Entschieden wird im Herbst
Anbauplanungen für die Ernte 2012 stehen im Mittelpunkt
Kaum ist die Getreideernte eingebracht, haben die Landwirte im LW-Gebiet schon zum großen Teil WinterÂraps wieder gesät. Die Märkte sind längst global geworden und reagieren immer sensibler auf WetterÂerÂeignisÂse, Anbau- und Erntemeldungen aus Amerika, Asien und Australien. Diese starken Preisbewegungen beeinflussen die Rentabilität von Mähdruschfrüchten. Und doch wird mit der Bestellung im Herbst für die Ernte im Sommer 2012 entschieden. Dazu sollten neben den ErlöÂsen auch die KosÂten der Erzeugung im Betrieb im Mittelpunkt stehen.
Wichtigster Punkt ist die ArÂbeitsÂerledigung. In diesem größten KosÂtenblock der ErÂzeuÂgung unterÂscheiÂÂÂden sich die Betriebe deutÂÂÂlich, wie eine Analyse des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen ergeben hat. Niedrige Arbeitserledigungskosten bei gleichzeitig hohen ErÂÂträÂgen zählen der Studie zufolge zu den ErfolgsgaranÂten im MarktfruchtÂbau. Demnach liegen die ArbeitsÂkosÂten im Ackerbau mit circa 7 bis 8 Euro je dt unserer Betriebe rund doppelt so hoch wie die in Getreide-Raps-Betrieben Kanadas mit etwa 3,50 Euro/dt.Erzeugungskosten variieren
Damit werden etwa die Hälfte der VollÂkosten der Winterweizen-Erzeugung, die zwischen 12 und 19 EuÂro je dt ermittelt worden sind, für die Arbeitserledigung benötigt. Daraus folgt, dass sich der Landwirt aus den eigenen spezifischen, arbeitsÂtechÂniÂschen Gegebenheiten heraus für das in seinem Betrieb richtige Anbauverhältnis zwischen Blatt- und Halmfrüchten sowie WinterunÂgen und SommerunÂgen entscheiÂden muss.
Für den wirtschaftlichen Anbau von Feldfrüchten ist auch die Auslastung der ihm zur Verfügung stehenden Maschinen-, Schlepper- und Arbeitskraftstunden wichtig. Sommerkulturen, wie die Braugerste und Ackerbohnen, sollten zusätzlich mit Blick auf die ArÂbeitsÂbewältigung im Betriebsablauf gesehen werden, weil sie den Ablauf entzerren und für weniger Arbeitsspitzen sorgen und damit die ArbeitskosÂten in der Fruchtfolge verringern.
Ob die Fruchtfolgeplanung in diesem Herbst optimal für den Betrieb ist, stellt sich erst im nächsten Sommer heraus. Gleichwohl muss auch die Vorfruchtwirkung bewertet werden. EinÂzelbetriebÂlich sinnvoll können beispielsweiÂse erÂweiÂÂterÂte Fruchtfolgen in VerÂÂbindung mit einer konservierenden BodenbeÂarÂÂbeitung sein, vor allem auf den GrenzÂÂstandorten des Weizenanbaus in den höheren Anbaulagen des LW-GeÂbiets, wie in den Mittelgebirgslagen.
Ein effizientes Werkzeug, die Markfruchtkulturen in ihrer RentaÂbilität zu vergleichen, ist ein Modul der BayriÂschen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Besonders interessant ist demnach in diesem Jahr wieder der Zuckerrübenanbau. Wohl dem, der seine Rübenquote nicht verkauft hat. Aber auch der Industrierübenanbau, beispielsweise für die Biogasverwertung, ist wirtschaftlich wettbewerbsfähig. Mit einem Deckungsbeitrag (Erlöse abzüglich der variablen KosÂten der Erzeugung) von knapp 900 Euro/ha ist dieser derzeit auch bei Weizenpreisen von circa 18 bis 19 EuÂro/dt um fast 300 Euro/ha vorzüglicher, als der Anbau von B-Weizen. So ergeben sich in den voÂlatilen Märkten laufend ÄnderunÂgen, die dem Landwirt AnÂlass geben, den FruchtÂfolgeplan beÂtriebsÂindividuell zu überdenken.
