Dr. Matthias Mehl folgt Herwig Marloff als Vorsitzender

Wetterauer Zuckerrübenanbauer mit neuer Spitze

Die Mitgliederversammlung des Verbandes Wetterauer Zuckerrübenanbauer ernannte letzte Woche in Reichelsheim den scheidenden Vorsitzenden Herwig Marloff zum Ehrenvorsitzenden. Dr. Matthias Mehl aus Frankfurt-Nieder-Erlenbach lenkt nun den Verband, der in verschiedenen Vorträgen auf unruhige Zeiten eingeschworen wurde.

Der neue Vorsitzende Dr. Matthias Mehl dankte seinem Amtsvorgänger Herwig Marloff für sein außergewöhnliches Engagement.

Foto: Becker

Erstmals eröffnete Dr. Mehl als Vorsitzender die Versammlung und betonte, dass er, obwohl aus einem Frankfurter Stadtteil stammend, ein echter Wetterauer sei, denn Nieder-Erlenbach habe, als er geboren wurde, noch zum Altkreis Friedberg gehört. Ihm folgte als zweiter Vorsitzender Michael Hahn aus Niddatal-Kaichen im Amt.

In einem Grußwort betonte der Bürgermeister von Reichelsheim, Bertin Bischofsberger, die Bedeutung des Rübenanbaus in der Region und die Leistungen des Reichelsheimers Marloff, der die örtliche Anbau- und Abfuhrgemeinschaft ins Leben gerufen habe. Der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Wolfgang Patzak machte deutlich, welche Probleme die Nähe zum Ballungsraum Rhein-Main für die Wetterauer mit sich bringen kann, denn die Stadtbevölkerung habe oftmals ein verzerrtes Bild von der Landwirtschaft.

Aktuell wird mit Zucker kein Geld verdient

Südzucker-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kirchberg, Ochsenfurt, sagte zur Lage des Unternehmens: „Aktuell wird mit Zucker kein Geld verdient.“ Besser liefen dagegen die Geschäfte in den Segmenten Frucht, Spezialitäten und Crop-Energies (Bio-Ethanol). Zurzeit hätten alle Zuckerunternehmen Probleme, vor allem wenn sie nur Zucker erzeugten. Sein Fazit lautet: Die Kosten müssen sinken.

Daher werde zwar für alle Südzucker-Werke volle Auslastung angestrebt, wegen des witterungsbedingten Rückgangs der Zuckerernte werde man aber in diesem Jahr nur eine Kampagne von 75 Tagen fahren – beginnend am 5. Oktober. „So können wir den Beständen noch etwas Zuwachs ermöglichen“, so Kirchberg. Für Deutschland würden jetzt durchschnittlich 70 t/ha erwartet, in der Mitte etwas weniger, und damit insgesamt 27 Prozent weniger als im Rekord-Vorjahr.

HBV-Vizepräsident Armin Müller betonte die gute Zusammenarbeit beider Verbände, die auch in Person des Geschäftsführers Manfred Menz zum Ausdruck komme, der sowohl für den Bauernverband als auch für die Rübenanbauer tätig sei. „So werden die Interessen der Landwirtschaft gut vertreten“, so Müller. Und dies sei angesichts der schwierigen politischen Rahmenbedingungen auch nötig.

Beratung im Fokus der Verbandsarbeit

Dr. Mehl stellte im Bericht des Vorsitzenden heraus, dass das Jahr 2015 durch die Diskussionen um das Ende der Rübenquote 2016 geprägt gewesen sei. Insbesondere die Verhandlungen mit der Südzucker zur Beteiligung an den Abfuhrkosten seien hier zu nennen, denn die Wirtschaftlichkeit sei nach wie vor der entscheidenden Faktor für den Anbau von Zuckerrüben in der Wetterau. Um diese zu stärken, stehe unter dem Label „Mont Blanc“ die Beratung der Betriebe zu Themen wie Sorten, Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung, Düngung, Blühstreifen, Abfuhrlogistik und Kapitalverzinsung im Fokus der Verbandsarbeit. In der Wetterau würde für diese Saison keine Rekord-, aber auch keine Missernte erwartet.

Geschäftsführer Manfred Menz berichtete über weitere Aktivitäten des Verbandes, die beispielsweise die Abstimmung mit Behörden bei der Abfuhr, Schulungen von Roderfahrern, Pressearbeit sowie die Organisation von Feldrundgängen und Winterveranstaltungen umfasste. Im Rahmen des erforderlichen Greenings mahnte er, dass über Blühstreifen oder Zwischenfrüchte keine neuen Unkräuter, die zu weiteren Problemen auf den Rübenflächen führen können, eingeschleppt werden dürfen.

Der Kassenbericht und der Bericht der Kassenprüfer wurden einstimmig angenommen und Vorstand sowie Ausschuss entlastet. Der Ausschuss wurde wie folgt ergänzt beziehungsweise bestätigt: Roland Frutig (Hungen), Stellvertreter Gerhard Kreckel (Runkel); Frank Breidenbach (Melbach, Stellvertreter von Wolfgang Roth); Paul Karpf, Stellvertreter Jens Kröll (beide Büdingen); Volker Goy (Bad Homburg), Matthias Wacker (Schöneck), Stellvertreter Georg Scheuerle (Hammersbach); Uwe Bieber (Karben), Stellvertreter Maximilian Best (Nieder-Wöllstadt).

Schwierige Umstellungszeit ist zu überstehen

Dr. Hans-Jörg Gebhard, Aufsichtsrats-Vorsitzender der Südzucker und Vorsitzender des Verbands Süddeutscher Zuckerrübenanbauer, referierte über Herausforderungen und Chancen des Zuckerrübenanbaus ab 2017. Auch er schätzt die aktuelle Lage am Zuckermarkt als „prekär“ ein; alle Erzeugerländer inklusive Brasilien hätten derzeit große Probleme. Positiv sei, dass der weltweite Verbrauch steige, allerdings auch die Produktion. Im Gegensatz zur EU würden aber andere Erzeuger ihren Anbau stützen, um über diese Durststrecke hinwegzukommen.

„Um unseren hohen Standard in der Produktion zu halten, brauchen wir hier positive Signale“, mahnte Gebhard. Das Ende der Zuckermarktordnung werde zu großen Schwankungen führen, die sich erst nach einigen Jahre beruhigen werden. Nach dieser Konsolidierung werde es aber weiterhin eine größere Volatilität als bisher geben. Es gelte also, diese Zeit zu überstehen und sich auf die künftigen Marktmechanismen vorzubereiten. Sein Fazit lautet: „Alle Bereiche der Produktion müssen weiter optimiert werden; der Zucker aus der EU wird auch künftig gebraucht.“

Die Produktion muss weiter optimiert werden

Auf diese Notwendige Optimierungen ging Peter Fecke von der Rübenabteilung Wabern/Warburg ein und stellte Veränderungen in der Rübenbewertung und Bezahlung in Aussicht. Künftig werde noch minimaler geköpft, aber umso mehr darauf geachtet, keine Blätter in die Fabrik zu liefern. An entsprechender Automatisierung werde gearbeitet. Aufgrund der schwächeren Ernte in diesem Jahr werde es keine Übertragungen in 2016 geben, so Fecke.

Die Ehrung des scheidenden Vorsitzenden nahm Matthias Mehl vor, der sich für die geleistete Arbeit bedankte. Marloff sei eine Multifunktionsträger und echter Macher, der viel bewegt habe und noch bewegen werde.

KB – LW 40/2015