Dürrekatastrophe von einem bisher unbekannten Ausmaß

Mitgliederversammlung der Hessischen Waldbesitzer

Präsident Michael von der Tann und Geschäftsführer Christian Raupach berichteten auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Hessischen Waldbesitzerverbandes am Donnerstag vergangener Woche in der Rittal-Arena in Wetzlar über die zurückliegende Arbeit des Verbandes. Themen waren unter anderem Folgen der anhaltenden Trockenheit, Schäden durch Sturm und Borkenkäfer-Befall und Klima-Wandel, oder Gespräche des Verbandes mit politischen Verantwortungsträgern, um staatliche Unterstützung zur Abwehr vieler drohender Insolvenzen bei den Mitgliedern zu erreichen. Nach der einstimmig erfolgten Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung wählten die Mitglieder ebenso einstimmig Thilo von Gilsa, Reinhold Schmidt, Hendrik Block und Fritz Richter neu in den Vorstand.

Einstimmig entlasteten die Mitglieder des Hessischen Waldbesitzerverbandes Vorstand und Geschäftsführung und wählten anschließend ebenso einstimmig Thilo von Gilsa, Reinhold Schmidt, Hendrik Block und Fritz Richter neu in den Vorstand. Die Rittal-Arena mit der riesigen Versammlungshalle sorgte dafür, dass alle Corona-bedingten Auflagen ohne Beanstandungen eingehalten werden konnten.

Foto: Dietz

„Wir haben eine Dürrekatastrophe mit bisher nie erlebten ökonomischen Folgen“, beschrieb Präsident von der Tann die Dimension der Probleme, denen sich die Waldbesitzer derzeit gegenüber sehen. Die Vorfahren hätten über Jahrhunderte Nachhaltigkeit gelebt, die Wälder immer wieder neu aufgebaut.

Wir werden neuen Wald hochbekommen

„Heute sind wir dran. Wir müssen die Hilfe der Politik einfordern und mit den zur Verfügung gestellten Fördergeldern einen neuen Wald hochbekommen“, so von der Tann. Er nahm die Mitglieder in die Pflicht und sprach ihnen zugleich Mut zu: „Ich bin sicher, das wird uns am Ende auch gelingen.“

In den zurück liegenden Monaten sei der Vorstand gemeinsam mit den Kreisgruppen sehr entschlossen auf Abgeordnete des Bundestages und des Landtages zugegangen, darunter auch Staatskanzleichef Axel Wintermeyer und Staatssekretär Oliver Conz, hätten die schwerwiegenden Schäden im Rahmen von Ortsterminen im Wald beschrieben und Unterstützung eingefordert. Der Landesvorstand habe sich ein Beispiel genommen an den seit langen Jahren erfolgreich durchgeführten Waldrundgängen der oberhessischen Markmeister und Privatwaldbesitzer unter der Führung von Sylvia Ruppel.

Hessische Waldbesitzer bewegten Dr. Helge Braun

Nach einem Gespräch im Bundeskanzleramt habe Kanzleramtsminister Dr. Helge Braun, in Gießen beheimatet, spontan einem gemeinsamen Waldrundgang im Privatwald in Reiskirchen-Ettingshausen zugestimmt. Kurze Zeit nach dem Rundgang habe die Bundeskanzlerin persönlich zur Situation im deutschen Wald Stellung genommen und umfangreiche finanzielle Hilfen zugesagt. „Viel erfolgreicher hätte unsere Arbeit in so kurzer Zeit gar nicht sein können“, stellte von der Tann fest. Landauf landab hätten die Kreisgruppen mit den örtlichen Abgeordneten ähnliche Veranstaltungen durchgeführt.

Für diese vielfältige Unterstützung bedankte sich der Präsident und ergänzte: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Dieser geknüpfte Gesprächsfaden darf nicht abreißen“, legte er den Mitgliedern ans Herz.

