Ernteketten koordinieren

Neues Logistikmodul für Biogasanlage Wolfhagen eingesetzt

Zeit ist Geld; jede Minute auf seinem Acker kostet den Landwirt circa drei Euro, wenn Mähdrescher, Maishäcksler oder Rübenroder für ihn im Einsatz sind. Auch dann, wenn zum Beispiel der Maishäcksler warten muss, weil der nächste Lade­wagen noch nicht am Feld ist. Durch besseres Koordinieren von Ernteketten können die Laufzeiten auf dem Acker verkürzt und damit Kosten eingespart werden.

Die Biogasanlage Wolfhagen hat als erster Betrieb in Hessen in diesem Herbst das Landwirtschafts-Logistiksystem FarmPilot für die Ernte von Bioenergiemais eingesetzt. Nach einer kurzen Einweisung der Fahrer konnte das Programm genutzt werden. Die Beteiligten sind nach Angaben der Betreiber mit dem Ergebnis zufrieden.

Foto: Kreisbauernverband Kassel

Die Biogasanlage Wolfhagen hat als erster Betrieb in Hessen in diesem Herbst das Logistiksystem FarmPilot eingesetzt, um seine Ernte von Bioenergiemais effizient zu managen. An der Bio­gasanlage sind rund 20 Landwir­te, der Kreisbauernverband Kassel und der Maschinenring als Gesellschafter beteiligt. Im vorigen Monat wurden zur Ernte des Biogasmais als Substratbasis zwei Logistikketten mit jeweils einem Maishäcksler und vier Abfuhrwagen für die Befüllung des Silomaislagers der Wolfhager Biogasanlage beauftragt. Weil der Landwirt heute bei der Ernte nicht allein im Einsatz ist, sondern oft auch Mitarbeiter oder ein beauftragtes landtechnisches Lohnunternehmen an der Seite hat, gibt es viel zu koordinieren.

Daten fließen ständig hin und her

Entwicklungsleiter Christoph Apke sprach mit der Wochenblatt-Redaktion über das Produkt FarmPilot, das von arvato systems in Zusammenarbeit mit der Firma Müller Elektronik entwickelt und betrieben wird. FarmPilot ermöglicht das Erntemanagement zu optimieren, indem es stets aktuelle Infos zur eingesetzten Fahrzeugflotte liefert. Inzwischen bauen Claas und Krone die Datenschnittstelle (CCI) für FarmPilot an ihren Geräten ein. FarmPilot ist standardmäßig auf Maschinenterminals von Müller-Elektronik sowie auf CCI-Terminals installiert und damit automatisch auf allen Fahrzeugen verfügbar, die ab Werk mit derartigen Geräten ausgerüstet sind. CCI, beziehungsweise Competence Center Isobus, ist ein Zusammenschluss von acht Landtechnikherstellern, die unter anderem gemeinsam ein Maschinenterminal entwickelt haben.

Auch können Smartphones mit Android-Betriebssystem (ab Version 2.2) oder iPhones (Ap­ple) als flexibel einsetzbare Terminals genutzt werden. Das Prinzip funktioniert in der Weise, dass Maschinen – in Wolfhagen zwei Maishäcksler und acht Schlep­per mit Wagen – zentral vom Büro oder Hof per Internet koordiniert werden. Dazu stehen die Daten aller Einsatzfahrzeuge zu jeder Zeit zur Verfügung und fließen hin und her. Auch werden Informationen über Internet abgerufen (Maschinenstandorte) oder von den Erntemaschinen, beispielsweise das Ladevolumen im Bunker des Rübenroders.

Wegführung zum Feld

Die Informationen können auf Smartphone-Androidsystemen und iPhones (Apple) über die FarmPilot-App aufgerufen werden. Diese dienen als Alternative zu Maschinenterminals. Wird alternativ ein Smartphone als Terminal genutzt, sind dafür rund 400 Euro Anschaffungskosten je Gerät anzusetzen. Die Wegführung des Fahrers zum Feld geschieht durch das Navigationssystem FieldNav, welches die Feldwege einbezieht. FarmPilot arbeitet mittels einer laufenden Internetverbindung über das System Google-Maps. Die Geo-Daten werden genutzt, um dem Disponenten auf Karten anzuzeigen, wo die Schläge sind, wie weit der Auftrag bereits abgearbeitet ist, das heißt in diesem Fall das Mais­feld gehäckselt ist und wann neue Arbeitsaufträge erledigt werden können, also zum nächsten Feld gefahren werden kann, wie Entwicklungsleiter Apke der Wo­chenblatt-Re­daktion weiterhin erläuterte. Dazu koordiniert ein Disponent den kompletten Arbeitsablauf, der einem Prozess, wie hier bei der Biogasanlage in Wolfhagen die Maisernte, zugeteilt ist.

So kann entschieden werden, wann der nächste Betrieb angefahren werden soll. Da in der Landwirtschaft die Witterung von Bedeutung ist, auch dann, wenn Mutter Natur die Planung des Technikeinsatzes nicht einfach macht, wie beispielsweise beim Strohpressen im Sommer.

Kosten sind leistungsorientiert

Für den Datentransfer werden die Mobilfunknetze genutzt und das Smartphone wird mit der FarmPilot App zum Ter­mi­nal, das sowohl den Fahrer der Maschine über seinen nächsten Einsatz informiert als auch den Zen­tral­agenten im Büro für die ge­samte Steuerung des Auftrags auf dem Laufenden hält.

Dazu müssen die Maschinen mit einem Bordcomputer ausgerüstet werden. Dadurch entstehen einmalig Anschaffungskosten in Höhe von circa 3 000 Euro. Dann wird nach Leis­tung und Zeit abgerechnet, so dass sich für den Landwirt beziehungsweise Lohnunternehmer eine Tarifstruktu­r zwischen 25 und 84 Euro je Monat zur Saison ergibt. Beispielsweise werden für Silomais der Zeitraum September bis Oktober oder für die Zuc­kerrübenernte die Monate der Kampagne, also von September bis Dezember oder Januar, in Rechnung gestellt. Im Einzelfall wird dies zwischen dem Lohnunternehmer und dem Anbieter vereinbart, weil die Kosten der Nutzung sowohl von der Dauer als auch von der Zahl eingesetzter Terminals abhängig sind.

Wiegedaten für Abrechnung

Die Daten über Betriebsabläu­fe können gespeichert werden und lassen sich im Nachhinein für die Ackerschlagkartei oder zur Abrechnung nutzen, beispielsweise die Wiegedaten der Maiswagen. Interessierte können sich über auf der Agritechnica in Hannover über dieses 2011 mit der Silbermeda­ille ausgezeichnete Logistikmodul informieren. Der Entwickler zeigt es in Halle 16 am Stand B 10.

Moe