Familie Groh vermarktet Käse im Hofladen und im LEH

Der würzige Willi kommt aus Wohnfeld

Frank Groh (50) aus Ulrichstein-Wohnfeld im Vogelsberg hat sich seit langer Zeit Gedanken um eine bessere Verwertung seiner Kuhmilch gemacht. Seit anderthalb Jahren ist er nun mit seinem Hartkäse unter dem Logo „Die grüne Weide“ auf dem Markt. Der Käse wird im kleinen Hofladen und vor allem in Rewe- und Edekamärkten verkauft. Doch der Aufwand für die Vermarktung ist größer als zunächst gedacht, wie Groh dem LW vergangene Woche erzählte.

Sind mit Engagement dabei (v.l.): die Söhne Elias, Noah und Jonathan mit ihrem Vater Frank Groh. Der Hofladen in Ulrichstein-Wohnfeld ist Freitagnachmittags zu einem kleinen Dorftreff geworden.

Foto: Mohr

Wohnfeld ist mit rund 220 Einwohnern ein kleiner Stadtteil von Hessens höchstgelegener Stadt Ulrichstein und liegt auf etwa 350 Höhenmetern. Es ist ein aufgeräumtes, beschauliches und ruhiges Dorf, in dem es noch zwei Betriebe mit Milchviehhaltung gibt. Freitagnachmittags zwischen 16 und 17.30 Uhr ist der schlicht gehaltene Verkaufsraum der Grohs ein kleiner Treffpunkt von Menschen aus Wohnfeld und benachbarten Orten geworden. „Zwischen 10 und 20 Menschen kommen dann, um bei den Grohs einen feurigen Franz, einen würzigen Willi oder einen grünen Gustav einzukaufen“, wie Jonathan Groh (20), der älteste der drei Söhne, erzählt.

Absatz in nahe gelegenen Geschäften am besten

Die Hälfte der Kunden kommt aus dem Dorf, die anderen aus den umliegenden Ortschaften. „Ältere Menschen besuchen den Hofladen derzeit etwas weniger aus Angst vor Corona“, sagt Jonathan. Gleichwohl werden auch hier die Sicherheitsabstände gewahrt. Mit den Fantasienamen werden übrigens die Käsesorten bezeichnet. Es ist der gleiche Hartkäse, eine Art Gouda, der mit verschiedenen Zutaten wie Pfeffer, Bockshornklee, italienischen Kräutern, Bärlauch oder Chili gewürzt oder einfach pur als Wohnfelder Walter verkauft wird. Nebenbei stehen in dem Laden Eier von den eigenen zehn Legehennen, die die Zwillingsbrüder Elias und Noah (14) betreuen, sowie Honig eines lokalen Imkers zum Verkauf.

Doch im Laden vermarkten die Grohs nur rund 10 Prozent des Käses. Der Löwenanteil wird im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in elf Rewe- und sieben Edeka-Läden verkauft. „Am besten läuft der Absatz in den nahe gelegenen Läden“, erzählt Frank Groh. Hier spielen wohl der Bezug zum Herstellungsort des Käses und der Lokalpatriotismus eine Rolle. In Frankfurt und Bad Nauheim hat er sich dagegen einen besseren Umsatz versprochen. Aber gerade hier ist durch die Entfernung die Vermarktung recht aufwendig. Der Verkauf in den Rewe-Geschäften läuft im Rahmen des Landmarkt-Konzepts. Hierbei stellt Rewe Erzeugern, die der Vereinigung der Hessischen Direktvermarkter (VHD) angehören, eine Verkaufsfläche zur Verfügung. Lieferung, Rücknahme und Präsentation der Ware auf der Verkaufsfläche oder im Kühlregal werden von den Landwirten selbst besorgt und sind mit viel Arbeitszeit verbunden, wie Groh deutlich macht. Sehr arbeitsintensiv ist auch die Portionierung der 5-Kilo-Käselaibe. Hinzu kommt die Vakuumierung und das Etikettieren der etwa 150 bis 200 Gramm schweren Stücke. Pro Tag rechnet Groh einen Zeitaufwand in Zusammenhang mit der Verarbeitung und dem Transport sowie der Betreuung von rund drei Stunden. Insgesamt ist Groh noch nicht zufrieden mit dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Einen großen Gewinn erzielt er noch nicht, er ist aber zuversichtlich, dass sich die Vermarktung noch besser entwickeln wird.

Herstellung durch mobile Käserei

Den Käse lassen die Grohs von Benjamin Schulz aus Stadtallendorf herstellen, der eine mobile Käserei betreibt. Schulz kommt drei- bis viermal im Monat frühmorgens zur Melkzeit auf den Betrieb und verarbeitet jeweils rund tausend Liter Milch. Die Milch wird direkt vom Melkstand in die mobile Käserei gepumpt. Den Käsebruch nimmt Schulz mit auf seinen Betrieb, die Molke verbleibt bei den Grohs. Aus tausend Liter Milch entstehen rund 100 Kilogramm Käse, der im Lager von Schulz sechs Wochen reift. Es handelt sich um einen Rohmilchkäse mit natürlicher Rotschmiere. „Für den kompletten Herstellungsprozess, inklusive Rohstoffen, fallen etwa 14 bis 16 Euro pro Kilo gereiften Käse an“, berichtet Groh. Der Landwirt, der in Nürtingen Agrarwirtschaft studiert hat, würde gerne auch einen länger gereiften Käse anbieten. Doch eine längere Lagerung würde das Produkt natürlich verteuern. Den Preis muss Groh auf die ländliche Klientel und auf die sonstigen in den Supermärkten angebotenen Käse ausrichten. Daher sei die Marge zur Zeit nicht befriedigend.

Haupteinnahmequelle des Betriebs ist die Milch, die die Grohs an die Coburger Molkerei (Milchwerke Oberfranken West eG) liefern. Die 170 Kühe geben im Schnitt 9 000 Liter Milch pro Tier und Jahr. Außerdem betreibt die Familie eine kleine Biogasanlage, auf Basis von Rindergülle. Hinzu kommt noch eine 20-köpfige Mutterkuhherde. Der Betrieb bewirtschaftet insgesamt 240 Hektar Grünland und 30 Hektar Ackerland in einer Höhenlage zwischen 300 und 480 Metern und beschäftigt vier Fremdarbeitskräfte.

CM – LW 18/2020