Fair Play für heimische Zuckerrüben gefordert
Mahnwache in Offstein ruft Politik zum Handeln auf
Im Schulterschluss mit den Arbeitnehmern der Zuckerfabrik Offstein haben die hessisch-pfälzischen Zuckerrübenanbauer am Freitag öffentlich auf die politisch verursachten Missstände auf dem Zuckermarkt und die daraus resultierende Gefährdung der Branche aufmerksam gemacht. Etwa 350 Arbeitnehmer und Landwirte demonstrierten laut einer Pressemitteilung des Verbandes vor den Toren der Zuckerfabrik.

Foto: Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer
Es sei die Politik gewesen, die Mengenbegrenzungen, Mindestpreise und Regulierung beseitigt habe. „Die deutsche Politik hat mit überwältigender Mehrheit für die Abschaffung der Marktordnung gestimmt. Jetzt will es keiner gewesen sein“, klagte Lang an.
Die Politik habe die Zuckerwirtschaft in den freien Wettbewerb stellen wollen, und auf diesen Wettbewerb habe sich die Branche frühzeitig und gründlich vorbereitet. Der Wettbewerb werde nun aber zunehmend durch politische Entscheidungen zu Lasten der deutschen Zuckerrübenanbauer und -verarbeiter verzerrt. Lang erklärte hierzu beispielhaft: „Es ist eine Verhöhnung unserer Anstrengungen im integrierten Pflanzenschutz, wenn wir unsere Pflanzenschutzmittel in Deutschland nicht mehr erhalten, aber 13 Länder der Europäischen Union bekommen die Mittel, die ihnen einen umweltverträglicheren Schutz ihrer Rüben ermöglichen. Es ist ein Versagen der Bundesregierung, wenn in Polen fortschrittliche Methoden der Unkrautbekämpfung erlaubt werden und in Deutschland ein Umweltbundesamt unter einer Umweltministerin dieses verhindert.“
Deutsche Zuckerwirtschaft wird massiv benachteiligt
Die Politik wolle ökologische Produkte, weniger Zucker, mehr Tierwohl, mehr Umweltschutz, weniger Pflanzenschutz und gleichzeitig immer mehr Marktöffnung, immer weniger Schutz vor Dumping, immer billigere Lebensmittel und immer mehr Lebensmittelimporte für Exporte von Industrieprodukten.
„In Offstein stehen 550 Arbeitsplätze in dieser Fabrik, 2 000 Bauernhöfe und tausende Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Bereichen auf dem Spiel“, brachte es Lang auf den Punkt. Auch die Umwelt verliere bei einem Verschwinden der Zuckerrübe aus dem heimischen Anbau: „Zuckerrüben sorgen für weniger Nitrat im Grundwasser und bringen Biodiversität in die Flur. Wer die Rübe vernichtet, vernichtet auch Biodiversität!
In Brottewitz und Warburg, in Frankreich, Polen und Belgien – überall dort, wo nun Fabrikschließungen angekündigt sind, werden jetzt plötzlich die lokalen Politiker wach!“ erklärte Lang. „Wir brauchen aber die politische Unterstützung nicht erst, wenn es zu spät ist, wir brauchen sie, um zu verhindern, dass überhaupt eine solche Situation entstehen kann! Wir brauchen sie an den laufenden Standorten, an Standorten wie Offstein!“
„Wir haben in Offstein keinen Grund zur Panik“, stellte Lang abschließend fest. „Aber wir haben überall in Deutschland Grund zu großer Sorge um Zucker und Rüben aus Deutschland. Die Bäuerinnen und Bauern sind solidarisch zu den Mitarbeitern der Südzucker AG hier an diesem Standort. Wir wollen gemeinsam mit ihnen für den Erhalt und die Zukunft dieses Standortes und unseres Rübenanbaus kämpfen!“
LW – LW 9/2019