Forstunternehmer haben es schwer, Maschinen auszulasten

Viele Forstunternehmen entstanden in Windwurfzeiten

Erstmals fand im Rahmen der Forst live, die mit 26 000 Besuchern so viel wie noch nie anlockte, auch das Forum ClusterPlus mit namhaften Referenten statt. Unter dem Motto „Forstunternehmer 2020 – Anforderungen an die moderne Waldarbeit“ wurden die Ergebnisse einer Forstunternehmerbefragung öffentlich gemacht. Thomas Dietz, Referatsleiter für Forsttechnik im Landesbetrieb Forst BW sagte am Eröffnungstag voraus, dass die Bedeutung des Holzes noch weiter zunehmen werde und ermutigte vor allem die Privatwaldbesitzer, ihre Holzreserven konsequenter zu nutzen.

Die guten Holzpreise kommen nicht bei den Forstunternehmern an. Je größer der Waldbesitz, desto geringer ist die Rendite.

Foto: Setzepfand

leichzeitig aber stellte er auch eine gewisse „Waldfremdheit“ in der Bevölkerung fest: Das Wissen um den Wald und seine verantwortungsvolle Nutzung müsse weiter verbessert werden. Er forderte mehr Toleranz gegenüber der Holzernte und warnte vor einem „Schlachthofsyndrom“, bei dem die Nutzung des Holzes zwar erwünscht sei, seine Aufarbeitung und Ernte aber nicht. Gegensätzliches gibt es nach Einschätzung des Forstexperten auch beim Bodenschutz: Wegen des Klimawandels nehme die Frosteinwirkung im Winter tendenziell ab, andererseits aber steige mit der Technisierung auch die Größe der eingesetzten Maschineneinheiten. Zur Schonung des Wurzelwerkes, der Rückegassen und der Waldwege werde die Forstverwaltung noch strikter die pflegliche Behandlung der Böden einfordern. Die Praxis habe noch mehr auf ihre Befahrbarkeit zu achten. Im Betrieb bekämen somit die Achslasten mehr Bedeutung, ebenso auch breitere Reifen oder Gummiraupen.

Die Technik und deren ökonomischer Einsatz waren aber auch ein wichtiger Bezugspunkt bei einer Befragungsaktion von Forstunternehmern in Baden-Württemberg. Deren Ergebnis wurde in einem Cluster Forum während der Messe vorgestellt.

Das Durchschnittsalter der Harvester liegt bei fünf Jahren

Das Projekt wurde mit Mitteln des Landes und der EU gefördert. Die Durchführung erfolgte über das internationale Forstinstitut Unique in Zusammenarbeit mit dem VdAW. Gemeinsam war ein 13-seitiger Frage­bogen erstellt worden, in den die Unternehmer anonymisierte Einschätzungen abgaben.

Nach der Auswertung von 112 Rücksendungen und 200 Telefonaten zeigte sich, dass nur zehn Prozent der Befragten an eine Besserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen glauben.

Ein Teil der Ursache für dieses Votum, das eigentlich gegen den steigenden Nachfragetrend im Holzsektor steht wird schnell klar: Die meisten Unternehmen entstanden in Folge von großen Windwurfereignissen. In den anschließenden Normalzeiten sind die vorhandenen Maschinenkapazitäten dann nur noch schwer auszulasten.

Stundenlohn von 10 Euro wird oft nicht erreicht

Diese Nachkalkulation stammt vom Deutschen Forstunternehmerverband.

Foto: Setzepfand

Das aber macht das wirtschaftliche Überleben schwer. Das Durchschnittsalter der Harvester liegt bei fünf Jahren und die verbleibende Abschreibung ist im Durchschnitt noch weitere 52 Monate angelegt. Für Jürgen Ebertsch von Unique ist das ein wichtiger Hinweis auf die wirtschaftliche Lage der Forstunternehmer: Eine Nutzungsdauer von neun Jahren ist für diese Maschinenkategorie zu lang, es sollten nur fünf bis sechs Jahre sein. Offenkundig fehle das Geld für die Neuanschaffungen. Laut Erhebung wurden pro Maschinenstunde im Durchschnitt 13,81 Fm eingeschlagen, wodurch eine Entlohnung von 138,10 Euro je Stunde erreicht wurde. Laut Unique aber reicht das für die Wirtschaftlichkeit nicht aus. In der Diskussion machten aber die anwesenden Forstunternehmer deutlich, dass man noch unter dem angegebenen Entlohnungswert bleibe, die Entlohnung von 10 Euro/Fm sei nicht erreichbar.

Die Forstunternehmer fühlen sich in der Zwickmühle: Einerseits ist der Konkurrenzdruck hoch, andererseits aber müssen sie ihre teuren Maschinen samt hochqualifiziertem Fahrer auslasten. Dazu üben sie heftige Kritik an ihren privaten, kommunalen und auch staatlichen Auftraggebern: Die Ausschreibungen seien häufig zu kurzfristig, unpräzise und umfassten zu große Einheiten. Notwendige Mehraufwendungen seien nicht immer erkennbar und das Zuschlagsystem könne die Mehrkosten, insbesondere am Hang nicht kompensieren.

Alles in allem sei eine Preisspirale nach unten entstanden. Die Wirtschaftskraft der Unternehmen schwäche sich seit sechs Jahren ab, die Anforderungen aber nähmen zu, besonders bei der Bodenschonung. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen aber halten die Unternehmer an ihrer Tätigkeit fest. Sie sind sogar bereit, dafür „den Gürtel enger zu schnallen“, wie die Untersuchung ergab.

