Frauen stärker fördern in Politik und Ehrenamt
Nach wie vor sind mehr Männer in der Politik vertreten
Der Fachausschuss „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft“ des Hessischen Bauernverbandes (HBV) hat am 20. November – einen Tag nach dem internationalen Tag der Unternehmerin – im Hessischen Landtag am Seminar „Frauen im Landtag“ teilgenommen. Dort konnten die Teilnehmerinnen Einblicke in die Arbeit und Herausforderungen von Frauen in der Politik gewinnen. Im Landtags-Plenum stand unter anderem die Debatte um die berufliche Bildung auf der Tagesordnung.
Ziel des Antrages der Landesregierung war es, mehr Berufspraktika einzuführen, ein Thema, das auch im HBV-Ausschuss bereits diskutiert wurde. Dabei wurde auch deutlich, wie der Entscheidungsprozess in der Politik funktioniert: Die Fraktionen legen im Vorfeld fest, wie abgestimmt werden soll. Das Plenum selbst dient oft eher der Präsentation, wobei meist nur Abgeordnete anwesend sind, die thematisch involviert sind.Ein zentrales Thema war der geringe Frauenanteil im Hessischen Landtag: Von den 133 Abgeordneten sind nur 44 Frauen – auch im Bundestag ist der Anteil nur unwesentlich höher. Auch wenn der Anteil der Gründerinnen in Hessen laut Statistischem Landesamt gestiegen ist, in Politik und Ehrenamt ist noch viel Luft nach oben. Ein Gespräch mit Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) beleuchtete die Ursachen und Herausforderungen. Wallmann betonte im Gespräch, dass es klug sei, Frauen stärker einzubinden, da sie die Hälfte der Bevölkerung repräsentieren. Dennoch sei es oft schwierig, Frauen für ein politisches Engagement zu gewinnen. Viele würden mehr Überzeugungsarbeit als bei männlichen Kollegen benötigen, da die Vereinbarkeit von politischem Amt mit Familie oder Pflegeaufgaben eine große Hürde bleibt.
Diese Herausforderung spiegelt sich genauso in der Landwirtschaft wider: Um „jünger und weiblicher“ zu werden hat der Deutsche Bauernverband den Unternehmerinnen-Ausschuss gegründet, denn Frauen sind eine essentielle Säule der Landwirtschaft und Gesellschaft. Der Hessische Bauernverband geht diesen Weg mit und hat den HBV-Fachausschuss „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft" vor zwei Jahren gegründet.
Diskutiert wurde, wie der Frauenanteil in der Politik gesteigert werden könnte. Einige Parteien, wie SPD und Grüne, setzen auf Mentoring-Programme und paritätische Listenbesetzungen. Dennoch bleibt der Einstieg – besonders auf kommunaler Ebene – schwierig, da viele Sitzungen abends stattfinden, was oft unvereinbar mit familiären Verpflichtungen ist. Wallmann unterstrich die Bedeutung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen die Ausübung politischer Ämter in jeder Lebenslage ermöglichen. Auch der Landtag möchte kinderfreundlicher werden, doch die fehlenden Regelungen zu Mutterschutz und Elternzeit stellen derzeit eine enorme Herausforderung dar.
Politische Kultur und Anforderungen
In einer Runde mit den frauenpolitischen Sprecherinnen der fünf Fraktionen Anna Nguyen (AfD), Marion Schardt-Sauer (FDP), Stefanie Klee (CDU) und Karina Fissmann (SPD), Julia Herz (Grüne) wurde darüber gesprochen, wie der Arbeitsalltag für Landtagsabgeordnete aussieht und welche Verbesserungen für die Förderung von Frauen notwendig wären. Es wurde betont, dass eine paritätische Besetzung die Qualität der Politik verbessere, da Frauen in Gruppen die Dynamik positiv beeinflussen können. Die Atmosphäre im Hessischen Landtag gilt als besonders rau, weshalb Frauen dort ein „dickes Fell“ benötigen.
Hindernisse für Frauen in der Politik
Doch neben der Gruppendynamik profitieren auch die Aufgaben des Parlaments – Gesetzgebung, Kontrolle der Regierung und Wahlen – von einer diverseren Perspektive. Die Politik kann jedoch nicht alle gesellschaftlichen Herausforderungen lösen, betonten die Abgeordneten. Während sie Rahmenbedingungen setzen kann, bleibe die Verantwortung des Einzelnen wichtig. Das politische und wirtschaftliche System sei historisch von und für Männer geprägt, Frauen hätten oft den Nachteil durch die Strukturen seltener präsent sein zu können. Ein gesellschaftliches Umdenken sei notwendig: Männer sollten stärker Verantwortung für ihre Familie übernehmen, um Frauen mehr Freiräume zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten Frauen gezielt Kompetenzen aufbauen, um ihre Position in der Politik oder im Ehrenamt zu stärken.
Das Seminar zeigte, dass noch viele Hindernisse für Frauen in der Politik bestehen, jedoch auch zahlreiche Ansätze und Programme vorhanden sind, um sie zu fördern. Eine stärkere Einbindung von Frauen ist nicht nur wünschenswert, sondern entscheidend für eine ausgewogene und zukunftsorientierte Politik. Der HBV wird sich weiterhin für die Förderung von Frauen einsetzen und dabei Themen wie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorantreiben.
HBV – LW 48/2024