Technische Neuheiten von der Intervitis/Interfructa

Technik von der Pflanzung bis zur Weinbereitung

Vor Kurzem fand in Stuttgart die Intervitis/Interfructa statt. Wer mit offenen Augen über die Messe lief, konnte viele Anregungen mit nach Hause nehmen. Überschlägig haben etwa 2 000 Besucher täglich die Maschinenvorführung vor der Halle 1 besucht. Gezeigt wurden 65 Anbaugeräte an über 45 Traktoren und Trägerfahrzeugen. Die Gelegenheit, die Maschinen direkt nebeneinander zu sehen, war für viele Besucher auch vor und nach der Vorführung besonders interessant. Einige technische Neuheiten werden hier vorgestellt.

Für den Unterstockbereich gibt es mittlerweile von der Firma Braun ein Schlegelmulchgerät. Damit kann auch stärkerer Bewuchs kontrolliert werden.

Foto: Martin Strauß

Bereits vor dem Messegelände wurden die Besucher eingestimmt mit einer an einem Schlepper angebauten Pflanzmaschine der Firma Wagner. In Sachen Pflanzmaschinen ist Wagner weltweit führend. Kein anderer Hersteller ist in der Lage, in nahezu jedem Gelände die Reben mit einer Genauigkeit von +/- 2 cm zu pflanzen. Hier wird hohe deutsche Ingenieurs­kunst deutlich. Bei der Maschinenvorführung war eine Rodemaschine von Wagner zu sehen, ebenfalls ein imposantes Gerät.

Technik für die Frühjahrsarbeiten Rebschnitt und Ausheben

Da der Rebschnitt in Verbindung mit dem Ausheben der Reben noch immer einen hohen Arbeitskräfteeinsatz erfordert, sind hier Neuerungen gefragt. Mit einer silbernen Innovationsmedaille wurde der Kobold ausgezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Gemeinschaftsproduktion der Firmen Clemens und Wagner. Einsatzvoraussetzung ist, dass das Rebholz mindestens 35 cm über den oberen Draht hinausragt. Löffelartig geformte Sterne dosieren das Rebholz den gegenläufigen Reifen über der Anlage zu. So aus der Anlage entfernt, kann das Rebholz in der Zeile abgelegt oder direkt gehäckselt werden.

Als Anforderungen an die Rebanlage wäre außer gut gespannten Dräh­ten nichts zu nennen. So wird auch in der Begründung der Jurymitglieder des Innovationsausschusses argumentiert. Nachdem nun der Kobold und der Cane-Pruner in der weinbaulichen Praxis bekannt sind, werden sich auch weitere Entwicklungen abzeichnen.

Von der Firma Provitis war ein ähnliches Gerät auf der Messe zu sehen. Entlang der Zeile werden zwei Reifenpaare übereinander geführt. Dazwischen ist ein rotierender Greifer angebracht, der das Rebholz zu den Reifen befördert. Damit der Greifer das Rebholz erreicht, wird überzeilig ein sternförmiges Kunststoffrad mitgeführt. Dieses hat die Aufgabe, abgeschnittene Triebe zum Greifer zu drücken. Dieser dreht sich und bringt das Rebholz zwischen die Räder. Das erfasste Holz wird aus dem Drahtrahmen gezogen und in der Reihe abgelegt. Der am Schlepperheck mitgeführte Mulcher übernimmt die Zerkleinerung. Damit Farbe in den Weinberg kommt, kann von zwei Firmen Unterstützungsmaterial in verschiedener Farbe geordert werden.

Angebot an Maschinen zur Rebholzgewinnung immer größer

Für viele Betriebsleiter sind die Einsatzmöglichkeiten der Holder Frontsitzer von großem Interesse, auch die Kombination mit Arbeitsbühnen für den Obstbau. Da die Maschinen über eine Fernsteuerung zu fahren sind, ergeben sich neue Einsatzfelder im Obstbau.

Foto: Martin Strauß

In den letzten Jahren wurde das Angebot an Maschinen zur Rebholzgewinnung immer größer. Von Tortella war ein Schlegelhäcksler mit aufgebautem Bunker zu sehen. Die Technik ist der eines anderen italienischen Herstellers sehr ähnlich. Ebenfalls aus Italien waren die Rebholzpressen der Firma Ceab zu sehen. Hier wird der Rebholzschwad überfahren, aufgenommen und zu kleinen Rundballen gepresst. Damit die Bergung der Ballen am Zeilenende erfolgen kann, war auch ein Modell mit Ballensammeleinrichtung auf der Messe zu sehen.