In der Veranstaltung sprach sich Forstunternehmer Klaus Schätzle vom VdAW für eine verbesserte Kommunikation innerhalb der Branche aus. Derzeit bestehe wegen der guten Holzpreise die Chance auf Preiserhöhungen. Viele seiner Kollegen aber hätten zu wenig Kenntnis über die Höhe ihrer tatsächlichen Kosten, insbesondere der Nebenkosten. Der Prak­tiker schätzt deren Anteil auf 40 Prozent der Gesamtkosten. Hierzu gehöre der Aufwand für Auftragssuche und Betriebsbesichtigung ebenso wie der Aufwand für die Bereitstellung (schlechtes Wetter) und Umsetzung. Bei den Harvestern war der angegebene Einsatzradius recht groß, er betrug im Durchschnitt 171 km. Neben der Kom­munikation müsse der Schwerpunkt der Verbandsarbeit vor allem in der Schulung liegen. Obendrein gehe es im Geschäftsalltag viel zu häufig um das Thema Ausschreibung: Die Auftraggeber hätten eine unterschiedliche Einstellung: Über 40 Prozent der Aufträge stammten vom Körperschaftswald und 33 Prozent vom Staat. Von privater Seite kämen kaum mehr als 20 Prozent, obwohl dieses Segment das interessanteste sei.

Für Zukunft wird Mustervertrag ausgearbeitet

Zwischen Forstämtern und dem Ministerium mache die mangelnde Einheitlichkeit zu schaffen. Hinzu komme die Verwaltungsreform, die beim Körperschaftswald die Kommunen zu direkten Auftraggebern gemacht habe. Jetzt treffe man dort auf Verwaltungspersonal, das nicht überall mit forstlicher Fachkompetenz ausgestattet sei.

Mithilfe der gegenseitigen Kommunikation in einem Verband aber hätten die Mitglieder die Möglichkeit eines stärkeren Rückhaltes. Ãœber die Mitgliederaktivität bestünde dann die Aussicht auf feste Ansprechpartner im Auftragswesen. Dazu erläuterte Schätzle, dass der VdAW eine genaue Aufstellung von Nebenkosten und Zusatzleistungen anstrebe. Der Freiburger Forstprofessor Gero Becker ergänzte abschließend, dass eine aktuelle Datengrundlage einen neuen Startpunkt für die Branche eröffnen könne. Obendrein werde ein Mustervertrag für die forstliche Dienstleistung möglich, auf den man sich berufen könne. „Das wird dann draußen eine Wirkung haben und verhindern, dass die Preisspirale noch weiter abwärts geht“, erklärte Prof. Becker.

Europäische Sicht

Wird es Forstunternehmer in Zukunft noch geben?

Dr. Edgar Kastenholz, Ge­schäfts­führer des Europäischen Netzwerkes für Forstunternehmer (ENFE)

Dr. Edgar Kastenholz, Geschäftsführer des europäischen Netzwerkes der Forstunternehmer (ENFE) stellte in Offenburg fest, dass trotz der Vielfalt der europäischen Wälder die Probleme der Forstunternehmen in den Mitgliedsstaaten durchaus vergleichbar sind. Kaum ein Betrieb habe mehr als 20 Mitarbeiter.

Der Durchschnitt liege bei 3,5 Personen plus Betriebsleiter. Die naturschutzbezogenen Ansprüche nähmen in allen Ländern zu, die ökonomischen Herausforderungen durch die Fortschritte in den forsttechnischen Verfahren ebenfalls. Trotzdem sei es bisher nirgendwo zu einer ausgeprägten Kooperation unter den Forstunternehmern gekommen. Dafür aber gebe es einen erheblichen Mangel an gut ausgebildeten Nachwuchskräften – nicht nur in den ländlichen Abwanderungsgebieten.

Das Durchschnittsalter der Maschinenführer sei alarmierend: Knapp 40 Prozent von ihnen sei über 50 Jahre. Auch im europäischen Vergleich der Auftragsvergabe gelte laut Kastenholz, dass die Größe des Waldbesitzes quasi ein Bestimmungsfaktor sei für die realisierbare Verdienstspanne der Forstunternehmen. Mithilfe des persönlichen Kontakts mit dem einzelnen Privatwaldbesitzer könne noch am ehesten eine sichere Rendite erzielt werden. Das werde mit wachsender Waldgröße aber schwieriger. Ein Extremfall sei die Situation in Polen, wo es mit der dortigen Staatsverwaltung nur einen einzigen Anbieter gebe, der mithilfe von europaweiten Ausschreibungen nur den billigsten Anbieter zum Zuge kommen lasse. Für Kastenholz aber ist klar: Forstunternehmen können auf Dauer nur dann leistungsfähig sein, wenn sie entsprechend entlohnt werden. Sollte das nicht der Fall sein, „ so wird man diese Unternehmerschaft verlieren“, war er überzeugt. Der Funktionär berichtete dann, dass das ENFE fünf von seinen 14 Mitgliedsländern verloren habe, weil die notwendigen Mitgliedsbeiträge nicht mehr getragen werden konnten. Zu ihnen zählen England, Irland, Portugal, Lettland und Norwegen.

Kob
H. von Kobylinski – LW 18/2013