Verbands-Arbeit in Hessen hat gefruchtet

Fördergelder seien nie ausreichend, stellte von der Tann fest. Aber die Waldbesitzer in Hessen seien im Vergleich zu anderen Bundesländern in relativ guter Situation. „Unsere Gespräche mit der Landesregierung haben gefruchtet“, so sein Resumee. Goss aber gleich wieder Wasser in den Wein, als er über die streckenweise hartnäckige Verweigerungshaltung von Hessenmobil bei Maßnahmen zur Verkehrssicherung an Landes- und Bundesstraßen berichtete. „An diesem Thema bleiben wir weiter dran“, sagte er zu.

Aktion 8 soll erbrachte Leistung vergüten

Zur regen Unterstützung der auf Bundesebene gestarteten Aktion 8 rief der Präsident seine Mitglieder auf. Die Bundesregierung sammle demnächst in großem Umfang Geld ein von den Emittenten von fossilem Kohlendioxid. „Belastbare wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Verwendung von Holz aus unseren Wäldern zu unterschiedlichsten Zwecken 8 t fossiles CO2 pro Hektar und Jahr vermeidet. Diese Leistung, die wir bisher unentgeltlich erbringen, wollen wir künftig vergütet bekommen“, bekräftigte von der Tann. Dabei handele es sich um eine Gegenleistung für eine tatsächlich erbrachte Leistung, nicht um ein Almosen.

Christian Raupach griff in seinem Rechenschaftsbericht die Aktion 8 auf, ermunterte die Mitglieder, auf die Bevölkerung zuzugehen und das Anliegen zu erläutern. Er bat sie um Unterstützung mit den Worten: „Jetzt ist die Chance da, etwas zu erreichen.“

Kartell-Diskussion forderte hohen Arbeitseinsatz

2018/19 sei für die Geschäftsstelle ein bewegendes Jahr gewesen. Seit vielen Monaten fordere die Kartell-Diskussion erheblichen Einsatz, da die Holzvermarktung überall neu organisiert werden müsse. Vieles sei bereits in trockenen Tüchern. Aber in Nord- und Osthessen und im Spessart sei die Arbeit noch nicht fertig.

Nach Sturm Friederike 2018 sei zwischen Bund und Ländern die Extremwetter-Richtlinie im Sinne der Waldbesitzer angepasst worden. Am Ball bleibe man auch in Berlin bei der Novellierung des Jagdgesetzes. Als hilfreich werde die Vorverlegung des Jagdzeitbeginns auf den 1. April für Rehböcke und einjährige Stücke beim übrigen Schalenwild angesehen, so dass bereits vor Beginn der Vegetation gejagt werden könne.

Landesbau-Ordnung erheblich Holz-freundlicher

Als Erfolge wertete Raupach die Veränderung der Landesbau-Ordnung, die nun ein ganzes Stück Holz-freundlicher geworden sei; oder die Veränderung der Gemeinschaftswald-Verordnung und die Dauerfahrgenehmigung für Langholz-Transporte. Zum Thema Ladungssicherheit von Containern hätten die Waldbesitzer mit eigenen Gutachten (und eigenem Geld) durch DEKRA und TÜV Klarheit geschaffen, so dass der Export nach China jetzt weitergehe.

Als weitere Themen nannte Raupach die Verlagerung der PEFC-Geschäftsführung nach Friedrichsdorf, die Gründung einer Fachgruppe Forstsachverständige Hessen, einen zweitägigen Feldtag für Weihnachtsbaumerzeuger 2019, die Fachtagung für freiberufliche Forsteinrichter, zwei Termine im Rahmen PEFC zum Thema „Zu viel Wild im Wald?“, Weihnachtsbaum-Ãœbergabe an die Staatskanzlei und den Hessischen Landtag, drei Landes-Pressekonferenzen zu den Themen Sturmschäden, Borkenkäfer, Rußrindenkrankheit und Betreten des Waldes.

Dz – LW 43/2020