Die wirkliche Neuheit in diesem Bereich wurde von der Firma Stoll im Freigelände gezeigt. Der Rebholzhäcks­ler Winnicut nimmt den Rebschnitt über eine Pick-up-Walze auf. Anschließend führen vier hydraulisch angetriebene Einzugswalzen den Gutstrom zum Scheibenradhäcksler. Über Mengenteiler kann die Häcksellänge von 2 bis 9 cm frei gewählt und somit der folgenden Weiterverwendung angepasst werden. Erstaunlich ist auch die maximale Materialstärke von 12 cm, die verarbeitet werden kann. Sicherlich kann das nur erreicht werden, weil der ursprünglich verbaute hydraulische Antrieb des Häckselrades durch einen Gelenkwellenantrieb ersetzt wurde. Ein weiteres sehr cleveres Detail des Winnicut ist der an zwei Stellen durch einen doppelwirkenden Zylinder klappbare Auswurfkanal.

Es waren viele Anbieter von Bodenbearbeitungsgeräten auf der Messe präsent. Mittlerweile kann nahezu jeder Grubberrahmen mit verschiedenen Werkzeugen ausgestattet werden. Eine weitere Entwicklung ist die Kombination mit Sämaschinen. Wer exakt und nur in der Reihe düngen möchte, kann mit diesen Maschinen ebenfalls gekörnte, granulierte oder pelletierte Dünger ausbringen. Für den Unterstockbereich gab es einige Neuerungen zu sehen.

Von der Firma Braun wurde erstmals ein Unterstockschlegelmulcher ausgestellt. Hydraulisch angetrieben kann so auch stärkerer Bewuchs unter den Zeilen in Schach gehalten werden. Als Träger zur Aufnahme dient der bewährte Schlepperanbaurahmen mit Senkrechtaushebung. Bei Braun kann diese Aufnahmeeinrichtung mit sehr vielen Werkzeugen bestückt werden.

Bodenmanagement auf höchstem Niveau

Besondere Erwähnung hat auch die vorgestellte Rollhacke verdient. Die Be­arbeitung kommt durch Schrägstellung und Abrollen der Werkzeuge zustande. Diese Elemente können zur Bearbeitung im Unterstockbereich genutzt werden oder auch zu einer ganzflächigen Bearbeitung. Entgegen der Scheibeneggen ist der Bearbeitungs­effekt auch bei geringen Geschwindigkeiten sichergestellt. Hier hat sich also einiges getan. Die Akzeptanz der Weinbaupraxis wird nicht lange auf sich warten lassen.

Eine weitere Möglichkeit der Unterstockpflege wurde von der Firma Vimas vorgestellt. Der Öko-Cleaner ist ein Gerät, welches entlang der Rebzeile geführt wird. Auf der horizontalen Welle rotieren Fäden, die nach etwa 10 ha zu erneuern sind. Da kein Einschwenken in die Zeile erforderlich ist, sind mittlere bis hohe Geschwindigkeiten fahrbar. Der Trend zur Bearbeitung begrünter Gassen mit Walzen hält ungebrochen an. Geräte gibt es von Baertsch, Braun, Clemens und Gerber.

Bedingt durch Flächenerweiterungen suchen die Betriebsleiter nach schlagkräftigen Lösungen für den Pflanzenschutz. Während es an den Ständen der Hersteller reichlich angebaute Geräte zu sehen gab, waren im Freigelände bei der Maschinenvorführung vor allem Überzeilengeräte zu sehen. Firma Wanner hat die Behälter modifiziert und bringt die K-Modelle auf den Markt (K steht für kompakt).

Schlagkräftige Lösungen für den Pflanzenschutz

Die Firma Mitterer wartete mit einem Nachläufer auf, der über eine hydraulisch angetriebene Achse verfügt. Des Weiteren zeigte Mitterer ein Doppelaxialgebläse, ebenfalls hydraulisch angetrieben. Überrascht waren einige Winzer vom Aufbau von Applika­tions­technik auf den Frontsitzern der Baureihe C, M und S von Holder. Vorteilhaft wirkt sich die Platzierung des Brühebehälters in der Fahrzeugmitte aus. In Steillagen hat das Fahrzeug genügend Traktion und schafft, je nach Motorisierung, Steigungen bis zu 45 Prozent.

Im Freigelände war ein Aufbau der Firma Friuli zu sehen. Am Stand konnte ein Aufbau von Lipco in Augenschein genommen werden. An anderer Stelle wurde ein Aufbau von Favaro gesehen. Für Winzer wäre es toll, zukünftig eine Auswahl an Aufbauen für diese Fahrzeuge zu haben.

Aus Österreich war die Firma APV auf der Intervitis vertreten mit der Sämaschine PS 300 M1 für den Weinbau. Aufgebaut auf beispielsweise einer Kreiselegge, kann sowohl Saatgut als auch Dünger in der Zeile abgelegt werden. Als technische Besonderheit kann die Sämaschine mit einem Radarsensor ausgerüstet werden. Schlupf und Geschwindigkeitsschwankungen haben keinen Einfluss auf die Ausbringmenge. Durch verschiedene Dosierwellen kann die Maschine an die auszubringende Korngröße optimal angepasst werden. Sehr anwenderfreundlich ist der automatische Abdrehmodus. Nach erfolgter Dosierung wird die Saat pneumatisch in den Saatschläuchen an die Auslassöffnungen gefördert.

