Erkenntnisse bei Schaf und Ziege über das Schmallenberg-Virus

AfT-Herbstsymposium an der Uni-Tiermedizin in Gießen

Vorletzte Woche fand zum Thema „Infektionskrankheiten beim Kleinen Wiederkäuer“ ein Symposium der Akademie für Tiergesundheit (AfT) an der Universität Gießen statt. Ãœber „Zwei Jahre Schmallenberg-Virus bei Schaf und Ziege: was wissen wir und was ist noch unbekannt?“ sprachen Dr. Kerstin Wernike, Dr. Bernd Hoffmann, Dr. Horst Schirrmeier, Dr. Franz Conraths und Dr. Martin Beer vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Friedrich-Loeffler-Institut.

Das AfT-Herbstsymposium 2013 fand in diesem Jahr in Hessen statt. An der Uni-Veterinärmedizin in Gießen informierten Tierärzte über wichtige Infektionskrankheiten bei Schafen und Ziegen.

Foto: Moe

Im Herbst 2011 wurde erstmals in Europa das sogenannte „Schmallenberg-Virus" (SBV) nachgewiesen. SBV gehört zur Simbu-Serogruppe der Gattung der Orthobunyaviren, die überwiegend Erkrankungen bei Wiederkäuern in Asien, Afrika und Australien verursachen.

Basierend auf dem Wissen über nahver­wandte Viren, epidemiologischen Daten, bisherigen Tierexperimenten und dem Virusnachweis in Gnitzen, wird SBV höchstwahrscheinlich auch ausschließlich über Gnitzen übertragen und löst Erkrankungen nur bei Wiederkäuern aus. Infizierte adulte Tiere zeigen keine oder nur kurzzeitig milde Symptome wie Milchrückgang, Fieber oder Durchfall; die Virämie dauert sowohl bei Rindern als auch bei kleinen Wiederkäuern nur wenige Tage an. Werden Tiere allerdings während einer empfänglichen Phase der Trächtigkeit, Schafe etwa zwischen dem 30. und 50. Tag und Rinder zwischen dem 75. bis 175. Tag, infiziert, kann es zu schweren Schädigungen des Gehirns, Rückenmarks oder der Skelettmuskulatur kommen. Neben Spätaborten und mumifizierten Föten, sind Totgeburten sowie die Geburt lebensschwacher, missgebildeter Lämmer und Kälber möglich.

Über den Verlauf der Er­kran­kung bei trächtigen Ziegen ist bisher wenig bekannt. Der direkte Erregernachweis erfolgt in den meisten Fällen mittels real-time RT-PCR. Probenmaterial der Wahl ist Serum akut infizierter erwachsener Tiere beziehungsweise Gehirn oder Fruchtwasser (Felltupfer, Innenohr, Magen) tot oder missgebildet geborener Lämmer oder Kälber. Ergänzend kommen Herzblut, Milz oder Mekonium in Frage. Antikörper werden vorwiegend mittels kommerziell erhältlicher ELISAs, aber auch durch indirekte Immunfluoreszenz oder im Neutralisationstest nachgewiesen. Vom Kerngebiet des ersten Jahres an der deutsch-niederländischen Grenze ausgehend hat sich SBV innerhalb von zwei Jahren deutschlandweit (siehe Fallzahlen pro Bundesland in der Tabelle) und über große Teile Europas ausgebreitet. Die Seroprävalenz variiert je nach Gebiet von über 90 Prozent im Kerngebiet bis zu nur vereinzelten Fällen in den momentanen Randgebieten.

 – LW 43/2013