Eberhard Hartelt gibt Kreisvorsitz an Gerold Füge ab

Bischheimer nun Kreisvorsitzender am Donnersberg

Am Dienstagabend vergangener Woche wählten die Landwirte des Donnersbergkreises im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd den bisherigen Stellvertretenden Kreisvorsitzenden Füge an die Spitze. Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt kandidierte nicht mehr.

Ein Dank für seinen unermüdlichen Einsatz für die Landwirte im Donnersbergkreis übergab der frisch gewählte Kreisvorsitzende Gerold Füge an BWV-Präsident Eberhard Hartelt.

Foto: Setzepfand

Seine Ämter als Präsident und Umweltbeauftragter im Deutschen Bauernverband nehmen zu viel Zeit in Anspruch, sodass er dem Kreisverband nicht mehr gerecht werden konnte, begründete Hartelt sein Ausscheiden, das ihm schwer fiel. Füge zur Seite stehen die stellvertretenden Kreisvorsitzenden Anna Schückler vom Schneeberger Hof, Erik Jennewein aus Münchweiler an der Alsenz und Jens Brumm aus Waldgrehweiler.

Folgen der ASP nicht unterschätzen

Als Beisitzer wurden wiedergewählt Gunter Buhrmann, Georg Dauscher, Michael Kopf und Ralf Heilmann. Neu hinzu kam für Uwe Reinau Patrick Mohr aus Dörrmoschel, der einen Milchviehbetrieb bewirtschaftet. „Ich bin dankbar, dass es hier ganz organisch weitergeht“, sagte Hartelt nach den Wahlen. Bevor er noch in die Agrarpolitik einstieg, kritisierte er die Haltung der Landesregierung in Bezug auf die Sanierung der Schweineställe im Hofgut Neumühle, siehe Kasten.

Er warnte vor den Folgen der Afrikanischen Schweinepest, die nicht nur die Tierhalter, sondern auch die Ackerbauern treffen werde. Im Donnersbergkreis fand eine gemeinsame Sitzung der Ordnungsämter, Veterinärämter, Polizei, Feuerwehr und des BWV statt. „Die Viren halten sich bis zu einem Jahr in Dauerwurstwaren“, erklärte Hartelt. Aus Tschechien sei bekannt, dass sich die Seuche 5 km/Monat ausbreite, doch im LKW könne sie auch 100 km/h zurücklegen. Es werden strenge Maßnahmen im Kerngebiet eines Ausbruchs verhängt. „Kein Tier darf mehr bewegt werden“, so Hartelt. China würde sofort die Importe stoppen. Im Umkreis von 3 und 15 km Radius dürfe kein Stroh, Heu oder Gras geerntet werden. Es werde auch angedacht, Zäune durch die Bundeswehr ziehen zu lassen und dann alle Kadaver im Kerngebiet zu vernichten. Es sei eine Horrorvorstellung und jeder solle die Bevölkerung für die Schweinepest sensibilisieren, rief Hartelt auf. Pro Fallwild wird eine Pauschale von 50 Euro in Rheinland-Pfalz für eine Fleischprobe bezahlt, die an das Veterinäramt geschickt werde.

Zum Thema Nitratauswaschung und die Abgrenzung von Grundwasserkörpern in gutem und schlechtem Zustand sagte Hartelt, dass für die Gebiete in schlechtem Zustand mit mehr als 50 mg/l Stickstoff im Wasser nach § 13 drei Maßnahmen von der Landesregierung genannt werden, die hier zusätzlich umgesetzt werden müssen. Fordert der Verband eine nähere Untersuchung mit einer flächendeckenden Bodenuntersuchung, dann kann es sein, dass auch in grünen Gebieten rote Flächen auftreten. Positiv wäre eine Suche der Nährstoffquellen.

Mehr Berater für DüV gefordert

Um hier Erfolge zu erzielen, brauche es mehr Berater, kritisierte Hartelt. „Das Land sieht das Heil der Landwirtschaft in der Digitalisierung. Doch der Berater kann nicht 1:1 durch eine App ersetzt werden“, verdeutlichte der BWV-Präsident. Auch sollten Stellen schneller besetzt werden.

Zur Glyphosatdiskussion äußerte sich der Präsident, dass diese unsachlich geführt werde und sich zur Machtfrage entwickelt habe. Das Insektensterben sei ein großes Problem, das selbst Wisssenschaftler aufgrund fehlender Untersuchungen nicht erklären können. „Doch die Landwirtschaft sollte hier Hilfe leisten und mehr Blüh- und Grünstreifen anlegen“, so Hartelt, der im gleichen Atemzug forderte, die Regelung nach fünf Jahren Begrünung sei eine Fläche zum Dauergrünland geworden, zu verwerfen. Sie sei kontraproduktiv.

Zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU bemerkte Hartelt, dass die Landwirte Verlässlichkeit benötigen, um planen und handeln zu können. Es werden Kürzungen von zehn Prozent des EU-Haushalts durch den Brexit erwartet. EU-Agrarkommissar Phil Hogan sprach sich für die Beibehaltung der zwei Säulen aus. In Rheinland-Pfalz tragen die Direktzahlungen im Durchschnitt aller Betriebe zu 64 Prozent zu den Einkommen der Betriebe bei. Im ökologischen Landbau sogar zu 96 Prozent, sagte Hartelt. Selbst die BÖLW hat sich daher nun für eine starke Erste Säule ausgesprochen.

„Die große Unbekannte ist das Delivery-Modell“, erklärte Hartelt. Dieses sei ein Vorschlag von Hogan, die Bürokratie abzubauen und die vielen Regelungen insofern zu lösen, dass zukünftig nur noch Ziele formuliert werden und diese nach einem bestimmten Zeitraum unter wissenschaftlicher Begleitung überprüft werden. Die notwendigen Leistungen, um die Ziele, wie Artenvielfalt zu erreichen, werden honoriert werden. Bei diesem neuen Modell bestehe die Gefahr der Renationalisierung der Agrarpolitik, befürchtete Hartelt.

Es werde darüber hinaus über die Kappung der Direktzahlungen bei Großgrundbesitzern gesprochen, über die Definition „aktiver Landwirt“ und es sei klar, dass man kleinen Familienbetrieben helfen möchte, wie sei noch unklar.

zep – LW 9/2018