Allerlei Besonderheiten und Sonstiges

Eine anerkannte Innovation ist die Pfahlramme von Rabaud. Das massive Gerät ist um 220° hinter dem Schlepper schwenkbar. Auch auf harten und steinigen Böden soll die Ramme gute Arbeit leisten. Eine Besonderheit ist die automatische integrierte Vorlochstange. Als Einschlagglocke kann zwischen 120 und 150 mm gewählt werden. Die Schlagkraftregulierung erlaubt eine stufenlose Einstellung von null bis 950 Schlägen pro Minute.

Bei unseren europäischen Nachbarn werden Entlaubungsgeräte häufig mit Messern kombiniert, die vor der eigentlichen Entlaubung zum Einsatz kommen. Jetzt bieten auch KMS und Stockmeyer solche Optionen an.

Die aus dem Ackerbau kommenden Spatenrolleggen werden verstärkt im Weinbau angeboten. Von Müller als Spatenrollege pur oder in Kombination mit Grubberscharen, beispielsweise von Braun. Zusatzausrüster haben bereits in der Vergangenheit namhafte Produkte mit Zubehör ausgestattet. Auf dem Stand von Case gab es eine Vorderachsfederung zu sehen, die vom Händler Binger in Zornheim angebaut wird.

Moderne Arbeitsbühnen für den Obstbau

Es gab von drei verschiedenen Herstellern (alle aus Italien) mobile Arbeitsbühnen für den Obstbau zu sehen. Hier ist die Technik sehr vielfältig. Der Antrieb erfolgt hydraulisch oder elek­trisch, in beiden Fällen mit Radnabenmotoren oder in der hydraulischen Variante auch mit Achsmotoren. Beachtlich ist der Hangausgleich. Moderne Bühnen können bis zu 45 Prozent ausgleichen. Die Plattformhöhe geht bis zu 4 m hoch. Auch die Plattformbreite ist einstellbar.

Was für die Winzer der Heckenschnitt ist, ist im Obstbau die Fruchtwand. Diese Entwicklung war im Obstbau schneller als im Weinbau. In der Praxis geht es um die Entscheidung zwischen zwei Gerätevarianten. Der Schnitt kann mit laubschneiderähnlichen Geräten erfolgen, die mit Kreissägeblättern ausgestattet sind.

Vorteilhaft ist die hohe Schlagkraft sowie die maximale Aststärke, die durchtrennt werden kann. Alternativ sind Messerbalkengeräte im Einsatz. Um noch einigermaßen schlagkräftig zu sein, ist ein Zugeständnis bei der maximal durchtrennbaren Aststärke zu machen.

Zwar gibt es Langsamläufer, die ex­trem dicke Äste durchtrennen können, jedoch ist die Flächenleistung dann sehr dürftig. Bei schneller laufenden Astscheren können keine dicken Äste durchtrennt werden. Hier muss sich der Anbauer nach seinen betriebsindividuellen Bedürfnissen optimal ausrüsten. Was die Verarbeitungsware anbetrifft, waren die Firmen Kraus Maschinenbau und Feucht-Obsttechnik vertreten. Die Auflesemaschinen haben beachtliche Leseleistungen erreicht. Stammschüttler und Sortiereinrichtungen runden das Sortiment ab.

Gerät der Firma Fischer für den maschinel­len Schnitt von Obstbäumen. Eine Technik, die bei Äpfeln, Birnen, Süßkirschen, Zwetsch­gen und Haselnüssen eingesetzt wird.

Foto: Martin Strauß

Die mobile Arbeitsbühne der Firma Samatec läuft komplett elektrisch. Jedes Rad ist mit einem Radnabenmotor ausgerüstet. Beim Bremsen wird Energie zur Akkuladung gewonnen.

Foto: Martin Strauß

Bei unseren europäischen Nachbarn werden Entblätterungsgeräte häufig mit Messern kombiniert, die vor der eigentlichen Entlaubung zum Einsatz kommen, hier eine Lösung der Firma AWS Stockmayer.

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Das Gerät von Provitis entfernt die abgeschnittenen Re­ben aus der Drahtanlage und legt sie in der Zeilenmitte ab.

Foto: Martin Strauß

Walzen der Begrünung finden derzeit viele Liebhaber. Hier ein Gerät der Firma Gerber aus Frankreich. Hinter der Hauptwalze sind zwei weitere kleinere Walzen angeordnet, um in verschiedenen Gassenbreiten arbeiten zu können.

Foto: Martin Strauß

Die Spatenrollegge - daheim im Ackerbau - kommt im Weinbau zur Störung der Begrünung zum Einsatz.

Foto: Martin Strauß

Martin Strauß, SLVA Weinsberg – LW 21/2013