Fruchtbar, aber auch empfindlich

Parabraunerde schonend bearbeiten

Der Lössboden ist „Boden des Jahres 2021“ und enthält als Oberbegriff die fruchtbarsten Böden Deutschlands. Neben anderen Bodentypen ist in Südwestdeutschland die Parabraunerde aus Löss ein verbreiteter Boden, der auf den besten Ackerflächen anzutreffen ist.

Im württembergischen Untergruppenbach ist nach Bodenbearbeitung auf einem Lösslehm-Standort der ausgebleichte Al-Horizont sichtbar.

Foto: Voit

Während der Eiszeiten wurden feinste Bodenbestandteile aus den nicht vereisten Schotterflächen vor den Gletscherzungen vom Wind ausgeweht und an anderer Stelle wieder abgelagert. Weite Flächen Süddeutschlands waren während der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit; Ende 10 000 vor Chr.) nicht vom Eis bedeckt und spärlich von Gräsern und kleinen Sträuchern bewachsen, ähnlich wie dies heute von der subpolaren Tundravegetation bekannt ist. Diese Vegetation hat den von starken Winden, die an den Gletscherzungen herrschten, über weite Strecken verwehten Lössstaub festgehalten und so konnte sich vor allem in den windgeschützten Lagen der Löss über die Zeit zu einer Mächtigkeit bis über 30 m im Oberrheingebiet aufbauen.

Entstehung und Verbreitung des Löss

Im unverwitterten Zustand besteht der Löss überwiegend aus der Kornfraktion Schluff (Teilchengröße 2- 60 µm). Diese Schluffteilchen, die aus feinsten Quarzkörnchen bestehen, bilden meist mehr als die Hälfte der Zusammensetzung von Rohlöss, er enthält zudem feinverteilten Kalk als Calciumcarbonat sowie Minerale, wie Feldspäte und Glimmer. Löss verwittert rasch und bildet dann Tonminerale und Oxide. Er ist leicht durchwurzelbar und ausreichend für das Wurzelwachstum durchlüftet. Neben Wasser können Löss und Lösslehm auch ausreichend Nährstoffe speichern und an die Bodenlösung wieder abgeben.

Aus Löss entwickeln sich je nach Klima und Relief Pararendzinen, Schwarzerden, Parabraunerden und Kolluvisole (Schwemmlandböden). Diese Böden sind für den Ackerbau von besonderer Bedeutung. So wächst weltweit schätzungsweise etwa 80 Prozent des Getreides (außer Reis) auf Lössböden. In Südwestdeutschland sind Lössböden im Rheingraben, im Kaiserstuhl, im Kraichgau, in den Gäulandschaften Württembergs, im Neckarbecken sowie links des Rheines in der Pfalz, in Rheinhessen und im Rheinland (Neuwieder Becken) weit verbreitet.

Rohlöss besteht, je nach Herkunft, aus bis zu 35 Prozent Calciumcarbonat. Unter den humiden Klimabedingungen der Nacheiszeit wurde das Carbonat in den oberen Horizonten ausgewaschen und der gelbe Löss durch Eisenoxid- und Tonbildung in gelbbraunen Lösslehm umgewandelt. Bei dieser Umwandlung handelt es sich um die erste Stufe der Bodenbildung, die Entstehung einer Vorstufe der Parabraunerde aus dem Ausgangsmaterial Löss.

Entstehung der Parabraunerde

Der Name Parabraunerde soll die Ähnlichkeit mit der Braunerde ausdrücken. Die Parabraunerde bildet sich nur im feucht-gemäßigtem Klima. Durch Niederschläge erfolgt eine leichte Versauerung der Bodenoberfläche gepaart mit der Auswaschung von Kalziumcarbonat und daraus erfolgender Tonverlagerung in tiefere Bodenschichten. Entkalkung und Tonverlagerung ist kennzeichnend für die Parabraunerde.

Der Vorgang der Tonverlagerung beginnt mit der Entkalkung nach Auswaschung der Ca++-Ionen durch Niederschläge bei gleichzeitiger Abnahme des pH-Wertes auf etwa 5,0 bis 6,5. Durch den niedrigen pH-Wert kommt es zu einer oder Auflösung von koagulierten (zusammengeklumpten) Tonteilchen (Peptisation). Die Abwärtsverlagerung durch Sickerwasser wird ermöglicht. Es entsteht ein an Eisen und Ton verarmter, aufgehellter Bodenbereich (Al-Horizont). Freier Kalk (Calciumcarbonat) ist in der Regel nicht mehr nachweisbar.

