Finanzierungszinsen sind schwer zu kalkulieren

Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022 sind die Finanzierungszinsen stark gestiegen. Dieser Zinsanstieg erfolgte aufgrund der hohen Inflation. Mittlerweile ist die Inflation wieder deutlich gesunken und liegt derzeit zwischen 2 und 3 Prozent. Aus diesem Grund hat die Europäische Zentralbank ihren Leitzins seit Mai 2024 um insgesamt 1,5 Prozentpunkte gesenkt. Die Finanzierungszinsen sind im gleichen Zeitraum etwas gesunken, liegen aber mittlerweile wieder zwischen 3,5 und 4,5 Prozent.
Insbesondere seit der alte Bun­destag und der Bundesrat noch im März das umfangreiche Finanzpaket mit der Aufnahme neuer Staatsschulden in erheblichem Umfang beschlossen haben, sind die Finanzierungszinsen schlagartig um fast 0,5 Prozentpunkte angestiegen. Der Grund hierfür ist die enge Korrelation der Zinsen für deutsche Staatsanleihen und den Finanzierungszinsen. Die Zinsen für Bundesanleihen waren nach dem Beschluss neuer Staatsschulden sprunghaft angestiegen.
Aktuell werden von der US-Regierung neue Zölle in erheblichem Umfang eingeführt. Dies trifft auch und insbesondere die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Dadurch ist mit einer weiteren Abkühlung der Wirtschaftsleistung zu rechnen, was weitere Zinssenkungen der EZB wahrscheinlicher macht, bei gleichzeitig konstanter Inflation. Ob die Finanzierungszinsen hiervon profitieren können, bleibt abzuwarten.
Insgesamt leben wir aktuell in einer politisch sehr instabilen Welt, wodurch allgemein mit stärker schwankenden Finanzierungszinsen gerechnet werden muss. Das sollte man bei Investitionsentscheidungen, welche sich über einen längeren Zeitraum ziehen, unbedingt berücksichtigen.  
Elias Braun, AMG Landberatung