Erst vorbeugen, dann behandeln

Wie schütze ich meine Ähren vor Pilzgiften?

In den meisten hessischen Ackerbauregionen überraschte das Jahr 2013 mit sehr erfreulichen Erträgen im Winterweizen, die nach dem verzögerten Start im Frühjahr zunächst nicht so zu erwarten waren. Ährenfusariosen traten im Winterweizen in der abgelaufenen Saison so gut wie gar nicht auf, da die Weizenblüte in eine trockene und warme Witterungsperiode fiel. 2014 könnte das schon wieder anders aussehen.

Ungleichmäßig bekörnte Wintergerste 2013.

Foto: Dr. Schneider, LLH

Die partielle Weißährigkeit im Getreidebau ist keine typische, jährlich wiederkehrende Krankheit wie der Mehltau oder Blattseptoria. Hauptgrund hierfür ist die starke Abhängigkeit des Pathogens von infektionsfördernder Witterung wie zum BeispielNiederschläge zur Weizenblüte, die erst eine ausreichende Inokulum-Produktion auf den Äckern gewährleistet.

2013 erhöhte Werte in Wintergerste

In der Regel sprechen wir bei Befällen mit Ährenfusariosen von Winterweizen oder gelegentlich auch mal von höheren Mykotoxinfunden in Triticale. Im abgelaufenen Jahr 2013 aber wurden vor allem Sachsen, Thüringen und Sachsen- Anhalt von einmalig hohen Mykotoxinfunden in der Wintergerste überrascht. In der Spitze wurden hier DON-Gehalte von mehr als 30 000 µg/kg gemessen, was den gesetzlichen Grenzwert um den Faktor 25 überschreitet.

Fusarien sind in der Lage, während ihres Wachstums in der Ähre verschiedenste warmblüter-toxische Gifte zu produzieren und mindern somit nicht nur die Quantität sondern auch die Qualität des Erntegutes. Aus Gründen der Ernährungssicherheit gelten daher seit 2006 in der EU für Mykotoxine wie Deoxynivalenol (DON) oder Zearalenon (ZEA) Grenzwerte für Rohgetreide und deren Verarbeitungsprodukte, was eine Vermarktung solch belasteter Partien unterbindet. Gerade mit Hinblick auf die Verwendung von Gerste als einer der Hauptbestandteile von Sauen- und Mastschweinefutter, bleibt zu hoffen, dass solch belastete Partien nicht in diese Prozessketten mit eingeflossen sind.

Extreme Witterung war schuld

Wie lassen sich diese erschreckend hohen Mykotoxin-Belastungen in einer Gesundfrucht wie der Wintergerste erklären? Alle hessischen Landwirte, die im Frühjahr Flächen entlang des Mains, der Werra und anderer Flüsse bewirtschafteten, werden sich noch gut an den niederschlagsreichen und kühlen Mai 2013 erinnern, der vielerorts zu teils erheblichen Schäden in den Kulturen durch Überschwemmungen führte. Die Gerstenblüte fiel genau in diesen extrem ungünstigen Zeitraum. Die Getreidezüchter sprechen dann davon, dass die Gerste unter solchen Bedingungen das „Gähnen“ anfängt, dies bedeutet, dass die einzelnen Blütchen der Gerstenähre ungewöhnlich lange offen bleiben um bestäubt zu werden.

Dies konnte im vergangenen Jahr von den Fusariumsporen ausgenutzt werden, die in den Starkbefallsregionen nahezu jedes einzelne Blütchen einer Gerstenähre infizieren konnten, was einherging mit extrem hohen Mykotoxinwerten.

Dr. Ruben Gödecke, RP Giessen, Pflanzenschutzdienst – LW 21/2014