Im Unterboden reichert sich dann der verlagerte Ton wieder an (Bt-Horizont). Blind endende Hohlräume, Ausflockungsvorgänge und Ablagerungen in Trockenrissen ermöglichen die Tonanreicherung. Der Tongehaltsunterschied zwischen an Ton verarmtem Al-Horizont und Bt-Horizont kann in Lössgebieten 20 Prozent und mehr betragen. Der im Unterboden angereicherte Ton bildet nicht selten eine für Wasser undurchlässige Schicht. Diese Anreicherung kann zur Staunässe und zum Subtyp Pseudogley-Parabraunerde (Ah/Sw-Al/Sd-Bt/C-Profil) oder zum Parabraunerde-Pseudogley (Ah/Al-Sw/Bt-Sd/C-Profil) führen. Tonverlagerung ist der entscheidende Vorgang zur Entwicklung von Parabraunerden.

Verbraunung und Verlehmung

Bei der chemischen Verwitterung zahlreicher Mineralien wird Eisen freigesetzt und oxidiert. Es rostet sozusagen. Die dadurch zustande kommende braune Farbe von Böden der gemäßigten Klimate wird durch Eisenoxide wie dem Mineral Goethit ([FeO(OH)]) verursacht. Diese so genannte „Verbraunung" des Bodens ist mit einer Erhöhung des Tongehaltes verbunden. Man bezeichnet dies als „Verlehmung“.

Bei der Verwitterung von Kalksteinen oder kalkhaltigen Sedimenten wie dem Löss sind meistens noch andere Mineralien als Beimengung enthalten. Werden solche Böden durch weitere Verwitterung entkalkt, bleiben die nicht kalkhaltigen Bestandteile zurück und reichern den Boden nun mit Ton oder an. Man spricht dabei oft von „Residualton“ (von lat. residere = zurückbleiben). Die Verbraunung beginnt bei Kalksteinen oder kalkhaltigem Gestein erst bei pH-Werten unter 7 ab, also nach der Entkalkung. Verbraunung wird hin und wieder auch durch die Ansammlung von organischer Substanz im Boden vorgetäuscht. Sie ist bei der Entstehung von Braunerden oder vergleichbaren Böden der entscheidende Boden bildende Vorgang.

Eigenschaften von Parabraunerden

Die günstigen Eigenschaften der Parabraunerde sind ihr Nährstoffreichtum und eine hohe nutzbare Feldkapazität. Sie kann bis in 1 Meter Bodentiefe über 180 Liter für die Kulturen nutzbares Wasser speichern. Parabraunerden sind in gutem Zustand allgemeinen gut durchlüftet. Für Zuckerrüben und Weizen ist der Boden in der Regel optimal. Die Auswaschungsgefahr für Nährstoffe (abgesehen von Erosion) ist gering und Spurenelementmangel ist meist nicht zu befürchten. Parabraunerden sind Böden mit höchstem Nährstoffausnutzungsgrad. Die Bodenschätzung stuft Parabraunerde aus Löss als „L 2/L 3 Lö“ mit über 80 Bodenpunkten und Ackerzahlen über 90 ein. Parabraunerden sind aber auch strukturschwach und dadurch sehr empfindlich, beispielsweise für Verdichtungen. Oberflächliche Verschlämmung als Folge der Entkalkung kann zu Verkrustungen der Schluffteilchen führen, die den Gasaustausch zeitweise stark einschränken. Der Bt-Horizont kann bei starker Mächtigkeit zu Staunässe führen. Schluffreiche Parabraunerden aus Löss neigen bei fehlender Vegetationsbedeckung zudem zur Bodenerosion.

Für die Erhaltung der wertvollen Eigenschaften dieses Bodens sind einige Punkte zu berücksichtigen. Um Verschlämmung und Verkrustung möglichst zu vermeiden, sollte der Boden bei der Saat nicht zu fein hergerichtet werden. Bodenschonende Technik beugt Schadverdichtungen vor. Die Vermeidung unbedeckten Bodens durch Zwischenfrüchte, Mulch und eine abwechslungsreiche Fruchtfolge helfen gegen Erosionsschäden. Eine regelmäßige Kalk- (und Magnesium-) Düngung ist besonders wichtig bei hohen Niederschlägen. Eine organische Düngung und angemessene Kalkung wirkt der Verschlämmungs- und Erosionsneigung des schluffreichen Oberbodens von Parabraunerden aus Löss entgegen. Die Kalkung entfaltet aufgrund der hohen Gehalte an Tonmineralien im Boden eine sehr gute Strukturwirkung, verbessert Siebfähigkeit, Bearbeitbarkeit und fördert die Abtrocknung des Oberbodens. Lössböden haben es verdient, dass man schonend auf ihnen wirtschaftet.

Alexander Voit, DüKa GmbH, Landesarbeitskreis Düngung – LW 45/2021