Denn sie wissen nicht mehr, was wir tun
BWV-Kreisversammlung Kusel tagte in Blaubach
Bei winterlichen Verhältnissen trafen sich die Landwirte des Kreisverbandes Kusel im Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd zu ihrer ordentlichen Mitgliederversammlung. Werner Schwarz, der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands aus Schleswig-Holstein hatte sich auf den langen Weg gemacht, um in Blaubach über das Thema „Mit Lebensmitteln spielt man nicht – und mit deren Erzeugern auch nicht“ zu referieren.

Foto: Setzepfand
Den Landwirten Erfolg gönnen
„Gönnen Sie uns den Erfolg, denn unser Erfolg, sind ihre Lebensmittel, die einen hohen Wert haben. Auch die Landschaft, die wir gestalten hat einen hohen Wert und das Engagement unserer Familien in den Dörfern hat einen hohen Wert“, argumentierte Schwarz gegenüber den Verbrauchern.
„Wir müssen zugeben, dass wir 30 Jahre zu wenig gemacht haben, um die Bürger mitzunehmen“, bemerkte Schwarz. Und dennoch genießen Landwirte eine hohe Anerkennung in der Gesellschaft, wie Umfragen zeigen. Daher sind die wichtigsten Botschafter der Landwirtschaft die Bauern und Bäuerinnen selbst. „Wir sind Tierhalter oder Ackerbauern mit Wissen und Gewissen, wir haben das gelernt. Drum mischen Sie sich ein, wenn es eine öffentliche Diskussionen gibt“, riet Schwarz. Die NGOs haben die Lebensmittel als Kampagnenthema entdeckt. Es betreffe alle, es bringe viel Spenden ein und es beruhige die Spender. „Glauben Sie nicht, dass sich jemals eine NGO auflösen wird, weil sich deren Auftrag erledigt hat. Wir sind oft Opfer von Kampagnen, doch wir müssen selbst Kampagnen starten, entwaffnende und uns mit dem Gegner verbünden, wie das erstmal mit der Initiative Tierwohl gelungen ist. Zwar hat der LEH keine weiteren Finanzierungszusagen gemacht, obwohl viel zu wenig Geld im Topf ist für all die willigen Landwirte. Die Initiative ist dennoch als Erfolg zu werten“, sagte Schwarz. Auch die Sozialen Medien liegen Schwarz am Herzen. In der Kommunikation müssen folgende vier Grundwerte berücksichtigt werden: Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Echtheit und Transparenz. „Zur Glaubwürdigkeit, ja, wir müssen auch kritische Themen ansprechen, wie Schwänze kupieren und Düngung. Zur Ehrlichkeit: Das Bild der Landwirtschaft wird von den Gegnern bestimmt, wir sollten selbst wieder den Pinsel in die Hand nehmen. Zur Transparenz: Ich habe eine Webcam in meinen Stall bauen lassen, diese widerspricht den haltlosen Vorwürfen der Tierschutzorganisationen. Und zur Echtheit: Nicht mehr nicht kommunizieren. Bauern und Bäuerinnen kommunizieren selbst. Offen und ehrlich kommunizieren, das ist entwaffnend. Lassen Sie sich Handynummern aus ihrem Dorf geben, auf alle Fälle vom Bürgermeister und dem Feuerwehrführer dazu von einigen Freunden und Nachbarn. Und wenn Sie dann Gülle ausfahren müssen, dann schreiben Sie diesen in einer Gruppe eine WhatsApp oder SMS. Ich fange Morgen früh um 5 Uhr an, dann haben wir Ostwind, daher starte ich im Westen des Dorfes. Erklären Sie, weshalb Sie das so machen. Dann ist Ruhe, dann wissen alle Bescheid.“ Die Sozialen Medien spielen eine große Rolle, da müsse die Landwirtschaft mitmischen. Die Tage des offenen Hofes locken viele Nichtlandwirte und vor allem Familien, das sei eine wichtige Gruppe, wenn die Mutter verstehe, wie moderne Landwirtschaft funktioniere, dann wissen es zwei Kinder mehr. „Mischen Sie mit, sprechen Sie mit ihren Nachbarn, denn selbst diese wissen doch nicht mehr, was wir tun“, schloss Schwarz.
Wahlen
Thomas Ulrich wurde erneut zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt. Als Beisitzer standen Kurt Christoffel, Uwe Eberle, Arno Habermann, Lothar Jahns und Ralf Klein erneut zur Wahl. Günter Pfleger schied aus Altergründen aus. Er war seit 1989 Mitglied im Kreisvorstand und wurde mit einem Geschenk verabschiedet. Für ihn wurde Martin Schneider aus Konken als Beisitzer gewählt.
zep – LW 10/2016