Deutsche Waldbesitzer fordern CO2-Bepreisung

Demonstration der Waldbesitzer zur Agrarministerkonferenz

Jeder Baum, der heute nicht gepflanzt wird, fehlt unseren Kindern und Enkelkindern, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zu den Waldbesitzern und konkretisierte die Hilfen: Man werde Gelder für die Aufarbeitung der Schäden bereitstellen, man wolle Waldbränden vorbeugen, man wolle Löschhubschrauber bereitstellen und schließlich den Waldumbau fortsetzen, der von den Forstleuten bereits vor Jahren begonnen wurde.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kam zu den Waldbesitzern, um ihnen mitzuteilen, dass insgesamt Hilfen von 800 Mio. Euro für die kommenden vier Jahre bereitgestellt werden. Erste Sofortmaßnahmen laufen bereits. Ende Dezember werde der Verteilschlüssel für die Länder beschlossen.

Foto: Setzepfand

„Wenn unsere Wälder die grüne Lunge Deutschlands sind, dann muss diese Ökosystemleistung von der Gesellschaft auch honoriert werden“, rief Michael Prinz zu Salm-Salm vom Waldbesitzerverband Rheinland-Pfalz in Vertretung des ersten Vorsitzenden Christian Keimer. Der nationale Waldgipfel sei ein Schritt in die richtige Richtung. Doch nicht alle Landesminister haben ihren Waldbesitzern Unterstützung zugesagt.

Salm-Salm stellte klar, dass die Waldbesitzer Opfer des Klimawandels sind, aber auch diejenigen, die das Klima retten können, indem artenreiche Mischwälder begründet werden. In diesen haben ausländerfeindliche Ideologien nichts verloren. Es müssen alle standortgerechten Baumarten genutzt werden, auch die Douglasie und andere Fremdländer.

Franz Prinz zu Salm-Salm, der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes in Sachsen-Anhalt, sprach zu den rund 700 Waldbesitzern aus ganz Deutschland. Ihm missfiel die Lage der Demonstration sehr: am Rande eines Feldes unweit des Atrium-Hotels, in dem die Minister tagten. Selbst die schwergewichtigen Karossen der Minister seien mehr Wert als die deutschen Waldbesitzer, die hier am Feldrand abgestellt werden, die jedoch Grundsteuer zahlen, die die Grundlage für sauberes Wasser und saubere Luft zur Verfügung stellen, die die Bevölkerung in ihren Wäldern zur Erholung laden, die für ihre Gesellschaft alles geben, aber Einschränkungen in der Bewirtschaftung ernten sowie Anfeindungen von Umweltaktivisten. Auch er forderte eine CO2-Abgabe, die den Waldbesitzern für ihre Leistungen zugute komme. Dr. Philipp Freiherr Heereman, der Vorsitzende des Waldbauernverbandes Nordrhein-Westfalen, bekräftigte, dass man keine Auflagen und Stilllegungen benötige und dass man vorsichtig sein müsse, sich mit den öffentlichen Geldern nicht Verbote einzukaufen. Er sprach sich gegen eine CO2-Steuer aus, jedoch für CO2-Zertifikate.

Gelder ja, aber ohne überbordende Bürokratie

Viele kleine Waldbesitzer, die in Forstbetriebsgemeinschaften organisiert sind, wie hier die FBG Fulda, bangen um ihre Wälder. Erstmals ist die Nachhaltigkeit im Forst aufgrund der Klimaerwärmung nicht mehr gewährleistet.

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Sehr konkret wurde Volker Schulte vom Initiativkreis forstlicher Zusammenschlüsse, dem rund 100 000 Waldbesitzer angehören in 13 Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen. Er beschrieb die Lage vieler Waldbesitzer als ein Dilemma. Die Aufarbeitung des Käferholzes benötige finanzielle Mittel, die mit dem Holzverkauf nicht erlöst werden. In vielen Bundesländern sei der Holzmarkt am Boden, auch bei der Kiefer herrsche eine angespannte Lage. Die bereitgestellten Gelder klingen gut, doch könne es nicht sein, dass die Förderanträge nur von Spezialisten ausgefüllt werden können, denn viele Forstbetriebsgemeinschaften finden kaum noch Personal, die sich mit dieser Bürokratie auseinandersetzen wollen.

Hohe Wertverluste in Fichte und Buche

Christian Raupach vom Hessischen Waldbesitzerverband und Franz Prinz zu Salm-Salm, Vorsitzender der Waldbesitzer in Sachsen-Anhalt, im Gespräch.

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Schulte sprach sich darüber hinaus dafür aus, dass die Fördermittel über mehrere Jahre abgerufen werden können. „Denn in trockenen Jahren werden wir nicht pflanzen, dann muss das Geld eben zwischengelagert, statt gleich wieder abgezogen werden.“ Auch die hohen Beiträge der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) kritisierte Schulte. So riskiere man, dass sich die Kleinstprivatwaldbesitzer ganz aus der Bewirtschaftung ihrer Wälder zurückziehen.

Aus Hessen sind laut Christian Raupach, dem Geschäftsführer der Hessischen Waldbesitzer, über 150 Waldbesitzer angereist. Raupach beklagte rund 50 Euro/fm Wertverlust für die Waldbesitzer in der Fichte, auch 70 bis 80 Prozent der abgestorbenen Buchen können aufgrund des Pilzbefalls nicht verwertet werden.

Er verwies auf das Bundeswaldgesetz, § 41, demnach soll die Forstwirtschaft wegen der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes öffentlich gefördert werden. „Wir sind nicht mehr in der Lage, die Wälder und die unentgeltlichen Funktionen zu erhalten, daher benötigen wir Unterstützung. Diese Demonstration ist erst der Anfang“, so Raupach. Auch Dr. Hubert Beier, der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Fulda sprach von der absoluten Talsohle. „Das Holz, das wir nun ernten müssen, wird uns irgendwann fehlen. Dann werden die Holzpreise in die Höhe schnellen. Doch für viele Waldbesitzer wird diese Phase zu spät kommen“, so seine Prognose.

zep – LW 40/2019