Erdkabel statt Freileitungen?

Fuldaer Landwirte sehen Hochspannungstrassen kritisch

Viele Landwirte in der Region von Fulda lehnen Erdverkabelungen anstel­le von Freileitungen für den Bau der durch das Gebiet geplanten Starkstromfernleitungen ab. Sowohl der Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld (KBV) als auch der Gebietsagrarausschuss (GAA) stehen den Hochspannungsstromtrassen kritisch gegenüber.

Freileitungen stören zwar das Landschaftsbild, sie sind aber aus Sicht der Landwirte für die betroffenen Be­triebe nicht so nachteilig wie Erdverkabelungen, so KBV und GAA, weil Höchstspannungs-Erdkabel die Bodenstruktur beeinträchtigen und die Wasserführung im Untergrund unterbrechen.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Dies erklärten sowohl KBV-Geschäftsführer Dr. Hubert Beier als auch Kreislandwirt Emil Funk als Vorsitzender des GAA, die sich derzeit eingehend mit der Situation beschäftigen. Man reagiere auf Aussagen von Politi­kern zum ersatzweisen Bau von Erdkabeln anstelle von Freileitungen, welche darin vermeintlich günstigere Verhältnisse für Umwelt, Natur und Landschaft als auch für die Menschen sehen.

Erhebliche Nachteile für die Landwirtschaft befürchtet

Höchst­spannungsleitun­gen wie die Erdverkabelung der 500-kV-Gleichstrom-Leitung „Sued.-Link“, die sich voraussichtlich am Trassenverlauf der A7 orientieren soll, als auch der 380-kV-Wechselstromleitung von Mecklar nach Grafenrheinfeld über das Umspannwerk in Dip­perz nannten Funk und Dr. Beier problematisch für die Landwirtschaft. Grund: Für eine solche Bauweise wird ihren Angaben zufolge ein 22 m breiter Kabelschutzstreifen verlegt, die Kabel in Magerbeton oder einer Kies- und Sandbettschüttung ummantelt. In Abständen von 500 bis 700 m seien Muffenbauwerke nötig. „Auf einer einen Kilometer langen Trassenlänge werden dadurch 2,2 ha Fläche in Anspruch genommen und nachhaltig geschädigt“, so der KBV-Geschäftsführer.

Die Erdverkabelung be­zeich­nete Kreislandwirt Funk als einen massiven Eingriff in die Bodenstruktur. Erwiesen sei, dass sich in solchen Trassenverläufen die Bo­den­tem­peratur im Mittel etwa um drei bis fünf Grad erhöhe und die Wasserführung im Boden unterbrochen werde. Zudem komme es zu einer starken Einengung des Wurzelraumes für die Pflanzen. Wegen der mas­si­ven Eingriffe würden sich nach­teilige Auswirkungen auf Natur und Landwirtschaft und so „deutliche und langfristige Ertragsminderungen für landwirtschaftliche Feldfrüchte“ ergeben, argumentierten die Vertreter der Landwirte. Außerdem dürfe nicht unberücksichtigt bleiben, dass durch regelmäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Leitung es immer wieder zu Eingriffen ins Bodensystem komme.

Burkhardt  – LW 15/2014