Die Spreu vom Weizen trennen

Die mit Abstand größte Fläche im bundesdeutschen Ackerbau nimmt der Winterweizen ein, und auch im LW-Gebiet ist er die dominierende Frucht. Gut ein Viertel der heimischen Ackerflächen nimmt er ein. Diese Dominanz gilt nicht nur flächenmäßig – auch in fi­nan­zieller Hinsicht ist der Winterweizen eine Säule der deutschen Landwirtschaft.
Kein Wunder also, dass sich auch die Züchterhäuser dieser Frucht intensiv annehmen und immer neue Sorten auf den Markt werfen. Über hundert Sorten sind alleine in Deutschland zugelassen. Die Anstrengungen der Züchter haben sich beim Winterweizen in den vergangenen Jahren vor allem auf die Gesundheit der Sorten konzentriert. Das ist angesichts der hohen Anbaudichte des Weizens nicht verwunderlich, denn der Krankheitsdruck ist dadurch entsprechend größer. Dass dabei der Ertragszuwachs im Vergleich zu anderen Früchten etwas geringer ausgefallen ist, liegt also nahe. Ein weiterer Grund dafür ist aber auch der Trend zu reduzierten Bodenbearbeitungsverfahren, frühen Aussaaten und geringeren Pflanzenschutzintensitäten zu sehen.
Hier liegt der Vergleich zur Entwicklung im Automobilsektor nahe: Trotz immer effizienterer Motoren sinken die Spritver­bräuche nur langsam, da die mit Technik vollgestopften Fahrzeuge immer größer und schwerer werden.
Weizen-Züchtungen für die unterschiedlichsten Standorte und Vermarktungsrichtungen sind jedenfalls vorhanden, man muss sie nur finden. Hier leisten die Sortenversuche der Offizialberatung in der Region wertvolle Dienste, die sich auch mit den vor­herrschenden Vermarktungsanforderungen auseinandersetzen. Trotz des ausufern­den Sortenangebotes wird dieses Netz aber immer weiter ausgedünnt, was man durch die Verrechnung mit den Ergebnissen vergleichbarer Nachbar-Regionen auszugleichen versucht. Die diesjährigen LSV-Ergebnisse Winterweizen finden Sie ab Seite 24.
Karsten Becker