werden.

Imke Brammert-Schröder – LW 1/2025