Feldrundfahrt des KBV-Werra-Meißner mit den Abgeordneten

Wasserschutz in Ringgau-Grandenborn vorgestellt

Der mittlerweile bereits traditionellen Einladung des Kreisbauernverbandes Werra-Meißner (KBV) an die regionalen Landtagsabgeordneten zur Feldrundfahrt waren Lena Arnoldt, CDU, Karina Fissman und Knut John, beide SPD, Hans-Jürgen Müller, Bündnis 90 Die Grünen, und Gerhard Schenk, AfD, gefolgt. Ebenfalls vertreten waren Dr. Rainer Wallmann, Erster Kreisbeigeordneter, Gerhard Müller-Lang, Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft, und Mario Hartmann, Bürgermeister der Gemeinde Ringgau.

Die bereits vor 25 Jahren auf den Weg gebrachte grundwasserschonende Beratung im Wasserschutzgebiet Ringgau war Schwerpunkt der diesjährigen Informations-Feldrundfahrt des KBV Werra-Meißner mit den regionalen Landtagsabgeordneten.

Foto: Stefanie Wittich

„Die Tradition, einmal im Jahr die Landtagsabgeordneten unserer Wahlkreise einzuladen, um mit ihnen über besondere Themen zu sprechen, ist uns wichtig“, erklärte KBV-Vorsitzender Torsten Möller. Mit der Grandenbörner Mohnschnecke fuhren die Gäste durch die Gemarkung zu den verschiedenen Zielen.

Grundwasserschonende Beratung seit 25 Jahren

Philipp Pfister von der Arbeitsgemeinschaft Land- und Wasserwirtschaft (AGLW) stellte zunächst die grundwasserschonende Beratung im Wasserschutzgebiet Ringgau vor: „Seit 25 Jahren haben sich 16 kommunale Wasserversorger und Wasserverbände aus den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Werra-Meißner und Fulda zusammengeschlossen, um mit den Landwirten gemeinsam die Qualität der Trink- und Grundwasservorkommen zu sichern und zu verbessern.“ Dafür arbeiten sie in 35 Wasserschutzgebieten mit 350 Landwirten zusammen, die über 2800 ha Ackerland bewirtschaften. In den Wasserschutzgebieten werden die Gewinnungsanlagen intensiv beobachtet und beraten, um, wenn notwendig, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

„Um gemeinsam gute Ergebnisse zu erzielen, arbeiten wir seit vielen Jahren eng und gut mit der AGLW zusammen“, erklärte Torsten Möller. Die Zusammenarbeit zahle sich aus, der Nitratgehalt der Quelle liege stabil unter 25 mg/L. Die AGLW erarbeitet gemeinsam mit den Landwirten Konzepte, wie beispielsweise Stickstoff im Boden gehalten werden kann.

Enge Zusammenarbeit mit der AGLW

Im Ackerbau werden dazu Versuche zu Aussaatstärke, Zeitpunkt der Aussaat und Düngung durchgeführt. Die Beratung sei umrahmt von den gesetzlichen Vorgaben, erklärt Pfister. „Die Feldversuche werden vor Ort mit den Praktikern durchgeführt. So können sie regional umgesetzt werden und werden von allen akzeptiert.“ Auch während der Vegetationszeit ist Pfister aktiv. Er misst beispielsweise den Stickstoffgehalt der Pflanzen. Dabei bleibt auch immer Interpretationsspielraum: „Fehlt der Pflanze Stickstoff, weil zu wenig gedüngt wurde, oder konnte sie schlichtweg aufgrund von Trockenheit keine Nährstoffe nehmen? Fehlen Mikronährstoffe?“

Heinrich Achler, Landwirt aus Ringgau-Renda, ist sehr zufrieden mit der grundwasserschonenden Beratung. „Seit 1970 ist der Ringgau Grundwasserschutzgebiet. Eigentlich sollten Gülle und Stallmist hier gar nicht mehr ausgebracht werden dürfen, was das Aus für die tierhaltenden Betriebe bedeutet hätte.“

Änderung des Wirtschaftens und kollegiales Miteinander

Die Beratung war die beste Entscheidung, die hätte getroffen werden können. „Durch die Beratung habe sich die Wirtschaftsweise verändert. Nicht Verordnungen und Gesetze haben hier etwas bewirkt, sondern die Beratung und das kollegiale Miteinander“, betont Achler. KBV-Geschäftsführer Uwe Roth, ergänzt: „Der Erfolg der Beratung liegt im niedrigen Herbst- NMin-Gehalt.

