„Finanzierungsgespräche auf dem Hof führen“

Familienbetriebe richtig finanzieren

In der Landwirtschaft wird das betriebliche Wachstum in immer kürze­ren Abständen nötig. Die Planung des Fremd­kapital­einsatzes und die Vorbereitung auf das Bankgespräch sind damit eine zentrale Voraussetzung, um Investitionsvorhaben richtig zu finanzieren. Das LW befrag­te die Leiterin des Fachgebietes Ökonomie des Landesbe­trie­bes Landwirtschaft Hessen, Anne Mawick, über das Finanzierungsmanagement zur erfolgreichen Entwicklung landwirtschaftlicher Familienbetriebe.

LLH-Fachgebietsleiterin Anne Mawick.

Foto: Moe

LW: Frau Mawick, die Inves­ti­­tionsschritte im zukunftsorientierten Betrieb sind in der Landwirtschaft heute größer denn je. Was raten Sie Betriebsleitern, wie sie sich auf geplante Maßnahmen vorbereiten sollten?
Anne Mawick:
Eine fundierte Betriebsanalyse und auch eine Kostenrechnung der einzelnen Betriebszweige müssen vor einer großen Investition durchgeführt werden. Erfolgreiche Unternehmen können überdurchschnittliche Leistungskennzahlen aufweisen und wis­sen, in welchen Bereichen sie Geld verdienen und wo nicht. Dies ist die Grundvoraussetzung für große Investitionsmaßnahmen. Außerdem muss eine Investition, die nachhaltig wirkt, in ein Betriebskonzept eingebettet sein, das von allen Verantwortlichen im Betrieb mitgetragen wird.

LW: Worauf sollten die Landwirte dann besonders achten, um ihr Wachstumsvorhaben gut umsetzen?
Mawick:
Für die Finanzierung der Investition sollten sich die Landwirte genügend Zeit nehmen, damit sie mit dem Berater ihres Vertrauens ein maßgeschneidertes Konzept für den eigenen Betrieb erstellen können. Einige wichtige Punkte, die auf jeden Fall geprüft werden müssen: Wie sind die Vorbelastungen im Betrieb? Liquidität geht vor Rentabilität. Wurden zusätzliche Mittel bei einer Wachstumsinvestition eingeplant?

LW: Und wie kann sich der Landwirt besser auf das Bankgespräch vorbereiten?
Mawick:
Banken richten sich bei den Kreditkonditionen an einem risikogerechten Zins­sys­tem aus, deshalb muss der Landwirt die Gelegenheit im Bank­ge­spräch nutzen, die Investition und sein gesamtes Unternehmenskonzept positiv zu vermitteln. Dazu gehören auch gut aufbereitete Unterlagen, die klar verständlich sind. Ebenso sollte das Gespräch auf dem Hof stattfinden, da der Betriebsleiter sich hier sicherer fühlt und das Vorhaben besser veranschaulicht werden kann. Der Unterneh­mer trägt sein Konzept selbst vor und bindet alle weiteren Ver­antwortlichen im Betrieb mit ein. Grundsätzlich sollten Landwirte ein offe­nes Verhältnis zu ihrer Bank pflegen, da diese Liquiditäts­eng­pässe sowieso mitbekommt. Die Kre­dit­­linie muss zum Betrieb passen und auch die Konto­korrentzinsen müssen in guten Zeiten ausgehandelt und angepasst werden.

Moe