Empfindliche Ertragseinbußen auch beim Roggen

Landessortenversuche Winterroggen Rheinland-Pfalz 2016

Auch in den rheinland-pfälzischen Landessortenversuchen hinterließ die diesjährige extreme Witterung ihre Spuren. Nach den vielen Niederschlägen lagerten zur Ernte vor allem in den unbehandelten Varianten nahezu alle Sorten. Hier fehlten etwa 20 Prozent Ertrag gegenüber dem langjährigen Mittel. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach berichten über die Ergebnisse.

Die Betrachtung der langjährigen LSV-Ergebnisse bestätigt die hohe Leistungsfähigkeit der Hybridsorten. Diese erbringen Mehrerträge gegenüber den Populations-Typen von etwa 18 Prozent bei extensiver und gut 20 Prozent bei intensiver Bestandesführung.

Foto: agrarfoto

Dem Winterroggen ist wie den anderen Getreidearten auch der übermäßige Regen in diesem Jahr nicht gut bekommen. So sind gegenüber dem Vorjahr empfindliche Ertragseinbußen zu verzeichnen, die nach dem guten Stand im Frühsommer nicht unbedingt zu erwarten waren. Noch weit problematischer sieht es bei den Qualitäten aus. Vor allem in späten Lagen scheinen die Fallzahlen kräftig in den Keller gerutscht zu sein, so dass die für Brotroggen erforderlichen Qualitäten kaum noch erreicht werden konnten. Zudem wurde mitunter recht kleinkörnige Ware geerntet. In den Frühdruschgebieten dagegen stimmten wenigstens die Fallzahlen.

Roggen hat wieder an Boden verloren

Nach vorläufigen Schätzungen ist die Roggenfläche in Rheinland-Pfalz erneut kräftig zurückgefahren worden. Gegenüber dem Vorjahr, in dem der Abwärtstrend gestoppt schien, reduzierte sich die Roggenfläche aktuell um fast 20 Prozent. Mit den nunmehr geschätzten 8600 ha zählt der Winterroggen fast schon zu den Nischenkulturen im Land. Einer der maßgeblichen Gründe für diese Entwicklung dürfte in der geringeren Konkurrenzfähigkeit beispielsweise gegenüber dem Winterweizen sein, was durch den zunehmenden Preisabstand noch verstärkt wird. Allerdings sollte man fairer Weise berücksichtigen, dass Roggen meist auf schwächeren, leichteren Standorten steht und so das vorhandene, in den vergangenen Jahren stark verbesserte Ertragspotenzial nicht voll zum Tragen kommt.

Wie das aktuelle Jahr gezeigt hat, sollte auch das Qualitätsrisiko im Roggenanbau immer Berücksichtigung finden. Ungeachtet dessen werden die Rahmenbedingungen in Deutschland für Roggen relativ konstant bleiben: Für die Mehlproduktion werden bis zu 900 000 t jährlich benötigt. Weitere 600 000 t fließen in die energetische Verwertung, der Rest in den Futtertrog. In Anbetracht des diesjährigen sehr hohen Futterweizenanteils dürfte es für diesen Einsatzbereich jedoch nicht allzu rosig aussehen. Da in Rheinland-Pfalz hauptsächlich Brotroggen angebaut wird, muss man die Marktentwicklung in diesem Bereich beobachten und daraus die entsprechenden Schlüsse für die kommende Anbauplanung ziehen. Dabei wird man immer berücksichtigen müssen, dass die hiesigen Qualitätsroggenerzeuger in den vergangenen Jahren gute Kontakte zu heimischen Verarbeitern aufgebaut haben und so insbesondere in Anbetracht hoher Frachtraten die Vorzüge der Produktion „vor der Haustür“ nutzen können. Gute Chancen ergeben sich gerade für Betriebe in den Frühdruschgebieten, die sich in den letzten Jahren als recht sichere Brotroggenlieferanten gezeigt haben.

Mutterkorn gegenüber wachsam bleiben

Nach der feuchten, sich über einen langen Zeitraum erstreckenden Blüte musste man mit einem stärkeren Mutterkornbefall rechnen. Glücklicherweise ist dies offenbar aber nicht der Fall gewesen ‑ jedenfalls wird kaum von Mutterkorn im Erntegut berichtet. Doch damit ist die Mutterkornproblematik bei Roggen noch lange nicht aus der Welt. Nur zu gut sind uns die Jahre in Erinnerung, in denen es aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen zur Blüte zu Infektionen mit dem Mutterkornpilz gekommen ist.

Da belastete Roggenpartien bekanntlich nur schwer zu vermarkten sind und das Blühwetter vom Landwirt nicht beeinflusst werden kann, wird man sich auf geeignete Anbaumaßnahmen und vor allem auf die Wahl der richtigen Sorten konzentrieren müssen. Einen vergleichsweise geringeren Mutterkornbesatz findet man bei Populationssorten vor, während die älteren Hybridsorten besonders starken Befall aufwiesen. Diese konnten aufgrund einer zu geringen Pollenschüttung leichter vom Mutterkornpilz infiziert werden. Bei den neuen Hybridsorten erfolgt entweder eine 10-prozentige Einmischung einer Populationssorte, oder es werden Hybridzüchtungen verwendet, die über eine sogenannte „PollenPlus“-Genetik verfügen. Neuerdings ist in der Beschreibenden Sortenliste die Anfälligkeit für Mutterkorn übersichtlich dargestellt. Die Datengrundlage für die Einstufung der Sorten bilden spezielle Resistenzprüfungen mit erhöhtem Infektionspotenzial.

 – LW 35/2016