Eingeschränkte Mittelpalette zwingt zu Kompromissen

Schädlinge und Insektizideinsatz im Raps im Frühjahr

Im Frühjahr sollte man die Rapsschädlinge Großer Rapsstängelrüssler, gefleckter Kohltriebrüssler, Rapsglanzkäfer und Kohlschotenrüssler im Auge behalten. Über die Befallskontrolle und Gegenmaßnahmen informiert Martin Nanz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Das Aufstellen der Gelbschalen zur Kontrolle verschiedener Rapsschädlinge sollte – je nach Region und Witterung – schon ab Februar vorgenommen werden.

Gelbschalen zur Kontrolle sollte man so rechtzeitig aufstellen, dass man den Zuflugbeginn erfasst. Als erster Rapsschädling erscheint in der Regel der große Rapsstängelrüssler. Sobald die Maximaltemperatur während einiger Tage 10 bis 12 °C (Bodentemperatur 6 bis 9 °C) überschritten hat, erscheinen die ersten Rapsstängelrüssler an der Erdoberfläche. In Rheinhessen als frühem Gebiet war dies je nach Jahr zwischen Ende der 2. Februardekade (nach dem warmen Winter 2014) und in der Regel Anfang bis Mitte März. Die Bekämpfungsschwelle beträgt mehr als fünf Käfer pro Gelbschale innerhalb von drei Tagen.

Erst Rapsstängelrüssler, dann gefleckter Kohltriebrüssler

Einige Tage später, aber überlappend mit dem großen Rapsstängelrüssler fliegen die Käfer des gefleckten Kohltriebrüsslers. In der Nähe von den Überwinterungsquartieren, vor allem Waldrändern und großen Feldgehölzen, ist mit erhöhtem Zuflug zu rechnen, vor allem wenn dort im Vorjahr Raps stand. Wegen der zeitlichen Überlappung sind die Käfer nur schwer von denen des großen Rapsstängelrüsslers zu unterscheiden. Sie sind etwas kleiner als der große Rapsstängelrüssler und haben rötliche Endglieder ihrer Beine, während diese beim großen Rapsstängelrüssler schwarz sind. Dies ist in der Regel jedoch nur mit der Lupe zu sehen ! Untrügerisches Merkmal ist ein weißer Haarfleck an der Ansatzstelle der Flügel, der allerdings nur bei trockenen Käfern zu sehen ist, nicht bei solchen, die noch nass sind vom Wasser der Gelbschale.

Die Bekämpfungsschwelle wurde in Rheinhessen je nach Jahr von Anfang März bis Ende der 2. Märzdekade überschritten. Der Zuflug ist vermutlich stark von der Lage des Rapsfeldes und der Anbaukonzentration abhängig. Häufig wurde die Bekämpfungsschwelle in Rheinhessen bei dem relativ geringen Rapsanteil nicht überschritten. Die Bekämpfungsschwelle beträgt mehr als 15 Käfer pro Gelbschale innerhalb von drei Tagen.

Befall mit Rapsglanzkäfern wird häufig überschätzt

Der Rapsglanzkäfer ist der Schädling, der dem Landwirt am ehesten auffällt. Die glänzenden Käfer fallen sowohl in der Gelbschale und im Bestand zuerst an den Blütenknospen der höchsten Pflanzen auf. Diese werden zuerst besiedelt und täuschen einen stärkeren Befall des Feldes vor. Erste Käfer finden sich bereits früh mit den ersten Käfern des großen Rapsstängelrüsslers in den Gelbschalen.

Der Zuflug bleibt in der Regel jedoch noch einige Zeit gering. Die Rapspflanzen werden frühestens mit dem Sichtbar werden der Blütenknospe des Haupttriebes in größerem Maß besiedelt, in der Regel erst wenn die Einzelknospen auseinander weichen. Der Haupt-Zuflug findet meist kurz vor Blühbeginn statt.

Fängt der Raps zu blühen an, ist die Schadgefahr mit der Ausnahme eines Extrem-Befalles in der Regel vorbei, da die Käfer an ihre Pollen-Nahrung kommen, ohne die Blütenknospe zu schädigen. Der Befall wird häufig überschätzt, da subjektiv die stark besiedelten Hauptknospen der längsten Triebe vorrangig wahrgenommen werden.