Die Kressenteich-Quelle ist Hessens stärkste Quelle und entspringt in Sontra-Breitau. Eine flache Bodenauflage mit darunterliegendem Kalkgestein auf Buntsandstein führt dazu, dass der Niederschlag aus dem Ringgau innerhalb von ein bis zwei Tagen in die Quelle fließt. Die flache Bodenauflage filtere laut Pfister das Wasser kaum, sodass die Keimbelastung problematisch sei. Aus diesem Grund dürfen keine Festmist- oder Silagemieten in diesem Schutzgebiet angelegt werden.

Uwe Roth ergänzt, dass es auch unter Wald aus geologischen Gründen eine hohe Keimbelastung gebe. Die Keimbelastung stamme nicht nur von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, sondern hätte natürlichen Ursprung.

Gemeinschaftliche Mistplatte wäre sinnvoll

Da man bei der Lagerung von Mist eingeschränkt sei, wäre eine gemeinschaftliche Mistplatte in Grandenborn sinnvoll, so Torsten Möller. Allerdings sei es zurzeit nicht möglich, als Gemeinschaft eine Förderung zu beantragen. „Hier müssen Lösungen gefunden werden. In Ringgau-Renda gab es vor einigen Jahren 58 Milchviehbetriebe, mittlerweile nur noch einen. Wir müssen alles daransetzen, um die bestehenden Betriebe im Kreis zu unterstützen und das Wirtschaften zu erleichtern.“ Schließlich sei der Ringgau eine klassische Milchviehregion.

Genehmigungsverfahren dauert schon drei Jahre

Landwirt Jürgen Siebert aus Grandenborn begleitete ebenfalls die Feldrundfahrt. Auch er hatte bis vor einigen Jahren noch Milchvieh, stellte dann aber auf Masthähnchen um. Einen Teil des Futters baut er selbst an. Der Mist wird an eine benachbarte Biogasanlage geliefert.

Nachdem seine Tochter in den Betrieb mit einstieg, sollte ein weiterer Tierwohlstall gebaut werden. Das Genehmigungsverfahren dauert bereits drei Jahre. Eine Bürgerinitiative hatte sich in das Verfahren eingeschaltet und die Behörden verunsichert. „Dabei ist der Rückhalt im Ort groß“, so Siebert. Lediglich zwei Mitglieder der Initiative wohnten überhaupt in Grandenborn.

Negative Folgen durch Brache-Nutzung

Während der Fahrt blieb noch genügend Zeit für einige andere Themen, wie die Verpachtung von Flächen. Uwe Roth erzählte, dass immer häufiger Flächen an Betriebe aus anderen Landkreisen zu hohen Preisen verpachtet werden. Das ziehe einige Probleme nach sich. „Aufgrund der weiten Strecken werden ein, maximal zwei Kulturen hier vor Ort angebaut“, erklärt Roth.

Das führe zu einer sinkenden Artenvielfalt. Schlimmstenfalls werden die Flächen ausschließlich als Brache genutzt. Windeintrag der Unkrautsamen auf andere Flächen sei vorprogrammiert. Wenn die Betriebe nach einigen Jahren merkten, dass es sich wirtschaftlich kaum lohnt, weit entfernte Flächen zu bewirtschaften, sei der Pachtpreis für die heimischen Landwirte trotzdem ruiniert.

Ausbildung der Landwirte an der Berufsschule

Am Ende der Panorama- Rundfahrt über die Ringgauer Hochebene stellte Christian Roth von der Berufsschule Bebra die landwirtschaftliche Ausbildung vor. Die Berufsschüler im Bereich Landwirtschaft kommen aus dem Werra-Meißner-Kreis und Hersfeld-Rotenburg. Roth wird als Lehrer von Landwirten unterstützt, die aus der Praxis berichten. Voraussetzung hierfür sei entweder ein Meisterabschluss oder ein mit Bachelor abgeschlossenes Hochschulstudium.

Auf die Frage, ob denn eine Beratung überhaupt nötig sei, wenn es doch die Ausbildung gebe, antworte Roth, dass sich vor allem im Grundwasserschutz die Rahmenbedingungen stark veränderten. „Im Bereich Gesetzgebung, Düngung, Pflanzenschutz kann der Lehrplan einfach nicht so schnell angepasst werden, wie momentan Verordnungen erlassen werden“, so Roth. Zudem wären eigentlich mehr Stunden nötig, um besser Schwerpunkte setzen zu können.

Dennoch dürfe auch nicht vergessen werden, dass die Lehre die Grundlagen der Landwirtschaft vermittle, eine Vertiefung der Themen gebe es in den Technikerkursen. „Mehr Ressourcen gerade im Bereich Grundwasserschutz wären allerdings sinnvoll, um die Schüler frühzeitig für dieses Thema zu sensibilisieren“, meint Roth.

Stefanie Wittich – LW 40/2020