Hohe Betriebsmittelkosten
Bis das Geld aus dem Verkauf der neuen Ernte fließt, hat der Landwirt zunächst viel auf dem Acker in die nächste Saison invesÂtiert. Während an den tiefgründigen Standorten dieses Jahr den Landwirten gute Erträge gelungen sind, konnte das Ziel an vielen GrenzstandÂorten durch die lange Trockenheit häufig nicht erreicht werden.
Innerhalb eines Jahres sind die variablen Kosten auf dem Acker je nach Kultur um 100 bis 200 Euro/ha angestiegen im Vergleich zum vorangegangenen Anbaujahr 2010. Die gestiegeÂnen BeÂtriebsÂÂmittelpreise führen dazu, dass die Rentabilität, insbesondere die von GetreidÂe, beÂlasÂtet wird und immer höhere Erträge zur KosÂtendeckung nötig sind. Machen beiÂspielsÂweise die hohen Diesel- und DüngerkosÂten den GetreideÂbau gegenüber den Biogas-Maisanbau uninteressanÂt und wird ein wachsender SubstratÂbedarf Biogas-Mais auch hier zu einer doÂmiÂnanten Frucht machen wie beispielsweise im Emsland? Oder gewährleistet der RapsÂÂpreis die Vorzüglichkeit des RapsanbauÂes auch bei nieÂdrigeren Erträgen wie in diesem Jahr?
Beste Lösung gib es nicht
Das LfL-Modul (siehe Ãœbersicht „Deckungsbeiträge der Produktionsverfahren“) ist damit zwar eine Entscheidungsunterstützung, allerdings nur bei den GegeÂbenheiten zum aktuellen Preisniveau. Vieles hat sich bis zum nächsten Jahr verändert. Das Modul verdeutlicht, welches RenÂtaÂbiÂlitätsniveau im Ackerbau im Augenblick besteht und welche Vorzüglichkeiten sich für die jeweiligen Kulturen unter Verwendung der diesjähriÂgen Erträge bei den derzeitigen ErÂzeuÂgerpreisen und den derzeitiÂgen Erzeugungskosten ergeben.
Entscheidungsunterstützung
Trotz der zu erÂwarÂtenÂden starÂken PreisÂÂÂausÂschläÂge der Marktfrüchte wird für die RentaÂbiliÂtätsÂvorschau das aktuelle PreisÂÂniÂveau (für diesen Beitrag die NotierunÂgen im Wochenblatt der AusÂgaÂben 33 und 34/2011) angesetzt. Damit sind Kalkulationen, wie die hier skizzierte, vorsichtig zu werten. Sie können aber dem Landwirt als eine Basis zur Fruchtfolgeplanung durchaus nützlich sein.
Kurz zu den Kulturen
Die Zuckerrübe ist in diesem Jahr voraussichtlich in jeglicher Form die mit Abstand renÂtabelste Frucht auf dem Acker. Ein Ãœberblick der KultuÂren aus agronomischer Sicht ergibt, dass Winterraps bei ErzeuÂgerÂpreiÂsen von rund 42 Euro pro dt trotz niedrigerer Erträge in diesem Jahr einen Deckungsbeitrag von rund 860 Euro/ha ermöglicht und damit deutlich höher liegt als der von Winterweizen. Neben WinterÂraps bleibt Winterweizen weiterhin der Favorit beim Mähdrusch. Wintergerste war in diesem Jahr recht gesund und unproblematisch. Der Anbau dieser Frucht ist bei augenblicklicher Bewertung mit Preisen von rund 18 Euro/dt zwar weniger rentabel als der Winterweizenanbau, aber vorzüglicher als der Biogas-Maisanbau. Der Anbau von Sommgerste ist derzeit nur interessant, wenn VerträÂge mit den Brauereien zu deutlich besseren Konditionen als die zurzeit am Markt gezahlten 22 Euro je dt abgeschlossen worden sind.
Moe