Düngeverordnung und Pflanzenschutz beschäftigen

Demonstration in Landau geplant

Auf der Kreisversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV) in Impflingen vergangene Woche waren die abermalige Verschärfung der Düngeverordnung, die Einschränkungen beim Pflanzenschutz und die teilweise realitätsfremden Verbraucherwünsche Thema. Die Landwirte und Winzer forderten eine starke Interessenvertretung durch den Bauernverband – die Demonstration am 11. April in Landau während der Agrarministerkonferenz kommt gerade recht.

Reinhold Hörner, Weinbaupräsident der Pfalz, sieht die Existenz von Ackerbaubetrieben gefährdet bei den neuen Regelungen für Rote Gebiete.

Foto: Brammert-Schröder

„Kommen Sie am 11. April zur Demonstration nach Landau, wir brauchen Sie!“ Andrea Adams, Geschäftsführerin des BWV, warb bei den Landwirten und Winzern in Impflingen für die Teilnahme an der geplanten Demonstration, bei der unter anderem die Verschärfung der Düngeverordnung im Fokus stehen soll. Sie widersprach dem Eindruck mancher Landwirte, dass der Bauernverband sich nicht genügend gegen die Auflagen zur Wehr setze. „Ich versichere Ihnen, dass es hinter den Kulissen ganz heftig gekracht hat. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Mainz, als Minister Wissing erste Pläne für eine schärfere Umsetzung der Düngeverordnung in den roten Gebieten formuliert hat“, sagte Adams. Jetzt sei es Zeit, den Unmut über steigende Auflagen und Einschränkungen in der Bewirtschaftung an die Agrarminister zu adressieren, wenn sie in Landau tagen.

Landwirtschaft braucht eine starke Stimme

„Wir brauchen eine starke Stimme. Es ist an der Zeit, für unsere Belange einzustehen. Es geht um unsere Zukunft!“, forderte Karl-Friedrich Junker, Vorsitzender des BWV-Kreisverbandes Südliche Weinstraße. „Wir bekommen von allen Seiten Einschränkungen in der Bewirtschaftung, und von Teilen der Gesellschaft und der Politik wird der Ruf nach einer Agrarwende laut.“ Junker blickte auf das Jahr 2018 zurück, dass für die Winzer eine gute Lese mit super Qualitäten brachte, während die Zuckerrübenanbauer ein Viertel weniger ernteten und sich mit eingebrochenen Zucker- und damit auch geringeren Rübenpreisen auseinandersetzen müssen.

„Dazu kommen Wettbewerbsverzerrungen auf EU-Ebene durch teilweise gekoppelte Prämien und unterschiedliche Zulassungen bei Beizen und Pflanzenschutzmitteln.“ Auch die aktuelle Agrarpolitik bereite den Bauern Sorge. „Wenn wir wie geplant 20 Prozent weniger Dünger in den roten Gebieten streuen müssen, können wir keinen Qualitätsweizen mehr erzeugen“, sprach der Kreisvorsitzende die geplante Verschärfung der Düngeverordnung an.

Kreisvorsitzender Karl-Friedrich Junker forderte Landwirte und Winzer auf, für ihre Belange einzustehen.

Foto: Brammert-Schröder

Auch der Pfälzer Weinbaupräsident Reinhold Hörner betrachtet die neuerlichen Vorschläge zur Düngeverordnung mit Sorge: „Wenn sie so kommen, kostet das der Hälfte unserer Bauern die Existenz.“ Die Landwirtschaft verliere den Rückhalt der Gesellschaft, die öffentliche Meinung sei gegen die Landwirte. „Die ideologische Meinung ist wichtiger als die wissenschaftliche Meinung. Das beste Beispiel sind die Verbote der Neonicotinoide in den Rübenbeizen“, erklärte er. Hörner ging auf aktuelle Themen rund um den Weinbau ein. Mit der Gründung der Schutzgemeinschaft Pfalz könnten nun eigene Regelungen hinsichtlich der Herkunftsbezeichnung vorangetrieben werden. „Ziel ist die Profilierung des Anbaugebietes Pfalz“, sagte Hörner. Positiv bewertete er die Zusammenlegung der Gebietsweinwerbungen Südliche Weinstraße und Mittelhaardt in der Pfalzwein. „Wir sind auf einem guten Weg.“

Breit angelegte Ackerbaustrategie

Als Gastredner war Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), eingeladen. Er stellte die Ackerbaustrategie des DBV vor, die gemeinsam mit anderen Verbänden wie der DLG und den Landwirtschaftskammern entwickelt wurde. „Dieser Schulterschluss ist wichtig, um im Ministerium auch gehört zu werden“, erklärte Hemmerling. Die Ackerbaustrategie sei bewusst weiter gefasst und behandele nicht nur die Reizthemen Glyphosat und Düngung. „Wir wollen die Entwicklung mitgestalten, ähnlich wie bei der Initiative Tierwohl“, sprach Hemmerling die Grundidee der Ackerbaustrategie an.

Wahlen

Drei neue Vorstandsmitglieder

Bei der BWV-Kreisversammlung Südliche Weinstraße vergangenen Dienstag in Impflingen standen Neuwahlen für die Hälfte der Vorstandsmitglieder des Kreisverbandes auf dem Programm. Einstimmig wurden Andreas Beck aus Schweigen-Rechtenbach, Markus Martin aus Steinfeld und Matthias Schmitt aus Kapellen-Drusweiler neu in den Vorstand gewählt. Wiedergewählt wurden Thomas Zöller aus Kirrweiler und Georg Minges aus Flemlingen.

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Künftige Herausforderungen wie Klimawandel, der Erhalt der Artenvielfalt, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit sollten dabei berücksichtigt und der Weg einer nachhaltigen Entwicklung weiter beschritten werden. „Wir wollen eine breit angelegte Strategie auf wissenschaftlicher Basis, die sich an der Praxis orientiert“, erklärte der Referent. So wurden acht Kernziele mit 18 konkreten Maßnahmen und Ansätzen formuliert (die genaue Beschreibung der Maßnahmen finden Sie in LW 9/2019, S. 57 und 58). Es dürfe aber auch nicht verkannt werden, dass sich die Verbrauchernachfrage verändere und die gesellschaftliche Diskussion über Ernährung weitergehe. Die Digitalisierung und Fortschritte in der Robotik bieten nach Ansicht von Hemmerling auch Chancen für die Landwirte: „In Zukunft haben wir vielleicht ganz andere Systeme und Möglichkeiten wie selbstfahrende Autos, die eigenständig zum Einkaufen fahren. Es ist nicht ausgemacht, dass die Discounter in 20 Jahren noch die Platzhirsche im Lebensmitteleinzelhandel sind.“ Gerade die Robotik würde zudem neue Möglichkeiten im arbeitsintensiven Sonderkulturanbau eröffnen.

Hemmerling kam auch auf das Thema Düngeverordnung zu sprechen, deren abermalige Verschärfung die Betriebe in der Region vor eine Riesenherausforderung stellt und erhebliche Einschränkungen in den roten Gebieten bedeuten würde. „Wir haben fünf Jahre um die Verordnung gerungen. Die erneute Verschärfung empfinden wir ein Stück weit als Vertrauensbruch“, sagte Hemmerling. Einige Punkte der Forderungen seien fachlich in Frage zu stellen. „Das müssen wir in den nächsten Wochen zum Ausdruck bringen“, so der stellvertretende Generalsekretär. Die Landwirte und Winzer aus der Region werden das auf der Demonstration in Landau am 11. April sicher tun.

ibs – LW 14/2019