Ernte 2020 in Nordhessen: Futter ist knapp
Kühe bei Wasser und Stroh
Zum Erntegespräch 2020 hatte der Regionalbauernverband Kurhessen die Presse zum Betrieb von Thorsten Althoff nach Fritzlar-Züschen geladen. Neben den aktuellen Ernteergebnissen in der Region standen agrarpolitische Themen auf der Agenda.

Foto: Becker
Frank Käufler, Berater des Arbeitskreises Ackerbau Homberg/Efze, zeigte anhand langjähriger Wetterdaten, wie sich das Klima in der Region verändert. Beispielsweise konnte er belegen, dass die Vegetation heute deutlich früher startet, was zu höheren Ertragsschwankungen führe. Hinzu komme die sinkende Niederschlagsmenge über die Vegetationsperiode hinweg. „Wenn das Wasser fehlt, nützen alles Düngen und der Pflanzenschutz nichts. Auch Trockenheits-tolerante Sorten und Kulturen stoßen dann irgendwann an ihre Grenzen“, gab der Berater zu bedenken.
Der Vorsitzende des RBV KurÂhesÂ-sen, Norbert Klapp, konnte eine nur leicht unÂterÂdurchÂschnittÂliche Erntemenge bei Getreide vermelden. „Die zuletzt gefallenen Niederschläge kommen dem Mais ebenso zugute wie den Zuckerrüben und dem in der Region angebauten Kohl“, so Klapp. Und weiter: „Wir passen uns stetig veränderten Bedingungen an, können aber oft auch nur den Verlust begrenzen.“ Den um drei Wochen vorverlegten Start der Zuckerrübenkampagne sieht Klapp kritisch, denn „die Rüben könnten diese drei Wochen noch gut zum Aufbau von Menge und Zuckergehalt brauchen.“
Schmal: Mit blauem Auge davongekommen Karsten Schmal, Präsident
des Hessischen Bauernverbandes, zog für ganz Hessen ein gemischtes Fazit der Ernte 2020: Der Winter war zunächst zu feucht und zu warm, dann setzte ab März langÂanhaltende Trockenheit ein. „Im Frühjahr fielen 42 Prozent weniger Regen als normal“, so der HBV-Präsident.
Zwar seien die Erträge regional bis kleinräumig sehr unterschiedlich ausgefallen, insgeÂsamt sei man aber mit einem blauen Auge davongekommen, so Schmal. Beim Winterweizen habe man hessenweit mit durchschnittlich 78 dt/ha ein besseres Ergebnis eingefahren, als aufgrund der Witterung zu befürchten war – allerdings bei deutlich geringerer Fläche. Positiv abgeschnitten habe auch der Raps, wobei auch ein deutlicher Flächenzuwachs zu verzeichnen sei.
Eher enttäuscht hätte dagegen beispielsweise die Sommergerste, die bei einem Ertragsminus von 10 Prozent zusätzlich oft die geforderten Brau-Qualitäten nicht erreicht habe. Ebenfalls 10 Prozent im Minus sei der Winterroggen, obwohl dieser als sehr trockenheits-tolerante Kultur gilt.
Im Grünland sei vor allem der schwache erste Schnitt problematisch, zusätzlich sei auch der dritte beziehungsweise vierte Schnitt mehr oder weniger ausgefallen. Auch die bevorstehende Maisernte gebe keinen Anlass zu großem Optimismus. „Die Silos sind leer, der Winter wird schwer“, so Schmal.
KB – LW 36/2020