Deutsche und ausländische Arbeitskräfte auf den Feldern
Schwieriger Start in die Spargel- und Erdbeerernte
Die Corona-Pandemie stellt die Sonderkulturbetriebe vor enorme Herausforderungen. Zu wenig Saisonarbeitskräfte, strenge Hygieneauflagen und Quarantänemaßnahmen fordern sowohl den Betriebsleitern als auch den Beschäftigten einiges ab. Das LW hat sich bei einigen Betrieben umgehört, wie sie die Situation meistern.

Foto: Imke Brammert-Schröder
Schüler und Studenten auf dem Acker
Die 18-jährige Josefine Klett aus Grünstadt ist eine der Aushilfen bei den Schwalbs. Die Schülerin wollte nicht unnütz zu Hause sitzen und hat mit mehreren Freunden bei Schwalbs angefangen. Sie hat mit Spargel gestochen, aber auch andere Tätigkeiten wie das Pflanzen von Rhabarber und Himbeeren sowie Pflegearbeiten übernommen. Die Arbeit auf dem Feld hat ihr völlig neue Einblicke in die Welt der Landwirtschaft beschert. „Ich weiß nun, was die Arbeit wert ist und welchen Anteil die Arbeitskosten am Produkt haben“, sagt sie. Die Arbeit sei körperlich anstrengend, vor allem das Spargelstechen. Nach ein paar Tagen mit einer täglichen Arbeitszeit von sieben bis acht Stunden habe sie auch zehn Stunden durchgehalten, berichtet die Schülerin stolz. Sie arbeitet seit dem 1. April auf dem Betrieb und übernimmt verschiedene Tätigkeiten. „Es wäre gut, wenn jeder Schüler eine Woche auf einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiten würde“, meint Josefine Klett. „Ich hätte nicht gedacht, welche Arbeit die Erzeugung von Obst und Gemüse macht.“ Sie sieht die Erfahrungen aus dieser Zeit positiv: „Ich komme im Sommer auf jeden Fall wieder und helfe in der Himbeerernte.“
Das freut Markus Schwalb, denn er hofft auf eben diesen Effekt. „Ich würde gern langfristig mehr deutsche Aushilfskräfte einstellen. Wir haben zwar bei den Schülern und Studenten eine hohe Fluktuation gehabt, aber selbst wenn sie nur zwei Wochen bleiben, ist es für beide eine Win-win-Situation.“ Dadurch, dass Schüler und Studenten sozialversicherungsfrei beschäftigt werden können, ist der Mindestlohn für sie attraktiv. Er hofft, dass er viele von ihnen zur Ernte der 11 ha Beerenkulturen ab Mitte Juni gewinnen kann. „Für diese Saison benötigen wir etwa 100 Helfer. Durch die jetzigen Gegebenheiten plane ich mit 60 bis 70 ausländischen Kräften. Ich hoffe, dass ich die fehlenden Kräfte durch die Unterstützung von 40 bis 50 Deutschen kompensieren kann“, blickt Schwalb voraus.
Quarantäneauflagen streng eingehalten

Foto: Imke Brammert-Schröder
Viel Solidarität aus Bevölkerung erfahren
„Wir haben ganz viel Solidarität aus der Bevölkerung erfahren, viele haben ihre Hilfe angeboten“, sagte Erdbeeranbauer Andreas Klein aus Wiesbaden-Nordenstadt kürzlich bei der Eröffnung der Erdbeersaison in Griesheim. Allerdings hätten die Erdbeerbetriebe Anfang April keinen Bedarf an Arbeitskräften gehabt. Auf seinem Betrieb haben einige deutsche Aushilfen in dieser Zeit geholfen, Äpfel zu packen. Bei Andreas Klein ist die Situation hinsichtlich der Arbeitskräfte im Augenblick entspannt. Er beschäftigt ausschließlich polnische sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter auf seinem Betrieb, auf dem neben Beerenobst vor allem Äpfel und Kartoffeln angebaut werden.
Seine Arbeitskräfte konnten zu Beginn der Erdbeersaison Mitte April ohne Probleme aus Polen nach Deutschland reisen. „Allerdings waren die Regularien lange Zeit nicht klar, wir haben viel telefoniert.“ Klein, Vorstandsmitglied in der Bundesfachgruppe Obstbau, lobte ausdrücklich die Arbeit des Berufsstandes, der sich für die Einreise von ausländischen Saisonarbeitskräften stark gemacht hat.
Auf dem Erdbeer- und Spargelbetrieb von Andreas Lenhardt aus Griesheim sind ausschließlich Saisonarbeitskräfte aus Rumänien, Ungarn und Slowenien beschäftigt.
„Inzwischen sind 70 Prozent unserer Arbeitskräfte da“, sagte Lenhardt. Er habe sich rechtzeitig darum gekümmert, Kontakt mit den Leuten aufgenommen, die teilweise schon seit Jahren kommen, und Flüge gebucht. „Ich bin froh, dass ich so viele Arbeitskräfte habe. Wenn ich 70 bis 80 Prozent der Ernte bei Spargel und Erdbeeren einbringe, kann ich zufrieden sein.“ Mehr Mitarbeiter könne er durch die gesetzlichen Auflagen auch gar nicht unterbringen, so Lenhardt. Die Wohncontainer können nur zur Hälfte belegt werden. Feste Trupps arbeiten auf den Feldern zusammen, der geforderte Abstand zwischen den Mitarbeitern sei auf dem Feld ebenfalls gut einzuhalten. „Wir werden häufig kontrolliert, ob wir die Hygieneauflagen einhalten“, berichtete Lenhardt, der einen Großteil seines Spargels und seiner Erdbeeren über eigene Verkaufsstände selbst vermarktet.
ibs – LW 20/2020