Finanzen der Kammer wieder stabil
52. Vollversammlung der Landwirtschaftskammer RLP
Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz verzeichnet nach einer längeren Phase mit angespannter Haushaltslage wieder stabile Finanzen. Ursächlich hierfür sind Einnahmeverbesserungen durch die Erhöhung des Beitrages, durch höhere Gebührensätze, vor allem für Beratungsleistungen sowie eine strikte Ausgabendisziplin, sagte Kammerpräsident Norbert Schindler am ersten Tag der 52. Vollversammlung, des Parlaments der Bauern und Winzer, in Bad Kreuznach

Foto: Setzepfand
Auch Rücklagen konnten wieder aufgebaut werden
Selbst die Rücklagen konnten erstmals seit 2012 wieder auf eine Million Euro gestärkt werden. 2015 wurden keine Baumaßnahmen getätigt, sodass insgesamt 570 000 Euro zurückgelegt werden konnten. Dennoch bleibe weiterhin die Vorgabe, für alle Tätigkeitsbereiche zu sparen, um Rücklagen für anstehende Investitionen und unabweisbare Kostensteigerungen zu schaffen, mit denen die Kammer ihre Funktion als Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für die landwirtschaftlichen und weinbaulichen Betriebe in Rheinland-Pfalz weiter ausbauen werde (siehe Kasten).
Großteil des Haushalts sind Personalkosten
Hans-Jürgen Sehn, der als Rechnungsprüfer im Einsatz war, monierte, dass die Kammer jährlich rund 50 000 Euro Defizit bei der Tierseuchenkasse mache. Hier sei mit dem Land nur ein Festbetrag von 97 000 Euro pro Jahr ausgemacht. „Wir erwarten, dass das Land an dieser Stelle nachbessert“, so Sehn. „Hätte man für diese Aufgabe eine lineare Fortschreibung vereinbart entsprechend der Lohnentwicklung, gäbe es kein Problem“, bemerkte Schnabel bei der Vorstellung des Haushaltsplans für 2017. Hier sind Einnahmen von knapp 24 Mio. Euro vorgesehen und ebenso die Ausgaben, wobei 73,2 Prozent und somit 17,5 Mio. Euro Personalkosten darstellen, so Schnabel.
Für die vielfältigen Aufgaben, die die Kammer für das Land erledigt, dazu zählen die Wein-, Sekt- und Edelbrandprämierung, die Qualitätsweinprüfung, die Weinbaukartei, die Rebenanerkennung, die Saatenanerkennung, die Tierseuchenkasse, die Wiederaufbaukasse und andere, zahlt das Land einen Zuschuss zu den Pflichtaufgaben, der in der Vergangenheit stark reduziert wurde und erstmals 2016 wieder angehoben wird auf
974 000 Euro. „Ein Schritt in die richtige Richtung“, kommentierte Schindler und dankte Landwirtschaftsminister Dr. Volker Wissing, der insgesamt im Jahr 2017 rund 6,1 Mio. Euro an die Kammer für deren Dienste überweisen wird. Der Hauptkostenfaktor sei die Weinbaukartei, deren Aufwand 2016 nur schwer abzuschätzen war, der jedoch durch die umsichtige Arbeit von Dr. Markus Heil, der ein vereinfachtes Verfahren für das neue Rebpflanzrechtesystem entwickelte, im Rahmen gehalten werden konnte.
Für das Jahr 2017 werden Kosten für Baumaßnahmen von
250 000 Euro geplant. So soll das Foyer in Bad Kreuznach umgebaut werden. Der Parkplatz und die Garage in Koblenz, Hof und Tor in Trier sowie die Garage in Neustadt. Im Haushaltsplan 2017 sind 258 Stellen ausgewiesen und damit sechs Stellen weniger als 2016.
Ralph Gockel stellte im Anschluss an die Verabschiedung des Haushalts und der Satzungsänderungen das neue Beratungskonzept der Landwirtschaftskammer vor (siehe Kasten). Und Alfons Göbel berichtete den Mitgliedern der Vollversammlung, wie bedeutend das Grünland in Rheinland-Pfalz ist.
Ein Drittel von Rheinland-Pfalz ist Grünland
So sei ein Drittel der Landesfläche Grünland, das nicht nur zur Futtergrundlage für die Tierhalter dient, sondern auch ein bedeutender CO2-Speicher darstellt, dem Wasserschutz dient, Erosionen verhindert, ein wichtiger Teil des Landschaftsbildes in der Kulturlandschaft darstellt, eine Filter- und Pufferfunktion für Nährstoffausträge übernimmt und wichtig für die Artenvielfalt ist. Rund 2,8 Mrd. Euro wurden 2013 pro Jahr in Rheinland-Pfalz auf dem Grünland erwirtschaftet.
Neues Beratungskonzept der Kammer
Ralph Gockel stellte am Mittwoch die Perspektiven der zukünftigen Beratungsarbeit vor. So wolle die Kammer, die aus den drei Sparten Weinbau, Ausbildung und Beratung bestehe, die Beratung neu aufstellen. Es zeige sich, dass zukunftsorientierte Betriebe investieren, dass sie sich weiter spezialisieren und Betriebskonzepte erarbeiten, dass eine bauliche Individualität gewünscht werde, die Anforderungen an die Arbeitswirtschaft zunehmen, teils Standortprobleme herrschen und somit die Beratung und die Förderung ein wichtiger Part für die Betriebe darstelle. Eingebunden seien die Referate Einkommensalternativen, Unternehmensberatung, Raumordnung sowie Bau und Technik. Damit die Beratung zukünftig noch besser werde, wolle man das Land in die vier Regionen Kaiserslautern/Neustadt, Bad Kreuznach/Alzey, Koblenz und Trier/Wittlich teilen und in diesen Beratungsteams einsetzen. Ein Betrieb solle nur noch einen Ansprechpartner haben, der sich je nach Fachgebiet die Kompetenz seiner Teamkollegen einholt. Man wolle Doppeltberatung vermeiden, ein Kundenmanagementsystem aufbauen und so die Beratungseffizienz steigern und die Betriebe länger in ihrer Entwicklung begleiten, auch nach den Investitionen. Eine Personalaufstockung sei nicht geplant, jedoch bedarfsgerechte Personalnachführung. Auch solle das Beratungsangebot der Kammer besser kommuniziert werden, damit die Betriebe auch wissen, welche Leistungen die Kammer erbringen kann, schloss Gockel.
zep – LW 50/2016