Man kontrolliert die Knospen in den kritischen 1 bis 1,5 (-2) Wochen vor der Blüte. Mitte der Knospenbildung beträgt die Bekämpfungsschwelle fünf bis acht Käfer/Pflanze, je nach Zustand des Bestandes, Ende der Knospenbildung bis Blühbeginn mehr als acht Käfer/Pflanze. Der bundesweite Fachausschuss für Pflanzenschutzmittelresistenz empfiehlt die Bekämpfung des Rapsglanzkäfers neuerdings erst ab BBCH 55 (= Einzelblüten der Haupt-Blüte sichtbar) bei acht bis zehn Käfern je Haupttrieb, vorausgesetzt der Raps befindet sich in gutem Zustand.

Kohlschotenrüssler fördert die Kohlschotenmücke

Der Kohlschotenrüssler schädigt weniger selbst als dass er die Eintrittspforten zur Eiablage der Kohlschotenmücke schafft. Der Beobachtungszeitraum beginnt mit dem Blühbeginn. Die Gelbschalenkontrolle eignet sich für die Flugüberwachung nicht, da die gelbe Schale im gesamten blühenden Bestand nicht mehr attraktiv ist. Am besten geht man die Fahrgassen entlang und kontrolliert vorsichtig die Blütenknospen. Schwierig wird dies gegen Ende der Blüte, da dann auch die Seitenknospen blühen und Nachbarpflanzen schwer voneinander abzugrenzen sind.

Die Kontrolle ist nicht einfach, da sich die Käfer sehr leicht fallen lassen, wenn der Bestand sich bewegt oder man sich ihnen nähert. Als bester Kontrollzeitraum wird die Mittagszeit bei weitgehender Windstille angesehen. Zu diesem Zeitpunkt findet man die meisten Kohlschotenrüssler sichtbar in den Blütenbüscheln.

Die Käfer haben etwa die Größe des gefleckten Kohltriebrüsslers, die Endglieder der Beine sind jedoch schwarz gefärbt. Empfohlen wird die Bonitur von jeweils fünf Pflanzen an fünf Stellen im Schlag. Die Bekämpfungsschwelle beträgt ein bis zwei Käfer/Pflanze.

Die Industrie bietet Paketlösungen aus Blütenfungizid und Insektizid an. Häufig ist darin ein Pyrethroid der Klasse 2 enthalten. Dem steht entgegen, dass im Blütenbereich bevorzugt Neonicotionoide (Biscaya, Mospilan) eingesetzt werden sollten, um Pyrethroid-Resistenzen bei diesem Schädling nicht noch zu fördern. Auch steht das Prinzip der guten fachlichen Praxis einer pauschalen Insektzid-Zumischung entgegen. Nicht immer fällt der richtige Zeitpunkt eines Insektizideinsatzes mit dem eines Fungizideinsatzes zusammen.

Kohlschotenmücke vor allem an Feldrändern

Die Kohlschotenmücke, die das Bohrloch des Kohlschotenrüsslers zur Eiablage nutzt, tritt vor allem an den Feldrändern auf. Nur in ganz junge Schoten bis etwa 10 mm Länge kann die Mücke ihre Eier selbständig ablegen. Ursache für den stärkeren Befall des Feldrandes ist möglicherweise die geringe Flugleistung der Mücke.

Der Befall war in den vergangenen Jahren sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Schoten sind verkrümmt, in Teilen hell aufgetrieben und platzen vorzeitig auf. Sie enthalten Schmachtkörner. In der Regel sind die Feldränder deutlich stärker befallen als das Innere des Feldes. Dies fällt kaum auf, da die Bestände während der Schotenbildung kaum noch begehbar sind. Bei größeren Feldern reicht häufig eine Behandlung der äußeren Spritzspurspur aus. Die Entscheidung zu einem Insektizideinsatz orientiert sich am Kohlschotenrüssler.

 – LW 7/2015