Fein gehäckseltes Stroh hat viele Vorteile

Pfluglose Bodenbearbeitung braucht ein exaktes Strohmanagement

Die pfluglose Bodenbearbeitung ist in hessischen Betrieben angekommen. Zirka 40 Prozent der Ackerflächen werden pfluglos bestellt. Der Schlüssel dieses Anbauverfahrens ist das Strohmanagement. Mit abnehmender Bodenbearbeitungsintensität nehmen die Ansprüche an Strohzerkleinerung und Strohverteilung deutlich zu. Worauf geachtet werden sollte, beschreibt Dr. Marco Schneider vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) im folgenden Beitrag.

In Überlappungsbereichen mit dicken Strohauflagen bringt auch die beste Sätechnik nicht den gewünschten Feldaufgang.

Foto: Schneider

Ungleichmäßig verteilte Ernterückstände führen zur schlechten Ablagequalität des Saatguts. Unbefriedigende Feldaufgänge sind die Folge. Gleichzeitig reduziert die Strohzerkleinerung in engen Fruchtfolgen durch eine schnellere Strohrotte den Infektionsdruck mit Krankheiten und Schädlingen.

Immer die Häckselqualität im Auge behalten

Vielfach beeinflussen physikalische Wirkungen des Strohs den Feldaufgang. Das heißt, Ernterückstände leisten dem Keimling mechanischen Widerstand oder isolieren ihn vom Kapillarwasser. Aus dieser Erkenntnis lässt sich Handlungsbedarf für den Technikeinsatz bei pflugloser Bodenbearbeitung ableiten:

Stroh ist möglichst klein zu häckseln (70 Prozent kleiner als 4 cm), denn langes Stroh lässt sich nicht einarbeiten und verbleibt somit immer an der Bodenoberfläche. Außerdem wird die Rottezeit bei sehr klein gehäckseltem Stroh um 40 Prozent verkürzt. Um diesen Forderungen gerecht zu werden, ist die Häckselqualität immer im Auge zu halten. Die Häckslermesser sollten spätestens alle 200 ha ausgewechselt werden.

Die Stroh- und Spreuverteilung am Mähdrescher ist exakt zu überprüfen. In Überlappungsbereichen (siehe Foto) ist das Doppelte der Strohmenge anzutreffen. In diesen Bereichen bringt die beste Säetechnik nicht den gewünschten Feldaufgang. Spreuverteiler sind vorteilhaft, da ansonsten besonders bei großen Arbeitsbreiten des schwadartig abgelegte Ausfallgetreides einen hohen Konkurrenzdruck ausübt. Dies macht sich vor allem bei kurzen Anbaupausen (zum Beispiel Raps nach Winterweizen) bemerkbar.

Stroh braucht Stickstoff zur Rotte

Eine Alternative zur vorgestellten Vorgehensweise stellt der Mähdrusch mit möglichst langer Stoppel (30 bis 40 cm) dar. Der größte Teil des Strohs bleibt also dort stehen, wo es auch aufgewachsen ist. Das Verteilungsproblem ist gelöst. Bei trockenem Wetter sind dann die Stoppeln mit einem speziellen Strohhäcksler knapp über dem Boden abzumulchen. Die höheren Kosten für den zusätzlichen Arbeitsgang können beim „Ährenschnitt“ durch eine höhere Leistung des Mähdreschers ausgeglichen werden. Flach eingearbeitetes und optimal zerkleinertes Getreidestroh mit einem C:N-Verhältnis von 80 bis 100:1 benötigt Stickstoff zur Rotte. Zur Einbindung der organischen Substanz in die Bodenhumusmasse (C:N-Verhältnis 15:1) werden pro dt Stroh rund 1 kg Stickstoff benötigt. In Pflugsystemen, wo durch die intensive Bearbeitung die Mineralisation angeheizt wird, steht meist genügend Stickstoff für die Rotte zur Verfügung.

Bei Mulchsaat ist dies anders. Das flach eingearbeitete Stroh bindet den Stickstoff. In engen Anbaufolgen hebt eine Herbststickstoffdüngung diese Stickstoffsperre auf. Wird beispielsweise Raps, Gerste oder auch Weizen nach Getreide mit hohen Ernterückständen angebaut, sichert diese Maßnahme die Bestandesetablierung im Herbst. Bei Mulch-/Direktsaat nach Blattfrüchten, zu Sommerkulturen oder spät gesätem Weizen ist diese Maßnahme nicht notwendig. Die Herbststickstoffdüngung kann zu mindestens 50 Prozent im Frühjahr angesetzt werden. Ist die Bestandesetablierung im Herbst gelungen, erfolgen alle weiten Düngungsmaßnahmen im Frühjahr betriebsüblich.

Strohzerkleinerung für mehr Feldhygiene

Bei der integrierten Schaderregerbekämpfung kommt der Strohzerkleinerung besondere Bedeutung zu. Tabelle 1 fasst die Einsatzschwerpunkte einer zusätzlichen Strohzerkleinerung in unterschiedlichen Anbaufolgen zusammen. In langjährig eng gestellten Rapsfruchtfolgen kommt das Mulchen mehr in den Focus der Praxis. Messungen zeigen ein deutlich verbessertes Auflaufverhalten des Ausfallrapses im Vergleich zur unbearbeiteten Variante. Dieser Sachverhalt ist insofern von Bedeutung, da der Altraps in neu gesätem Raps Durchwuchsprobleme zur Ernte verursachen kann und auch Ertrag kostet.

Wichtigstes Einsatzfeld einer nachträglichen Strohzerkleinerung ist im Maisanbau zu sehen. Einerseits werden mit der Mulcharbeit die Überwinterungsmöglichkeit des Maiszünslers deutlich dezimiert, zum anderen führt das Mulchen zu einer schnelleren Strohrotte mit der Konsequenz deutlich geringerer Mykotoxingehalte im folgenden Weizen. Dies belegen eindrucksvoll die Untersuchungsergebnisse, die in Tabelle 2 dargestellt sind. Unterbleiben eine Fusariumspritzung und eine Strohzerkleinerung, weist die wendende Bearbeitung mit dem Pflug deutlich geringere Mykotoxingehalte im Vergleich zur Mulchsaat auf. Wird aber bei einer Mulchsaat das Stroh vorher fein zerkleinert, so liegen die Mykotoxingehalte auf dem Niveau des Pfluges. Kommt dann der gezielte Pflanzenschutz hinzu, kann auch bei einer Mulchsaat unter Berücksichtigung gesunder Weizensorten korngesunder Weizen produziert werden.

 – LW 31/2013