EU will Eigenversorgung mit pflanzlichem Eiweiß stärken

Seit 2013 wurde Sojaanbau verdoppelt

Als eine der wichtigsten Zukunftsfragen der europäischen Landwirtschaft haben die gegenwärtige EU-Agrarratspräsidentin Elisabeth Köstinger und EU-Agrarkommissar Phil Hogan eine stärkere Unabhängigkeit von Eiweißimporten bezeichnet. Eine verbesserte Eigenversorgung mit Protein stärke Europas Position auf den globalen Märkten, erklärten die österreichische Landwirtschaftsministerin und der Ire bei der Konferenz zur Entwicklung von Eiweißpflanzen in der EU vergangene Woche in Wien.

Insgesamt belief sich die Nachfrage nach pflanzlichem Eiweiß in der EU-28 im Wirtschaftsjahr 2016/17 laut Kommission auf rund 27 Mio. t Rohprotein (XP). Davon wurden rund 17 Mio. t XP aus Drittstaaten eingeführt, wovon wiederum 13 Mio. t auf Sojaerzeugnisse entfielen.

Foto: landpixel

Der regionale Anbau stehe zudem für hohe Umwelt- und Qualitätsstandards. Der Agrarkommissar bezeichnete pflanzliches Eiweiß als eine wesentliche Komponente des europäischen Agrar- und Lebensmittelsektors. Aufgrund einer Reihe von Markt- und Klimafaktoren hinke die EU-Erzeugung von Eiweißpflanzen der wachsenden Nachfrage momentan hinterher.

Köstinger hob hervor, dass ein verstärkter Anbau von Eiweißpflanzen in der EU nicht nur der besseren Eigenversorgung zugutekommen würde, sondern auch dem Klimaschutz. Wie aus einem von der Kommission herausgegebenen Bericht hervorgeht, wurden nur rund 5 Prozent des in der EU im Wirtschaftsjahr 2016/17 insgesamt eingesetzten Sojaeiweißes über die eigene Produktion gedeckt; mithin kamen 95 Prozent davon aus Drittländern. Gänzlich anders sieht es allerdings bei der Versorgung mit Proteinen aus Rapsprodukten aus; hier wird der Selbstversorgungsgrad für 2016/17 auf 79 Prozent veranschlagt.

Sojaanbau verdoppelt

Insgesamt belief sich die Nachfrage nach pflanzlichem Eiweiß in der EU-28 in dem betreffenden Wirtschaftsjahr laut Kommissionsangaben auf rund 27 Mio. t Rohprotein (XP). Davon wurden rund 17 Mio. t XP aus Drittstaaten eingeführt, wovon wiederum 13 Mio. t auf Sojaerzeugnisse entfielen. Allerdings verweist die EU-Kommission in dem Bericht auch auf die deutliche Zunahme des Sojaanbaus in der EU. Dieser habe sich seit Inkrafttreten der gegenwärtigen Gemeinsamen Agrarpolitik, also seit 2013, bis zur diesjährigen Ernte auf fast eine 1 Mio. ha verdoppelt. Die Sojabohnenernte habe 2018 gut 2,8 Mio. t erreicht. Hauptanbauländer in der EU sind der Behörde zufolge Italien, Frankreich und Rumänien.

Eine ähnliche positive Entwicklung könne für die Erzeugung von Hülsenfrüchten - darunter Futtererbsen, Ackerbohnen, Linsen und Kichererbsen -, beobachtet werden, so Kommission. Hier habe sich die Anbaufläche von 2013 bis 2018 auf 2,6 Mio. ha nahezu verdreifacht. Geerntet wurden dem Bericht zufolge in diesem Jahr etwa 6 Mio. t an diesen Hülsenfrüchten. Auch der Anbau von Europas mit Abstand wichtigster Ölsaat und Proteinquelle, nämlich von Raps, ist laut dem Report seit Beginn der jetzigen GAP kräftig ausgedehnt worden, und zwar von 4,1 auf 6,8 Mio. ha. Die EU-Rapsproduktion sei dadurch auf gut 20 Mio. t angewachsen; gestützt vor allem durch die starke Nachfrage nach Biodiesel. Deutschland gehöre hier, neben Frankreich und Polen, zu den wichtigsten Anbauländern in der EU.

Nationale Programme besonders wichtig

Die Kommission hebt hervor, dass mit der aktuellen GAP eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt worden sei, die einen Beitrag zur Anbauausweitung von Proteinpflanzen geleistet hätten. Dazu gehören laut der Brüsseler Behörde die Möglichkeit, die von allen Mitgliedstaaten außer Dänemark genutzt worden sei, den Anbau von Leguminosen auf Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) zuzulassen. Laut dem Bericht wurden zuletzt 37 Prozent der gesamten ÖVF mit Leguminosen bestellt.

age – LW 48/2018