Deutscher Rapsanbau schützt den Regenwald

Pressegespräch zur Rapsblüte 2014 auf der Ronneburg

Dietmar, Paul und Marie Groh aus Altwiedermus bewirtschaften in der Rechtsform der GbR einen wunderschön gelegenen Landwirtschaftsbetrieb nahe der Ronneburg im Main-Kinzig Kreis. Auf einem gut 7 ha großen Rapsfeld der Familie, der jetzt in der Vollblüte steht, hat der Hessische Bauernverband (HBV) am Mittwoch voriger Woche Rundfunk, Fernsehen und Presse geladen, um über die Bedeutung des Rapsanbaus in Hessen zu informieren und auf die moderne und ebenso nachhaltige Wirtschaftsweise der Landwirte hinzuweisen.

Hessens Bauernpräsident Friedhelm Schneider informierte über den Beitrag des deutschen Rapsanbaus zum Klimaschutz.

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Wie sieht es aus mit dem Raps in diesem Jahr? „Die Rapsblüte ist in diesem Jahr zwei Wochen früher als in den anderen Jahren. Ich wünsche mir, dass jetzt keine Nachtfröste mehr kommen“, sagte HBV-Präsident Friedhelm Schneider. Der Winterraps habe sich gut entwickelt, brauche jetzt aber Niederschlag, um auch gut anzusetzen. Nachtfrost könne in dieser Schoss- und Blühphase dazu führen, dass die Stängel aufplatzen und später den Ertrag mindern. Im März 2014 habe es 13 Liter Regen pro Quadratmeter im Ronneburger Hügelland gegeben, sonst seien es circa 60 bis 70 Liter.

Auf rund 61 000 ha wird in Hessen Raps angebaut, 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr, berichtete der HBV-Chef weiter. Ein Grund dafür sei, dass in der Ernte 2013 der Preis für die Ölsaat nicht so gut war, wie im vorangegangenen Jahr. Die Landwirte hätten gleich reagiert, das zeige, dass stets auf die Wirtschaftlichkeit geschaut werden muss. Ins­gesamt sei der Winterraps eine hervorragende Kultur: sie habe Vorzüge im Anbau und bereichere nicht nur das Landschaftsbild, sondern habe auch einen hohen Stellenwert für die Bodenfruchtbarkeit, für den Erosionsschutz und für Natur und Bienen.

Rapsanbauer in zweiter Generation: Die Geschwister Paul (21 Jahre, Landwirt) und Marie (24 Jahre, Bachelor, Agrar), bewirtschaften gemeinsam mit ihrem Vater Dietmar Groh den „Hof Waldeck“ in der Rechtsform der GbR als Ackerbaubetrieb mit Schweinemast. Auch hat der Betrieb ein Rotwildgehege.

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Erhebliche Zuchtfortschritte habe es beim Raps in den letzten Jahren gegeben. Jedes einzelne Samenkorn bringe etwa 1 500 Kör­­ner. „Sie sehen, welche immense Kraft in der Kultur Raps steckt. Es zeigt aber auch, welche Herausforderungen an die Landwirte heute gestellt werden, den züch­terischen Fortschritt zu nutzen und ihre Betriebe leistungsstark zu halten. Durch die Züchtung auf Bitterstoff freie Sorten sei Rapsschrot eine wichtige Eiweißkomponente in der Nutztierfütterung und werde nachgefragt. Der Bedarf werde von den Rapsbauern gedeckt. So ersetze rechnerisch der Rapsanbau in Deutschland etwa 1 Mio. ha Sojaanbau in Brasilien und schütze den Regenwald und das Klima.

Der Raps ist eine sichere Kultur im Anbau geworden

In Deutschland werden dem Diesel etwa 6 Prozent Rapsöl beigemischt. „Wir hätten gerne einen höheren Anteil“, so Schneider. Bei Baumaschinen und im Forst werde fast ausschließlich Raps als Motoröl eingesetzt, weil er biologisch abbaubar ist. Sogar in Kleber wie Uhu werde Raps eingesetzt. Auch Wildtiere wie Hase und Reh hätten Äsung im Winter und zurzeit findet die Biene reiche Tracht.

Der Marktanteil von Rapsöl am Speiseöl ist sukzessive auf fast 39 Prozent gestiegen. Das liege zum einen an den hohen Qualitä­ten, zum anderen daran, dass der Verbraucher Produkte aus der Region bevorzuge. „Wir wollen die regionale Vermarktung weiter fördern“, so Schneiders Fazit.

Herwig Marloff (links), Vorsitzender der Hessischen Erzeugergemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe und der Kreisvorsitzende Bruno Wörner.

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Herwig Marloff, Vorsitzender der Hessischen Erzeugergemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe, erläuterte, dass bis auf die Samen 90 Prozent der Rapspflanze auf dem Feld bleibe, wodurch sich Humus bilden könne. Die Pfahlwurzel fördere die Bodengare und die mikrobielle Aktivität. Die EZG NawaRo Hes­sen betreue rund 1 500 Erzeuger mit 9 000 ha. Rapsanbau sei nachhaltig, die Kultur benötige eine Anbaupause von mindestens drei bis vier Jahren. Marloff betonte den Stellenwert der Biene. Imker und Landwirte seien voneinander abhängig: „Wir legen Wert darauf, dass wir unsere Kulturen schützen, aber wir achten darauf, dass dies sach- und fachgerecht erfolgt“, so Marloff. Wegen der vielen Vorzüge der Kultur lautet sein Resume „Raps soll­te als Greeningpflanze eingesetzt werden dürfen.“

Bruno Wörner, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main- Kinzig, erläuterte den Rapsanbau im Landkreis. Mit 2 400 ha sei es die drittwichtigste Frucht, nach Weizen mit 7 500 ha und 2 700 ha Silomais bei insgesamt 23 000 ha Ackerland zwischen Maintal bis Sinntal.

Landwirt Dietmar Groh erläuterte den Rapsanbau im Betrieb. Begonnen haben die Grohs damit vor 35 Jahren. Die Kultur hat dort einen festen Platz innerhalb der Fruchtfolge. Zwei Gründe lauteten „Wir dreschen in manchen Jahren Raps erst nach Weizen, weil er so sicher geworden ist. Bei Tro­cken­heit kommt Raps auch in den Hanglagen immer noch ans Bodenwasser.“

Moe – LW 17/2014