Fressgitter richtig nutzen
Kühe haben am Tag nur eine begrenzte Stundenzahl, um ihre täglichen Routinen zu erledigen (3 bis 5 Stunden fressen, 12 bis 14 Stunden liegen, 2 bis 3 Stunden soziale Interaktion, ca. 30 Minuten trinken). Somit bleiben nur noch 2,5 bis 3,5 Stunden für das Melken und andere Herdenmanagementaktivitäten. Die Zeit, die Kühe eingesperrt im Fressgitter stehen, konkurriert mit der Zeit für andere Verhaltensbedürfnisse.
In einer Studie (Miner Institute, USA) wurden „lock-up“-Zeiten von 1 bis 4 Std/Tag gemessen. Diese Zeit war abhängig von der Stallgröße, der Besatzdichte und der Position eines Tieres am Futtertisch. Es wurde festgestellt, dass Kühe mit längeren Zeiten im Fressgitter kürzere Liegezeiten hatten. Die verlängerte Stehzeit wiederum korreliert mit dem erhöhten Auftreten von Lahmheiten und einer kürzeren Fresszeit sowie mehr aggresivem Verhalten. Mit zunehmender Verweildauer im Fressgitter steigt auch der Cortisolspiegel. Das führt zu erhöhtem Stress für das Tier, was sich negativ auf die Gesundheit und Produktivität auswirken kann. Ein erhöhter Cortisolspiegel hat das Potenzial, die Gesamtmilchleistung, den Milchfettanteil und die Trockenmasseaufnahme zu verringern. Kühe, die mehr als 4 Stunden lang kein zugang zu Futter und Liegeplatz hatten, reduzierten die Milchleistung an drei aufeinander folgenden Tagen um rund 2 kg pro Tag.
Um unnötigen Stress zu vermeiden, müssen die „lock-up“-Zeiten so kurz wie möglich sein. Dies gilt besonders für Transitkühe, da diese eine stressfreie Umgebung benötigen. Auch in den Sommermonaten ist es wichtig, die Sperrzeiten auf ein Minimum zu reduzieren.
Um die „lock-up“-Zeit zu minimieren, sind folgende Punkte zu überprüfen:
Zeitschaltuhr einschalten, sobald die Tiere festgesetzt sind, um zu prüfen, wie lange die Tiere bei den verschiedenen Aktivitäten (TU, Impfung, Tierkontrolle…) festgesetzt sind. Eventuell sind hier Anpassungen möglich.
Einzelne Tiere festsetzen, statt die ganze Gruppe.
Im Sommer nicht über Mittag/Nachmittag im Fressgitter fixieren (Hitzestress!).
mit dem Tierarzt Möglichkeiten besprechen, wie die Effizienz der Behandlungsroutinen verbessert werden kann.
(Selbstfang) Fressgitter können im Betrieb erfolgreich eingesetzt werden. Der begrenzende Faktor ist, wie gut sie gehandhabt werden. Im Team sollte daran gearbeitet werden, die Sperrzeiten für die Kühe so gering wie möglich zu halten.
Sibylle Möcklinghoff-Wicke