Ende eines monumentalen Flurbereinigungs-Verfahrens
2005 startete die Flurbereinigung in Neupotz
Die Flurbereinigung anlässlich des Polderbaus ist abgeschlossen. Nun erinnert ein Gedenkstein an das Verfahren, das 2005 gestartet war. Der Gedenkstein am Setzfeldsee wurde Mitte Januar enthüllt. Bürgermeister Roland Bellaire, der auch Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Hochwasserrückhaltung Wörth-Jockrim ist, begrüßte zahlreiche Ehrengäste und blickte auf das enorme Flurbereinigungsverfahren zurück.

Foto: DLR Rheinpfalz
Viele Interessen unter einen Hut gebracht
Es mussten viele Interessen zusammengeführt werden, was aber gut gelungen sei, so Staatssekretär Andy Becht. Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd, Hannes Kopf, bedankte sich beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum für dessen Arbeit.
Das DLR hatte mit 2 650 Grundstückseigentümern verhandelt. Grund für den Start der Flurbereinigung war der Hochwasserschutz, sodass nach dem Flurbereinigungsgesetz §87 vom Land eine Zweckflurbereinigung durchgeführt wurde. Diese beinhaltete den Bau von gesteuerten und ungesteuerten Poldern, Deiche und Rückhaltebecken, technische Anlagen sowie neue Wege.
Ursprünglich waren 7 000 Grundstücke von dem Flurbereinigungsverfahren betroffen. Diese wurden zu 1 740 neuen Grundstücken zusammengefasst. 17 Jahre Flurbereinigung, das lässt alle Beteiligten schon zu einer Familie zusammenwachsen, die nun bei der Abschlussveranstaltung im Kultur- und Bürgerhaus in Neupotz zusammenkam, um die Vollendung zu feiern. TG-Vorsitzender Bellaire blickte zurück und sprach von einem der größten Flurbereinigungsverfahren in Rheinland-Pfalz. Die Rückhaltefläche umfasst 448 ha und das Volumen 18,05 Mio. m3. Insgesamt
entstanden 6,1 km neuer Rheinhauptdeich und 2,5 km Trenndeich. Im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen erhielt der Naturschutz 11,4 ha unter anderem für über 500 Bäume und knapp 1 000 Sträucher.
„Für uns Landwirte brachte das Flurbereinigungsverfahren und die Neueinteilung auch Unmut“, sagte Bellaire im Rahmen der Veranstaltung. Die Neueinteilung führte dazu, dass sich die Anzahl der einzelnen Bewirtschaftungseinheiten reduzierte, zum Teil um die Hälfte oder sogar um zwei Drittel – Flächen der Landwirte liegen auch im gesteuerten Polderbereich und erhalten Entschädigung im Flutungsfall.
Als akzeptanzfördernde Maßnahme wurde für die verbleibenden Ackerflächen ein Beregnungskonzept mit 28 Brunnen erarbeitet und im vergangenen Jahr ein Wasser- und Bodenverband gegründet. Bellaire äußerte seine Hoffnung, dass in den kommenden Jahren die Zufriedenheit und der Zusammenhalt unter den Landwirten wieder ins Zentrum rückt. Er dankte zahlreichen Beteiligten wie Susanne Gronimus von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, die von Tag 1 bis zum Ende das Verfahren begleitet hat, ebenso Roland Kuhn vom DLR Rheinpfalz und sein Team, Ralf Träutlein von der VG-Jockgrim, Wolfgang Koch, Jürgen Decker und Manfred Schanzenbächer von der SGD-Süd und vielen weiteren.
Vorsicht vor weiterem Flächenverbrauch
Angesichts der in der Planung befindlichen hohen Flächenverluste für die Landwirtschaft durch den Regionalplan Rhein-Neckar in der gesamten Vorderpfalz sagte Bellaire: „Ich möchte die Gelegenheit nutzen, einen Apell an unsere Politiker und Verantwortlichen der Raumordnung zu richten, dass die Hochwasserrückhaltung kein Freibrief für die Bebauung von Wohn- oder Gewerbeflächen in direkter Ufernähe entlang des Rheins sein soll.“
Zum Schluss wurde der Gedenkstein am Setzfeldsee von Roland Bellaire, der auch Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd in Germersheim ist, und Roland Kuhn vom DLR enthüllt. Der Rohling wurde von den Brüdern Ludwig und Willi Kuhn gestiftet, die Gestaltung übernahm Bildhauer Siegfried Keller aus Harthausen.
bwv/zep – LW 5/2023