Freiwilliger Beginn der Zuckerrübenernte
Anbauverband: Dürre erfordert außergewöhnliche Maßnahme
Bei den Zuckerrübenanbauern macht die andauernde Trockenheit Hoffnungen auf eine gute Ernte zunichte. Der Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer hat deshalb mit Südzucker den ursprünglich vorgeschlagenen Termin des Beginns der Verarbeitung in Offstein vom 19. September auf den 27. September verlegt. Dies hat der Verband in einer Pressemitteilung erklärt.

Foto: Lang
Freiwilliger Erntebeginn in den Beregnungsgebieten
In der ersten Woche werden zum ersten Mal in der Verbandsgeschichte nur in Beregnungsgebieten auf freiwilliger Basis der Landwirte die Erntemaschinen eingesetzt. Das habe der Verband in den Gesprächen mit Südzucker durchgesetzt. In diesen Regionen konnte die Rübe trotz großer Hitze durch den Einsatz von Beregnung Gewicht und Zuckergehalt zulegen. Gleichzeitig treten in diesen Gebieten jedoch auch Blattkrankheiten und die durch Zikaden übertragene bakterielle Erkrankung SBR verstärkt auf. Erkennbar werde das an den gelben Blättern vieler Pflanzen. Damit sei in der Folgezeit mit geringeren Zunahmen an Ertrag und Zucker zu rechnen. „Wir haben im Interesse der Rübenanbauer in den Trockenregionen in Rheinhessen, in der Pfalz und Südhessen erstmals diese flexible Regelung durchsetzen müssen“, erklärt der Verbandsvorsitzende Walter Manz laut Pressemitteilung.
Ein Erntebeginn noch im September sei dennoch nötig, um die Zuckerversorgung der Zuckerkunden sicherzustellen. Wegen knapper Welterzeugung sei die Versorgungslage schwieriger geworden. Die Preise für Zucker steigen seit Monaten. Für die Rübenanbauer sei das ein unbedingt nötiger Ausgleich für geringere Erträge und hohe Kosten der Produktion. „Beregnung von Zuckerrüben kostet viel Geld, sichert aber Ertrag und Qualität – in diesem Jahr sogar die Versorgung der Zuckerkunden“, erklärt Dr. Christian Lang, Geschäftsführer des Verbandes. Für die frühe Ernte erwarte man auch finanzielle Leistungen, die den Nachteil entsprechend ausgleichen.
Abfrage bei den Erzeugern in dieser Woche
Noch in dieser Woche werde eine Abfrage gestartet, in der ermittelt werden soll, welche Anbauer bereit sind, ihre Flächen ganz oder teilweise schon zum sehr frühen Zeitpunkt zu ernten. „Diese Regelung erfordert eine hohe Flexibilität der Ernte- und Abfuhrorganisationen“, erklärt Lang. Man sei den dort aktiven Anbauern dankbar, dass sie die Umstellung durch Veränderungen der Organisation ermöglichen. „Außergewöhnliche Wetterbedingungen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Wir müssen uns in Zukunft an diese Klimaveränderungen anpassen. Nur so können wir noch wirtschaftlich anbauen, und auch ökologisch bietet das flexible Verfahren Vorteile“, erläutert Lang die Hintergründe.
Keine Bekämpfung der Pilzkrankheiten mehr erforderlich
Die frühe Ernte im Beregnungsgebiet sorge dafür, dass dort keine Bekämpfung der Pilzkrankheiten mehr nötig werde. Außerdem entziehe man den schädlichen Zikadenlarven schon früher die Nahrung und hoffe, dass damit die Vermehrung der Schädlinge geringer ausfalle. Gerade in Beregnungsgebieten waren durch das NIKIZ-Projekt nämlich sehr hohe Be-fallszahlen festgestellt worden. Infolgedessen seien viele Rübenbestände auch erkrankt.
Ab 4. Oktober in die reguläre Erntereihenfolge
Die Felder, die für die frühe Ernte vorgesehen sind, sollten aber weiter bewässert werden, damit die Ernte auch ohne große Verluste erfolgen könne, empfiehlt Lang. Für die späteren Termine und Regionen hoffe man weiterhin auf Regen, erläutert Walter Manz. Dann könnten die Zuckerrüben noch zuwachsen, und Ernteverluste könnten verringert werden. Ab dem 4. Oktober will man dann die reguläre Erntereihenfolge der ursprünglichen Planung umsetzen und eine höhere Verarbeitungsmenge nach Offstein fahren.
Südzucker sammele jetzt die Erntewünsche, und in wenigen Tagen werde dann eine erneute Sitzung mit den Transporteuren stattfinden. Der Rübentransport werde von den Anbauern gemeinsam in drei Gemeinschaftsunternehmen geplant und durchgeführt. Man frage jetzt alle Betriebe ab und müsse schnell reagieren, damit alle Anbauer zeitgerecht informiert werden können.
Das Vorgehen sei auch in Deutschland aktuell einmalig, aber notwendig, um für möglichst viele Anbauer die optimale Lösung zu finden. Bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes am 8. September in Undenheim werde man über die Umsetzung berichten, erklärt Manz abschließend.
LW – LW 34/2022