Erste Bunte Salate geerntet
Pfalzmarkt eG startet in die Frischgemüse-Saison
Der Pfalzmarkt aus Mutterstadt und seine 120 aktiven Erzeuger sind vergangene Woche offiziell in die Frischgemüsesaison gestartet. Die Freiland-Saison ist mit Frühlingszwiebeln, Spargel und Salaten bisher erfolgreich angelaufen. Doch die Preissteigerungen bei den Produktionskosten und Verpackungen sind spürbar und eine Prognose für die Saison wagt die Geschäftsführung noch nicht.

Foto: Brammert-Schröder
Die Witterung verzögerte die Ernte
Die Zeit vom Setzen der Jungpflanzen bis zur Ernte ist relativ gut planbar. Der erste Salat wurde bei Eicher am 23. Februar gesetzt, die Ernte war für den 9. April vorgesehen. „Die mussten wir aber um drei Tage verschieben, weil es geschneit hatte“, berichtete der Betriebsleiter. Der Anbau erfolgt in engem Kontakt mit dem Pfalzmarkt: Die Ackerschlagkartei von Harry Eicher ist mit dem Pfalzmarkt vernetzt, so dass die Vermarkter die Flächen schon für den Verkauf im Erntezeitraum einplanen können, sobald die Jungpflanzen ausgepflanzt wurden. Eine genauere Ernteabsprache erfolgt eine Woche vorher. Dann werden die Flächen und die Salatpflanzen auch von der BOLAP auf Nitrat- und Pflanzenschutzmittelrückstände beprobt. „Einen Tag vor der Ernte wissen wir genau, welche Mengen für welchen Abnehmer geordert werden“, so Eicher.
Die Salatköpfe werden von Hand abgeschnitten und auf ein seitlich am Schlepper angebautes Transportband gelegt. Der Salat durchläuft einen Waschtunnel und wird direkt in Kisten gepackt. Die Transportwege zum Pfalzmarkt sind kurz. Nach 15 Minuten Fahrtzeit ist der Salat im Lager in Mutterstadt. Sorge bereitet Eicher die Situation bei den Saisonarbeitskräften. Auf seinem Familienbetrieb, der in der Spitze 15 Arbeitskräfte aus Rumänien beschäftigt, die teis schon seit Jahren auf den Betrieb kommen, ist die Fluktuation unter den Beschäftigten spürbar.
Die geplanten 12 Euro Mindestlohn, die im Herbst auch für Saisonarbeitskräfte gezahlt werden müssen, bereiten den Erzeugern Sorge. Die Arbeitsorganisation und Ernteabläufe seien bereits in der Vergangenheit optimiert worden, betonten Eicher und Aufsichtsratsvorsitzender Christian Deyerling. Höhere Preise für Gemüse im Lebensmitteleinzelhandel bedeuten nicht automatisch auch höhere Erzeugerpreise, die aber dringend benötigt würden, um die Kostensteigerungen bei den Erzeugern auszugleichen. „Ich sehe Probleme auf die Erzeuger zukommen, wenn sich das nicht ändert“, so Deyerling.
Höhere Erzeugerpreise notwendig
Der Trend zur gesunden Ernährung, Nähe, Frische und Nachhaltigkeit sei zwar ein Vorteil für die heimische Erzeugung. Ob der Verbraucher das angesichts der gestiegenen Inflation aber honoriere, stellte Deyerling in Frage. „In der Krise setzen die Verbraucher eher auf Grundnahrungsmittel, der Salat ist Beilage, und Spargel wird einmal weniger gekauft.“ Die Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine bekommen der Pfalzmarkt und auch die Erzeuger an vielen Stellen zu spüren. „Die Kosten für Verpackungsmaterial haben sich fast verdoppelt, wenn es überhaupt verfügbar ist“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. Auch die Verfügbarkeit von Saatgut, das vielfach aus der Ukraine käme, sei fraglich.
Pfalzmarkt hat mit der Eröffnung der Frischgemüsesaison auch seine neue Halle in Betrieb genommen. „Wir gehen nächste Woche in den Vollbetrieb“, sagte Vorstand Hans-Jörg Friedrich. Der Bau der rund 30 Mio. Euro teuren Standorterweiterung in Mutterstadt sei planmäßig verlaufen.
Die Saison habe durch den milden Winter und den warmen März früh begonnen, seit Anfang März konnte Pfalzmarkt bereits die ersten Pfälzer Bundzwiebeln liefern. Rhabarber, Spargel, Radieschen und Salat folgten. „Ab Mitte Mai können wir dann fast die gesamte Produktpalette liefern.“ Auch neue Produkte wie Stangenbrokkoli und Salat mit Wurzelballen sollen vermehrt den Weg zum Kunden finden.
Friedrich zeigte sich zufrieden mit der Jahresbilanz des vergangenen Jahres. Es wurden 212 000 t Obst und Gemüse über die Handelsplattformen von Pfalzmarkt eG in Mutterstadt, Maxdorf und Hatzenbühl vermarktet. Der erzielte Warenumsatz betrug 167 Mio. Euro.
Zufrieden mit Umsatz bei Pfalzmarkt
Im Vergleich zu 2020 ist die Menge nur leicht zurückgegangen (213 000 t). Beim Warenumsatz verzeichnet der Pfalzmarkt zusammen mit den Tochterunternehmen einen Anstieg von rund 13 Mio. Euro gegenüber 154 Mio. Euro in 2020. „Der Umsatzanstieg rührt auch daher, dass wir vermehrt Winterware importiert und an unsere Kunden geliefert haben“, erklärte Friedrich.
Der Ausblick auf das laufende Anbau- und Geschäftsjahr gestaltet sich derzeit sehr schwierig. „Wir sind gut in die Saison gestartet. Vieles hängt aber vom Krieg in der Ukraine ab“, so der Vorstand. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Saison lassen sich die Folgen für Pfalzmarkt eG und die Erzeugerbetriebe nicht vollumfänglich absehen. Fest steht, dass die Produktionskosten für die 120 aktiven Pfalzmarkt-Erzeuger – unter anderem wegen der Folgen des Ukrainekriegs, der hohen Inflation und der Anhebung des Mindestlohns – überproportional steigen werden.
ibs – LW 18/2022